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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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von der Welt Anfang und Ende.
Ja sie seynd dermassen erschöpfft/ daß/ wenn ihre Feinde einander wol
verstanden/ und nach ihrer Trennung diejenige/ welche annoch in der
Ordnung geblieben/ sich nicht zu Haus in Streit gewickelt hätten/ es
unmüglich gewesen wäre/ daß sie ihnen hätten widerstehen können. (a)

(a) Itiner[ar.]
Hispan. e
Gall. trans-
latum per
Joh. Make,
D.

Aus diesem Discurs/ leuchtet uns je hell genug unter die Augen die
rechte Würckung deß Wechsels/ so bishero/ im Spanischen Reichs- und
Stats-Wesen/ vorgegangen. Dazu noch etliche andre mehr gesetzt wer-
den könnten; wenn mich die Fehler/ so uns Teutschen in der Nähe sind/
nicht erinnerten/ in den ausländischen keine Weitläufftigkeit zu machen.
Unterdessen ist dieses alles bündig und kräfftig genug/ den Schluß zu un-
terhalten/ daß kein Reich/ noch Regiments-Wesen/ durch Alter; sondern
entweder durch äusserliche Gewalt/ oder innerliche Gebrechen und Feh-
ler/ verwese.

Wenn nun gleich ein Reich fällt: so stehet doch hingegen ein anders
wieder auf/ und das kan eben so wenig einen allgemählichen Abgang
welt- oder natürlicher Kräffte beweisen/ als wie die Abwechselung Som-
mers und Winters/ Regens und Sonnen-Scheins.

Forell. Es halten gleichwol insgemein die alte Christliche Scriben-(b) Teste
Caesario in
Dialog.
Quaest.
71.

ten dafür/ (b) am Jüngsten Tage werde die überhimmlische Welt ver-
brennen; wenn das Wasser über der Festen ausgetrocknet. So nun
solches überhimmlische Gewässer/ nach und nach/ von dem Feuer der Ge-Meinung
etlicher Kir-
chenvätter
von der Auf-
lösung deß
Himmels
am Jüng-
sten Tage.

stirne/ verzehret wird/ oder sonst mit der Zeit sich verliert: muß je die
Welt/ unvermerckter Weise/ in ihren Kräfften/ schwinden. Denn es
ist bekandt/ was das Wasser für ein Haupt-Principium aller korpörlichen
Dinge sey.

Winterschild. Ohn ist es nicht/ daß theils alte Kirchenvätter/ als
Basilius/ (c) Ambrosius (d) Theodoretus (e) Damascenus (f) Beda
(g) und Andre/ mutmassen/ das überhimmlische Wasser sey darum über(c) Homil.
3.

der Festen gesetzt/ daß die feurige Hitze der Sternen und Gestirne dadurch(d) Hexae.
lib. 11. c.
3.

getemperirt/ und durch solche mächtige Hitze das Firmament nicht aufge-
löset würde. Und weil die Schrifft gedenckt/ daß/ am letzten Tage/ die(e) Quaest.
in Genesin
cap.
1.

Himmel zergehen werden mit grossem Krachen/ die Element aber für Hi-
tze schmeltzen/ und die Erde/ und die Wercke/ die drinnen sind/ verbren-
nen: (h) als haben sie daraus geurtheilet/ es würde solche grausame Him-(f) de Or-
thodoxa
Fide lib. 11.
c.
9.

mel- und Erde verzehrende Brunst/ nach Austrucknung deß Wassers/
entstehen. Wie nun dieser Meinung die Vernunfft nicht gar ungünstig
ist: also kan sie doch gleichwol auch keinen Glaubens-Artickel daraus ma-(g) lib. de
Rer. natura
c.
7.

chen/ ob eben auf solche Art die Auflösung der Himmels-Feste geschehen
werde. Und da sie gleich also geschehen solte; mag doch gleichwol nicht(h) 2. Pet. 3.

der
Y ij

von der Welt Anfang und Ende.
Ja ſie ſeynd dermaſſen erſchoͤpfft/ daß/ wenn ihre Feinde einander wol
verſtanden/ und nach ihrer Trennung diejenige/ welche annoch in der
Ordnung geblieben/ ſich nicht zu Haus in Streit gewickelt haͤtten/ es
unmuͤglich geweſen waͤre/ daß ſie ihnen haͤtten widerſtehen koͤnnen. (a)

(a) Itiner[ar.]
Hiſpan. è
Gall. trans-
latum per
Joh. Make,
D.

