Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.indem sie dem erschollenen Gerüchte/ als ob die Mord-brennende Tartaren solche Städtlein angestecket/ allzu leichtglaubigen Beyfall ertheilet/ und dannenhero besorget hatten/ daß deroselben Herannäherung und grausamer Einfall/ ihnen eben dergleichen Unglück mitbringen würde. Dannoch ist solche Consternation merklich verringert worden/ als sie Den 8. Julii/ in aller Frühe/ und ferner den ganzen Tag über/ die Käiserliche Cavallerie über die Donau-Brücken/ mit klingendem Spiel/ in schönster Ordnung/ an der Stadt-Mauer vorbey/ in die Insel Tabor marchiren/ und sich daselbsten niderlassen sahen: Um den Abend aber Herrn General/ Grasen von Stahrenberg/ Käiserlichen declarirten Stadt-Obersten Excellenz/ (welche sich von dero etwas langsam herauf rückenden Infanterie und Artiglerie, eilfertigst auf Wienn erhoben) ansichtig wurden/ welche beneben etliche Officirer mitbrachten/ und das Commando würklich antraten: alsobald alle Posten besichtigten/ auch sonsten hin und wieder möglichste Anstalt machten. Ob nun gleich diesen Tag/ wegen Mangel aller Zugehör/ an denen Batterien wenig gearbeitet werden können; so wurde doch mit Setzung der Pallisaden/ in denen Contrascarpen, der Anfang gemacht: wobey Herr Andreas von Liebenberg/ als damaliger Burgermeister/ sich samt der ganzen Burgerschaft eingefunden/ und mit Führung etlicher Schieb-Truhen voller Erden/ mit eigenem Exempel/ dieselbige selbst angefrischet / sintemal die Bauren meistentheils durchgegangen waren. Indessen hatten zwey Regimenter zu Pferd die Bereitschaft von der Contrascarpen. In der Frühe aber waren das Dünnewaldische und Stirumische Regiment über die grosse Brücken gerücket/ Ihro Käiserlichen Majestät March zu bedecken. Die Parola war: S. LEOPOLD und Wienn. Den 9. gelangten zuruck in Wienn glücklichst und erfreulichst an der geheime Rath und General/ Ihr Excellenz Herr Caspar Zdenko, Graf von Cappliers/ als Ihro Käiserlicher Majestät gevollmächtiger Primarius, und geheimer Deputirter/ sc. dessen hochvernünftigen Direction/ und der valeureusen meritirten Conduite Ihrer Excellenz des Herrn Stadt-Obersten Herrn Ernst Rüdigers/ Grafen von Stahrenberg/ sc. die Einrichtung/ und hernach folgende Erhaltung der Stadt/ nach GOtt/ allein zuzuschreiben; so haben sich auch noch mehr Officir von der Käiserlichen Artigleria heut eingefunden. Die unmenschlichen Tartaren aber liessen ihre Brand-Fackeln von ferne/ durch unzählich-erweckte Feuers-Brunsten/ an denen Ungarischen Grenzen/ erschröcklich leuchten; wodurch nicht allein sehr viel Dörffer/ Märkte/ Schlösser/ veste Plätze / Städtlein und Städte/ sondern so gar wider alle Krigs-Raison, die lieben Feld-Früchte verzehret worden. Ja es frassen auch diese Mord-Flammen rings herum in Oesterreich/ bis an die Neustadt/ dergestalt um sich/ daß blos die Eisenstatt/ Oedenburg und Güns/ so sich vor Tökelische Schutzverwandten ausgegeben/ verschonet blieben: Die übrige Oerter aber sämtlich im Rauch aufgiengen. indem sie dem erschollenen Gerüchte/ als ob die Mord-brennende Tartaren solche Städtlein angestecket/ allzu leichtglaubigen Beyfall ertheilet/ und dannenhero besorget hatten/ daß deroselben Herannäherung und grausamer Einfall/ ihnen eben dergleichen Unglück mitbringen würde. Dannoch ist solche Consternation merklich verringert worden/ als sie Den 8. Julii/ in aller Frühe/ und ferner den ganzen Tag über/ die Käiserliche Cavallerie über die Donau-Brücken/ mit klingendem Spiel/ in schönster Ordnung/ an der Stadt-Mauer vorbey/ in die Insel Tabor marchiren/ und sich daselbsten niderlassen sahen: Um den Abend aber Herrn General/ Grasen von Stahrenberg/ Käiserlichen declarirten Stadt-Obersten Excellenz/ (welche sich von dero etwas langsam herauf rückenden Infanterie und Artiglerie, eilfertigst auf Wienn erhoben) ansichtig wurden/ welche beneben etliche Officirer mitbrachten/ und das Commando würklich antraten: alsobald alle Posten besichtigten/ auch sonsten hin und wieder möglichste Anstalt machten. Ob nun gleich diesen Tag/ wegen Mangel