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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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rum sustinere non ausus, incensis prima noctis vigilia castris, signa retro Constantinopolim vertit: Indem/ mit augenscheinlicher Gefahr deß gantzen Teutschlandes/ bey dieser einigen Stadt/ beyderseits so gestritten wird; führen/ Pfaltzgraf Friedrich/ welchem / auf dem Reichs-Tage zu Speyer/ die Stelle eines Generalissimi/ über die Armeen wider die Türken/ aufgetragen war/ und König Ferdinand/ die/ in grosser Anzahl versammlete / Völker nach Wien/ wider den Solimann: Der aber/ nachdem er solches erfahren/ gegen der Teutschen ihrer Kriegs-Macht zu stehen sich nicht getrauet/ sondern/ in der ersten Nacht-Wache/ sein Lager angezündet/ und seine Heer-Fahnen zurück/ gegen Constantinopel / gewendet.

Aber ich vermute/ diß sey eine irrige Vermischung/ mit dem Heimzuge/ welchen Solimann ein paar Jahre hernach erst gethan/ aus Scheu für dem starken Anzuge Käisers Caroli Vti, mit einem gewaltigem Kriegsheer von Teutschen und Spanniern/ darunter die bravesten Rittersleute der Christenheit selbigem heroischen Käiser das Geleit gaben. Damals/ sag' ich/ hat ihn solche Furcht zurück- und zu einer Retirade/ getrieben; dißmals aber nur allein die blosse Betrachtung seines Einbusses vor Wien/ welcher ihm den Mut/ samt der Hoffnung/ selbige Stadt zu erobern/ gäntzlich gebrochen hatte. Dann wiewol König Ferdinand/ unter der Belägerung/ ein ziemliches Volk sammlete; fiel es doch nicht möglich/ innerhalb so wenig Wochen/ als diese Belägerung währte/ eine solche Macht auf den Beinen zu haben/ die einer so gewaltigen und streitbaren erbfeindlichen Armade/ zu Felde entgegen rücken dörffte: sintemal Käiser Carolus/ mit seinen Völkern/ womit er seinen Herrn Bruder/ den König/ entsetzen wolte/ allererst/ aus Spannien/ nach Italien segelte/ als Solimannus allbereit im Aufbruch und Ruckzuge begriffen war. Daher auch sonst kein einiger Historicus/ ausser dem Ortelio/ und diesem P. Masenio/ meines Wissens/ einer solchen Furcht Solimanns/ für dem Teutschen Kriegsheer/ gedenkt. Ist doch auch/ wie vor gesagt/ der Groß-Vezir noch/ mit sechzigtausend Mann/ etliche Tage / unferrn Wien/ stehen geblieben: welches schwerlich geschehen/ wann der Suldan den Anzug der Teutschen dißmal besorgt/ und deßwegen so davon geeilt hätte. Aber der herbeyeilende Winter war die Neben-Ursache/ daß er fortging/ ehe dann die Wege gar zu unreisbar würden. Gleichwol hätte er/ deß Wetters halben/ noch wol eine Wochen oder etliche länger/ davor stehen können/ wenn GOtt nicht seinem Volk den Mut/ wieder anzugehen/ genommen. Und darum behelffen sich die Türkische Historici/ mit der Unwarheit / wenn sie/ wie Leunclavius/ in seinen Pandectis, aus ihnen/ berichtet/ vorgeben/ die gar zu rauhe Zeit deß Jahrs habe den Suldan/ zum Abzuge/ angewiesen: Dann nachdem er die Stadt/ 20. Tage lang/ beschossen/ und durch Minen einen Theil der Mauren umgeworffen / sey eine so ungewöhnliche Kälte/ von dem gefallenen Schnee/ eingebrochen/ daß weder Soldat /