Aus dieſem Discurs/ leuchtet uns je hell genug unter die Augen die
rechte Wuͤrckung deß Wechſels/ ſo bishero/ im Spaniſchen Reichs- und
Stats-Weſen/ vorgegangen. Dazu noch etliche andre mehr geſetzt wer-
den koͤnnten; wenn mich die Fehler/ ſo uns Teutſchen in der Naͤhe ſind/
nicht erinnerten/ in den auslaͤndiſchen keine Weitlaͤufftigkeit zu machen.
Unterdeſſen iſt dieſes alles buͤndig und kraͤfftig genug/ den Schluß zu un-
terhalten/ daß kein Reich/ noch Regiments-Weſen/ durch Alter; ſondern
entweder durch aͤuſſerliche Gewalt/ oder innerliche Gebrechen und Feh-
ler/ verweſe.

Wenn nun gleich ein Reich faͤllt: ſo ſtehet doch hingegen ein anders
wieder auf/ und das kan eben ſo wenig einen allgemaͤhlichen Abgang
welt- oder natuͤrlicher Kraͤffte beweiſen/ als wie die Abwechſelung Som-
mers und Winters/ Regens und Sonnen-Scheins.

Forell. Es halten gleichwol insgemein die alte Chriſtliche Scriben-(b) Teſte
Cæſario in
Dialog.
Quæſt.
71.

ten dafuͤr/ (b) am Juͤngſten Tage werde die uͤberhimmliſche Welt ver-
brennen; wenn das Waſſer uͤber der Feſten ausgetrocknet. So nun
ſolches uͤberhimmliſche Gewaͤſſer/ nach und nach/ von dem Feuer der Ge-Meinung
etlicher Kir-
chenvaͤtter
von deꝛ Auf-
loͤſung deß
Himmelſ
am Juͤng-
ſten Tage.

ſtirne/ verzehret wird/ oder ſonſt mit der Zeit ſich verliert: muß je die
Welt/ unvermerckter Weiſe/ in ihren Kraͤfften/ ſchwinden. Denn es
iſt bekandt/ was das Waſſer fuͤr ein Haupt-Principium aller korpoͤrlichen
Dinge ſey.

Winterſchild. Ohn iſt es nicht/ daß theils alte Kirchenvaͤtter/ als
Baſilius/ (c) Ambroſius (d) Theodoretus (e) Damaſcenus (f) Beda
(g) und Andre/ mutmaſſen/ das uͤberhimmliſche Waſſer ſey darum uͤber(c) Homil.
3.

der Feſten geſetzt/ daß die feurige Hitze der Sternen und Geſtirne dadurch(d) Hexae.
lib. 11. c.
3.

getemperirt/ und durch ſolche maͤchtige Hitze das Firmament nicht aufge-
loͤſet wuͤrde. Und weil die Schrifft gedenckt/ daß/ am letzten Tage/ die(e) Quæſt.
in Geneſin
cap.
1.

Himmel zergehen werden mit groſſem Krachen/ die Element aber fuͤr Hi-
tze ſchmeltzen/ und die Erde/ und die Wercke/ die drinnen ſind/ verbren-
nen: (h) als haben ſie daraus geurtheilet/ es wuͤrde ſolche grauſame Him-(f) de Or-
thodoxa
Fide lib. 11.
c.
9.

mel- und Erde verzehrende Brunſt/ nach Austrucknung deß Waſſers/
entſtehen. Wie nun dieſer Meinung die Vernunfft nicht gar unguͤnſtig
iſt: alſo kan ſie doch gleichwol auch keinen Glaubens-Artickel daraus ma-(g) lib. de
Rer. natura
c.
7.

chen/ ob eben auf ſolche Art die Aufloͤſung der Himmels-Feſte geſchehen
werde. Und da ſie gleich alſo geſchehen ſolte; mag doch gleichwol nicht(h) 2. Pet. 3.

