François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.von der Jugend im Pavillon Pfänder gespielt und ge¬ Dahingegen saßen wir in der Dämmerstunde Unter derlei Anschauungen war ich in die Jahre von der Jugend im Pavillon Pfänder geſpielt und ge¬ Dahingegen ſaßen wir in der Dämmerſtunde Unter derlei Anſchauungen war ich in die Jahre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="94"/> von der Jugend im Pavillon Pfänder geſpielt und ge¬<lb/> legentlich getanzt.</p><lb/> <p>Dahingegen ſaßen wir in der Dämmerſtunde<lb/> aller übrigen Tage nicht abgeſondert in unſeren Gärten<lb/> hinter dem Haus, ſondern nachbarlich bei einander auf<lb/> der Bank vor der Straßenthür. Die Männer, bür¬<lb/> gerlich und adlig, Militair und Civil ſpazierten ſchmau¬<lb/> chend auf und nieder, die Frauen plauderten hinüber<lb/> und herüber, riefen die Vorübergehenden an, rückten<lb/> zuſammen, prüften ihr gegenſeitiges Geſpinnſt und<lb/> ließen Eine die Andere von ihrem Abendbrod koſten,<lb/> wobei denn nicht verhehlt werden ſoll, daß wir und<lb/> unſeres Gleichen die ſaftigeren Biſſen gekoſtet haben<lb/> mögen. Auch gab es keine Schlachtſchüſſel, kein Feſt¬<lb/> gebäck, keine Wein- und Obſternte bei dem Nachbar<lb/> Kellermeiſter hüben und dem Nachbar Tuchmacher<lb/> drüben, daß die gnädige Frau Rittmeiſterin nicht <hi rendition="#aq">ho¬<lb/> noris causa</hi> ein Pröbchen zum Schmecken erhalten<lb/> hätte. Die gnädige Frau Rittmeiſterin bedankte ſich<lb/> durch einen ſchönen Empfehl, rühmte auch gelegentlich<lb/> die wohlſchmeckende Darbietung, daß ſie dieſelbe aber<lb/> von ihrer eignen Schlachtſchüſſel, oder von ihrem eignen<lb/> Chriſtwecken erwidert hätte, wüßte ich nicht zu berichten.</p><lb/> <p>Unter derlei Anſchauungen war ich in die Jahre<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0101]
von der Jugend im Pavillon Pfänder geſpielt und ge¬
legentlich getanzt.
Dahingegen ſaßen wir in der Dämmerſtunde
aller übrigen Tage nicht abgeſondert in unſeren Gärten
hinter dem Haus, ſondern nachbarlich bei einander auf
der Bank vor der Straßenthür. Die Männer, bür¬
gerlich und adlig, Militair und Civil ſpazierten ſchmau¬
chend auf und nieder, die Frauen plauderten hinüber
und herüber, riefen die Vorübergehenden an, rückten
zuſammen, prüften ihr gegenſeitiges Geſpinnſt und
ließen Eine die Andere von ihrem Abendbrod koſten,
wobei denn nicht verhehlt werden ſoll, daß wir und
unſeres Gleichen die ſaftigeren Biſſen gekoſtet haben
mögen. Auch gab es keine Schlachtſchüſſel, kein Feſt¬
gebäck, keine Wein- und Obſternte bei dem Nachbar
Kellermeiſter hüben und dem Nachbar Tuchmacher
drüben, daß die gnädige Frau Rittmeiſterin nicht ho¬
noris causa ein Pröbchen zum Schmecken erhalten
hätte. Die gnädige Frau Rittmeiſterin bedankte ſich
durch einen ſchönen Empfehl, rühmte auch gelegentlich
die wohlſchmeckende Darbietung, daß ſie dieſelbe aber
von ihrer eignen Schlachtſchüſſel, oder von ihrem eignen
Chriſtwecken erwidert hätte, wüßte ich nicht zu berichten.
Unter derlei Anſchauungen war ich in die Jahre
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