aller Zugehör/ an denen Batterien wenig gearbeitet werden können; so wurde doch mit Setzung der Pallisaden/ in denen Contrascarpen, der Anfang gemacht: wobey Herr Andreas von Liebenberg/ als damaliger Burgermeister/ sich samt der ganzen Burgerschaft eingefunden/ und mit Führung etlicher Schieb-Truhen voller Erden/ mit eigenem Exempel/ dieselbige selbst angefrischet / sintemal die Bauren meistentheils durchgegangen waren. Indessen hatten zwey Regimenter zu Pferd die Bereitschaft von der Contrascarpen. In der Frühe aber waren das Dünnewaldische und Stirumische Regiment über die grosse Brücken gerücket/ Ihro Käiserlichen Majestät March zu bedecken. Die Parola war: S. LEOPOLD und Wienn. Den 9. gelangten zuruck in Wienn glücklichst und erfreulichst an der geheime Rath und General/ Ihr Excellenz Herr Caspar Zdenko, Graf von Cappliers/ als Ihro Käiserlicher Majestät gevollmächtiger Primarius, und geheimer Deputirter/ sc. dessen hochvernünftigen Direction/ und der valeureusen meritirten Conduite Ihrer Excellenz des Herrn Stadt-Obersten Herrn Ernst Rüdigers/ Grafen von Stahrenberg/ sc. die Einrichtung/ und hernach folgende Erhaltung der Stadt/ nach GOtt/ allein zuzuschreiben; so haben sich auch noch mehr Officir von der Käiserlichen Artigleria heut eingefunden. Die unmenschlichen Tartaren aber liessen ihre Brand-Fackeln von ferne/ durch unzählich-erweckte Feuers-Brunsten/ an denen Ungarischen Grenzen/ erschröcklich leuchten; wodurch nicht allein sehr viel Dörffer/ Märkte/ Schlösser/ veste Plätze / Städtlein und Städte/ sondern so gar wider alle Krigs-Raison, die lieben Feld-Früchte verzehret worden. Ja es frassen auch diese Mord-Flammen rings herum in Oesterreich/ bis an die Neustadt/ dergestalt um sich/ daß blos die Eisenstatt/ Oedenburg und Güns/ so sich vor Tökelische Schutzverwandten ausgegeben/ verschonet blieben: Die übrige Oerter aber sämtlich im Rauch aufgiengen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0216" n="4"/> indem sie dem erschollenen Gerüchte/ als ob die Mord-brennende Tartaren solche Städtlein angestecket/ allzu leichtglaubigen Beyfall ertheilet/ und dannenhero besorget hatten/ daß deroselben Herannäherung und grausamer Einfall/ ihnen eben dergleichen Unglück mitbringen würde. Dannoch ist solche Consternation merklich verringert worden/ als sie</p> <p>Den 8. Julii/ in aller Frühe/ und ferner den ganzen Tag über/ die Käiserliche Cavallerie über die Donau-Brücken/ mit klingendem Spiel/ in schönster Ordnung/ an der Stadt-Mauer vorbey/ in die Insel Tabor marchiren/ und sich daselbsten niderlassen sahen: Um den Abend aber Herrn General/ Grasen von Stahrenberg/ Käiserlichen declarirten Stadt-Obersten Excellenz/ (welche sich von dero etwas langsam herauf rückenden Infanterie und Artiglerie, eilfertigst auf Wienn erhoben) ansichtig wurden/ welche beneben etliche Officirer mitbrachten/ und das Commando würklich antraten: alsobald alle Posten besichtigten/ auch sonsten hin und wieder möglichste Anstalt machten.</p> <p>Ob nun gleich diesen Tag/ wegen Mangel aller Zugehör/ an denen Batterien wenig gearbeitet werden können; so wurde doch mit Setzung der Pallisaden/ in denen Contrascarpen, der Anfang gemacht: wobey Herr Andreas von Liebenberg/ als damaliger Burgermeister/ sich samt der ganzen Burgerschaft eingefunden/ und mit Führung etlicher Schieb-Truhen voller Erden/ mit eigenem Exempel/ dieselbige selbst angefrischet / sintemal die Bauren meistentheils durchgegangen waren. Indessen hatten zwey Regimenter zu Pferd die Bereitschaft von der Contrascarpen. In der Frühe aber waren das Dünnewaldische und Stirumische Regiment über die grosse Brücken gerücket/ Ihro Käiserlichen Majestät March zu bedecken. Die Parola war: S. LEOPOLD und Wienn.</p> <p>Den 9. gelangten zuruck in Wienn glücklichst und erfreulichst an der geheime Rath und General/ Ihr Excellenz Herr Caspar Zdenko, Graf von Cappliers/ als Ihro Käiserlicher Majestät gevollmächtiger Primarius, und geheimer Deputirter/ sc. dessen hochvernünftigen Direction/ und der valeureusen meritirten Conduite Ihrer Excellenz des Herrn Stadt-Obersten Herrn Ernst Rüdigers/ Grafen von Stahrenberg/ sc. die Einrichtung/ und hernach folgende Erhaltung der Stadt/ nach GOtt/ allein zuzuschreiben; so haben sich auch noch mehr Officir von der Käiserlichen Artigleria heut eingefunden.