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[171/0197] von der Welt Anfang und Ende. Ja ſie ſeynd dermaſſen erſchoͤpfft/ daß/ wenn ihre Feinde einander wol verſtanden/ und nach ihrer Trennung diejenige/ welche annoch in der Ordnung geblieben/ ſich nicht zu Haus in Streit gewickelt haͤtten/ es unmuͤglich geweſen waͤre/ daß ſie ihnen haͤtten widerſtehen koͤnnen. (a) Aus dieſem Discurs/ leuchtet uns je hell genug unter die Augen die rechte Wuͤrckung deß Wechſels/ ſo bishero/ im Spaniſchen Reichs- und Stats-Weſen/ vorgegangen. Dazu noch etliche andre mehr geſetzt wer- den koͤnnten; wenn mich die Fehler/ ſo uns Teutſchen in der Naͤhe ſind/ nicht erinnerten/ in den auslaͤndiſchen keine Weitlaͤufftigkeit zu machen. Unterdeſſen iſt dieſes alles buͤndig und kraͤfftig genug/ den Schluß zu un- terhalten/ daß kein Reich/ noch Regiments-Weſen/ durch Alter; ſondern entweder durch aͤuſſerliche Gewalt/ oder innerliche Gebrechen und Feh- ler/ verweſe. Wenn nun gleich ein Reich faͤllt: ſo ſtehet doch hingegen ein anders wieder auf/ und das kan eben ſo wenig einen allgemaͤhlichen Abgang welt- oder natuͤrlicher Kraͤffte beweiſen/ als wie die Abwechſelung Som- mers und Winters/ Regens und Sonnen-Scheins. Forell. Es halten gleichwol insgemein die alte Chriſtliche Scriben- ten dafuͤr/ (b) am Juͤngſten Tage werde die uͤberhimmliſche Welt ver- brennen; wenn das Waſſer uͤber der Feſten ausgetrocknet. So nun ſolches uͤberhimmliſche Gewaͤſſer/ nach und nach/ von dem Feuer der Ge- ſtirne/ verzehret wird/ oder ſonſt mit der Zeit ſich verliert: muß je die Welt/ unvermerckter Weiſe/ in ihren Kraͤfften/ ſchwinden. Denn es iſt bekandt/ was das Waſſer fuͤr ein Haupt-Principium aller korpoͤrlichen Dinge ſey. (b) Teſte Cæſario in Dialog. Quæſt. 71. Meinung etlicher Kir- chenvaͤtter von deꝛ Auf- loͤſung deß Himmelſ am Juͤng- ſten Tage. Winterſchild. Ohn iſt es nicht/ daß theils alte Kirchenvaͤtter/ als Baſilius/ (c) Ambroſius (d) Theodoretus (e) Damaſcenus (f) Beda (g) und Andre/ mutmaſſen/ das uͤberhimmliſche Waſſer ſey darum uͤber der Feſten geſetzt/ daß die feurige Hitze der Sternen und Geſtirne dadurch getemperirt/ und durch ſolche maͤchtige Hitze das Firmament nicht aufge- loͤſet wuͤrde. Und weil die Schrifft gedenckt/ daß/ am letzten Tage/ die Himmel zergehen werden mit groſſem Krachen/ die Element aber fuͤr Hi- tze ſchmeltzen/ und die Erde/ und die Wercke/ die drinnen ſind/ verbren- nen: (h) als haben ſie daraus geurtheilet/ es wuͤrde ſolche grauſame Him- mel- und Erde verzehrende Brunſt/ nach Austrucknung deß Waſſers/ entſtehen. Wie nun dieſer Meinung die Vernunfft nicht gar unguͤnſtig iſt: alſo kan ſie doch gleichwol auch keinen Glaubens-Artickel daraus ma- chen/ ob eben auf ſolche Art die Aufloͤſung der Himmels-Feſte geſchehen werde. Und da ſie gleich alſo geſchehen ſolte; mag doch gleichwol nicht der (c) Homil. 3. (d) Hexae. lib. 11. c. 3. (e) Quæſt. in Geneſin cap. 1. (f) de Or- thodoxa Fide lib. 11. c. 9. (g) lib. de Rer. natura c. 7. (h) 2. Pet. 3. Y ij

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/197>, abgerufen am 22.12.2024.