P. Jacobus Masenius, lib. 4. Historiar. Caroli V. & Ferdinandi I. p. 174.

rum sustinere non ausus, incensis primâ noctis vigiliâ castris, signa retro Constantinopolim vertit: Indem/ mit augenscheinlicher Gefahr deß gantzen Teutschlandes/ bey dieser einigen Stadt/ beyderseits so gestritten wird; führen/ Pfaltzgraf Friedrich/ welchem / auf dem Reichs-Tage zu Speyer/ die Stelle eines Generalissimi/ über die Armeen wider die Türken/ aufgetragen war/ und König Ferdinand/ die/ in grosser Anzahl versammlete / Völker nach Wien/ wider den Solimann: Der aber/ nachdem er solches erfahren/ gegen der Teutschen ihrer Kriegs-Macht zu stehen sich nicht getrauet/ sondern/ in der ersten Nacht-Wache/ sein Lager angezündet/ und seine Heer-Fahnen zurück/ gegen Constantinopel / gewendet.

Aber ich vermute/ diß sey eine irrige Vermischung/ mit dem Heimzuge/ welchen Solimann ein paar Jahre hernach erst gethan/ aus Scheu für dem starken Anzuge Käisers Caroli Vti, mit einem gewaltigem Kriegsheer von Teutschen und Spanniern/ darunter die bravesten Rittersleute der Christenheit selbigem heroischen Käiser das Geleit gaben. Damals/ sag' ich/ hat ihn solche Furcht zurück- und zu einer Retirade/ getrieben; dißmals aber nur allein die blosse Betrachtung seines Einbusses vor Wien/ welcher ihm den Mut/ samt der Hoffnung/ selbige Stadt zu erobern/ gäntzlich gebrochen hatte. Dann wiewol König Ferdinand/ unter der Belägerung/ ein ziemliches Volk sammlete; fiel es doch nicht möglich/ innerhalb so wenig Wochen/ als diese Belägerung währte/ eine solche Macht auf den Beinen zu haben/ die einer so gewaltigen und streitbaren erbfeindlichen Armade/ zu Felde entgegen rücken dörffte: sintemal Käiser Carolus/ mit seinen Völkern/ womit er seinen Herrn Bruder/ den König/ entsetzen wolte/ allererst/ aus Spannien/ nach Italien segelte/ als Solimannus allbereit im Aufbruch und Ruckzuge begriffen war. Daher auch sonst kein einiger Historicus/ ausser dem Ortelio/ und diesem P. Masenio/ meines Wissens/ einer solchen Furcht Solimanns/ für dem Teutschen Kriegsheer/ gedenkt. Ist doch auch/ wie vor gesagt/ der Groß-Vezir noch/ mit sechzigtausend Mann/ etliche Tage / unferrn Wien/ stehen geblieben: welches schwerlich geschehen/ wann der Suldan den Anzug der Teutschen dißmal besorgt/ und deßwegen so davon geeilt hätte. Aber der herbeyeilende Winter war die Neben-Ursache/ daß er fortging/ ehe dann die Wege gar zu unreisbar würden. Gleichwol hätte er/ deß Wetters halben/ noch wol eine Wochen oder etliche länger/ davor stehen können/ wenn GOtt nicht seinem Volk den Mut/ wieder anzugehen/ genommen. Und darum behelffen sich die Türkische Historici/ mit der Unwarheit / wenn sie/ wie Leunclavius/ in seinen Pandectis, aus ihnen/ berichtet/ vorgeben/ die gar zu rauhe Zeit deß Jahrs habe den Suldan/ zum Abzuge/ angewiesen: Dann nachdem er die Stadt/ 20. Tage lang/ beschossen/ und durch Minen einen Theil der Mauren umgeworffen / sey eine so ungewöhnliche Kälte/ von dem gefallenen Schnee/ eingebrochen/ daß weder Soldat /