</p> <p>Die unmenschlichen Tartaren aber liessen ihre Brand-Fackeln von ferne/ durch unzählich-erweckte Feuers-Brunsten/ an denen Ungarischen Grenzen/ erschröcklich leuchten; wodurch nicht allein sehr viel Dörffer/ Märkte/ Schlösser/ veste Plätze / Städtlein und Städte/ sondern so gar wider alle Krigs-Raison, die lieben Feld-Früchte verzehret worden. Ja es frassen auch diese Mord-Flammen rings herum in Oesterreich/ bis an die Neustadt/ dergestalt um sich/ daß blos die Eisenstatt/ Oedenburg und Güns/ so sich vor Tökelische Schutzverwandten ausgegeben/ verschonet blieben: Die übrige Oerter aber sämtlich im Rauch aufgiengen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0216]
indem sie dem erschollenen Gerüchte/ als ob die Mord-brennende Tartaren solche Städtlein angestecket/ allzu leichtglaubigen Beyfall ertheilet/ und dannenhero besorget hatten/ daß deroselben Herannäherung und grausamer Einfall/ ihnen eben dergleichen Unglück mitbringen würde. Dannoch ist solche Consternation merklich verringert worden/ als sie
Den 8. Julii/ in aller Frühe/ und ferner den ganzen Tag über/ die Käiserliche Cavallerie über die Donau-Brücken/ mit klingendem Spiel/ in schönster Ordnung/ an der Stadt-Mauer vorbey/ in die Insel Tabor marchiren/ und sich daselbsten niderlassen sahen: Um den Abend aber Herrn General/ Grasen von Stahrenberg/ Käiserlichen declarirten Stadt-Obersten Excellenz/ (welche sich von dero etwas langsam herauf rückenden Infanterie und Artiglerie, eilfertigst auf Wienn erhoben) ansichtig wurden/ welche beneben etliche Officirer mitbrachten/ und das Commando würklich antraten: alsobald alle Posten besichtigten/ auch sonsten hin und wieder möglichste Anstalt machten.
Ob nun gleich diesen Tag/ wegen Mangel aller Zugehör/ an denen Batterien wenig gearbeitet werden können; so wurde doch mit Setzung der Pallisaden/ in denen Contrascarpen, der Anfang gemacht: wobey Herr Andreas von Liebenberg/ als damaliger Burgermeister/ sich samt der ganzen Burgerschaft eingefunden/ und mit Führung etlicher Schieb-Truhen voller Erden/ mit eigenem Exempel/ dieselbige selbst angefrischet / sintemal die Bauren meistentheils durchgegangen waren. Indessen hatten zwey Regimenter zu Pferd die Bereitschaft von der Contrascarpen. In der Frühe aber waren das Dünnewaldische und Stirumische Regiment über die grosse Brücken gerücket/ Ihro Käiserlichen Majestät March zu bedecken. Die Parola war: S. LEOPOLD und Wienn.
Den 9. gelangten zuruck in Wienn glücklichst und erfreulichst an der geheime Rath und General/ Ihr Excellenz Herr Caspar Zdenko, Graf von Cappliers/ als Ihro Käiserlicher Majestät gevollmächtiger Primarius, und geheimer Deputirter/ sc. dessen hochvernünftigen Direction/ und der valeureusen meritirten Conduite Ihrer Excellenz des Herrn Stadt-Obersten Herrn Ernst Rüdigers/ Grafen von Stahrenberg/ sc. die Einrichtung/ und hernach folgende Erhaltung der Stadt/ nach GOtt/ allein zuzuschreiben; so haben sich auch noch mehr Officir von der Käiserlichen Artigleria heut eingefunden.
Die unmenschlichen Tartaren aber liessen ihre Brand-Fackeln von ferne/ durch unzählich-erweckte Feuers-Brunsten/ an denen Ungarischen Grenzen/ erschröcklich leuchten; wodurch nicht allein sehr viel Dörffer/ Märkte/ Schlösser/ veste Plätze / Städtlein und Städte/ sondern so gar wider alle Krigs-Raison, die lieben Feld-Früchte verzehret worden. Ja es frassen auch diese Mord-Flammen rings herum in Oesterreich/ bis an die Neustadt/ dergestalt um sich/ daß blos die Eisenstatt/ Oedenburg und Güns/ so sich vor Tökelische Schutzverwandten ausgegeben/ verschonet blieben: Die übrige Oerter aber sämtlich im Rauch aufgiengen.
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Zitationshilfe: | Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/216>, abgerufen am 16.07.2024. |