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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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gekommen, in welchen die Pflicht für einen standes¬
mäßigen Unterricht ernsthaft in Betracht gezogen wer¬
den mußte. Da eine Französin, will sagen Gouvernante,
mit der Oekonomie des Hauses sich nicht vertragen
haben würde, hatte die fürsorgliche Mama, bereits
von der Wiege ab in dem Hauptstücke einer guten
Education vorgebaut: Sie sprach stets nur französisch
mit mir und lehrte mich in der Folge auch die Grammatik,
die sie correcter inne hatte als die der Muttersprache.
Für das was außerdem zu lehren übrig blieb, wurde
in meinem achten Jahre ein Hofmeister engagirt,
brühwarm vom Seminar und sanft und zärtlich
wie sein Name: Christlieb Taube. Sieben Jahre
lang hat dieser Musterjüngling sich buchstäblich aus¬
gerungen, um der ihm anvertrauten Schülerin auch
nicht ein Tröpfchen des kürzlich eingesaugten, edlen
Stoffes vorzuenthalten; er hat nebenbei im Büreau
der Schwadron, -- "zu seiner Uebung," -- manche
Correctur und manchen Rechnungsplan ausgeführt, in
welchen Obliegenheiten der Rittmeister von Reckenburg
sich nicht immer als ein Held ohne Fehl erwies; er
hat, -- "zu seiner Unterhaltung," -- den Hausgarten
in seine Pflege genommen und auf der Terrasse eine
Weinhütte angelegt, auch eigenhändig die weißen Wände

gekommen, in welchen die Pflicht für einen ſtandes¬
mäßigen Unterricht ernſthaft in Betracht gezogen wer¬
den mußte. Da eine Franzöſin, will ſagen Gouvernante,
mit der Oekonomie des Hauſes ſich nicht vertragen
haben würde, hatte die fürſorgliche Mama, bereits
von der Wiege ab in dem Hauptſtücke einer guten
Education vorgebaut: Sie ſprach ſtets nur franzöſiſch
mit mir und lehrte mich in der Folge auch die Grammatik,
die ſie correcter inne hatte als die der Mutterſprache.
Für das was außerdem zu lehren übrig blieb, wurde
in meinem achten Jahre ein Hofmeiſter engagirt,
brühwarm vom Seminar und ſanft und zärtlich
wie ſein Name: Chriſtlieb Taube. Sieben Jahre
lang hat dieſer Muſterjüngling ſich buchſtäblich aus¬
gerungen, um der ihm anvertrauten Schülerin auch
nicht ein Tröpfchen des kürzlich eingeſaugten, edlen
Stoffes vorzuenthalten; er hat nebenbei im Büreau
der Schwadron, — „zu ſeiner Uebung,“ — manche
Correctur und manchen Rechnungsplan ausgeführt, in
welchen Obliegenheiten der Rittmeiſter von Reckenburg
ſich nicht immer als ein Held ohne Fehl erwies; er
hat, — „zu ſeiner Unterhaltung,“ — den Hausgarten
in ſeine Pflege genommen und auf der Terraſſe eine
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[95/0102] gekommen, in welchen die Pflicht für einen ſtandes¬ mäßigen Unterricht ernſthaft in Betracht gezogen wer¬ den mußte. Da eine Franzöſin, will ſagen Gouvernante, mit der Oekonomie des Hauſes ſich nicht vertragen haben würde, hatte die fürſorgliche Mama, bereits von der Wiege ab in dem Hauptſtücke einer guten Education vorgebaut: Sie ſprach ſtets nur franzöſiſch mit mir und lehrte mich in der Folge auch die Grammatik, die ſie correcter inne hatte als die der Mutterſprache. Für das was außerdem zu lehren übrig blieb, wurde in meinem achten Jahre ein Hofmeiſter engagirt, brühwarm vom Seminar und ſanft und zärtlich wie ſein Name: Chriſtlieb Taube. Sieben Jahre lang hat dieſer Muſterjüngling ſich buchſtäblich aus¬ gerungen, um der ihm anvertrauten Schülerin auch nicht ein Tröpfchen des kürzlich eingeſaugten, edlen Stoffes vorzuenthalten; er hat nebenbei im Büreau der Schwadron, — „zu ſeiner Uebung,“ — manche Correctur und manchen Rechnungsplan ausgeführt, in welchen Obliegenheiten der Rittmeiſter von Reckenburg ſich nicht immer als ein Held ohne Fehl erwies; er hat, — „zu ſeiner Unterhaltung,“ — den Hausgarten in ſeine Pflege genommen und auf der Terraſſe eine Weinhütte angelegt, auch eigenhändig die weißen Wände

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/102>, abgerufen am 21.11.2024.