P. Jacobus Masenius, lib. 4. Historiar. Caroli V. & Ferdinandi I. p. 174.
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[178/0186] rum sustinere non ausus, incensis primâ noctis vigiliâ castris, signa retro Constantinopolim vertit: Indem/ mit augenscheinlicher Gefahr deß gantzen Teutschlandes/ bey dieser einigen Stadt/ beyderseits so gestritten wird; führen/ Pfaltzgraf Friedrich/ welchem / auf dem Reichs-Tage zu Speyer/ die Stelle eines Generalissimi/ über die Armeen wider die Türken/ aufgetragen war/ und König Ferdinand/ die/ in grosser Anzahl versammlete / Völker nach Wien/ wider den Solimann: Der aber/ nachdem er solches erfahren/ gegen der Teutschen ihrer Kriegs-Macht zu stehen sich nicht getrauet/ sondern/ in der ersten Nacht-Wache/ sein Lager angezündet/ und seine Heer-Fahnen zurück/ gegen Constantinopel / gewendet. Aber ich vermute/ diß sey eine irrige Vermischung/ mit dem Heimzuge/ welchen Solimann ein paar Jahre hernach erst gethan/ aus Scheu für dem starken Anzuge Käisers Caroli Vti, mit einem gewaltigem Kriegsheer von Teutschen und Spanniern/ darunter die bravesten Rittersleute der Christenheit selbigem heroischen Käiser das Geleit gaben. Damals/ sag' ich/ hat ihn solche Furcht zurück- und zu einer Retirade/ getrieben; dißmals aber nur allein die blosse Betrachtung seines Einbusses vor Wien/ welcher ihm den Mut/ samt der Hoffnung/ selbige Stadt zu erobern/ gäntzlich gebrochen hatte. Dann wiewol König Ferdinand/ unter der Belägerung/ ein ziemliches Volk sammlete; fiel es doch nicht möglich/ innerhalb so wenig Wochen/ als diese Belägerung währte/ eine solche Macht auf den Beinen zu haben/ die einer so gewaltigen und streitbaren erbfeindlichen Armade/ zu Felde entgegen rücken dörffte: sintemal Käiser Carolus/ mit seinen Völkern/ womit er seinen Herrn Bruder/ den König/ entsetzen wolte/ allererst/ aus Spannien/ nach Italien segelte/ als Solimannus allbereit im Aufbruch und Ruckzuge begriffen war. Daher auch sonst kein einiger Historicus/ ausser dem Ortelio/ und diesem P. Masenio/ meines Wissens/ einer solchen Furcht Solimanns/ für dem Teutschen Kriegsheer/ gedenkt. Ist doch auch/ wie vor gesagt/ der Groß-Vezir noch/ mit sechzigtausend Mann/ etliche Tage / unferrn Wien/ stehen geblieben: welches schwerlich geschehen/ wann der Suldan den Anzug der Teutschen dißmal besorgt/ und deßwegen so davon geeilt hätte. Aber der herbeyeilende Winter war die Neben-Ursache/ daß er fortging/ ehe dann die Wege gar zu unreisbar würden. Gleichwol hätte er/ deß Wetters halben/ noch wol eine Wochen oder etliche länger/ davor stehen können/ wenn GOtt nicht seinem Volk den Mut/ wieder anzugehen/ genommen. Und darum behelffen sich die Türkische Historici/ mit der Unwarheit / wenn sie/ wie Leunclavius/ in seinen Pandectis, aus ihnen/ berichtet/ vorgeben/ die gar zu rauhe Zeit deß Jahrs habe den Suldan/ zum Abzuge/ angewiesen: Dann nachdem er die Stadt/ 20. Tage lang/ beschossen/ und durch Minen einen Theil der Mauren umgeworffen / sey eine so ungewöhnliche Kälte/ von dem gefallenen Schnee/ eingebrochen/ daß weder Soldat / P. Jacobus Masenius, lib. 4. Historiar. Caroli V. & Ferdinandi I. p. 174.

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/186>, abgerufen am 21.11.2024.