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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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seines Kämmerchens zwischen dem der Magd und des
Burschen Purzel mit Gewinden von Rosen und Ver¬
gißmeinnicht ausgemalt; er hat demnach Nutzen ge¬
stiftet und Schaden verhütet, wie so leicht kein Zweiter
für fünfundzwanzig Laubthaler Salair. Er hat mir
späterhin einen Beweis der rührendsten Freundestreue
gegeben und bei alledem noch kürzlich in seinem letzten
Briefe "die Schüler- mehr denn Lehrjahre in diesem
humanen Edelhause als die glückseligsten in seinem
glückseligen Leben" gerühmt. Dank und Ehre daher
meinem glückseligen Hofmeister, Christlieb Taube!

Da die Einseligkeit in der Schulstube von der
Mama nicht für schicklich und von dem Papa für allzu
langweilig erklärt worden war, hatte sich die Wahl
einer Studiengenossin in Nachbar Kellermeisters Dört¬
chen, schon bisher meiner ausschließlichen Spielkameradin,
von selbst ergeben. Es war dies auch eine erlaubte
Herablassung zu den unteren Ständen, da ja selbst an
Fürstenhöfen ein "Prügelkind" gäng und gebe ist; eine
Herablassung, die in unserem Falle sich aber auch in
gemüthlicher Richtung empfahl. Denn die Kleine war
eine Waise von Mutterseite und der Vater Schenk¬
wirth ein arger Hüter für dieses Kind.

Ja für dieses Kind! Daß ich es Euch vor die

ſeines Kämmerchens zwiſchen dem der Magd und des
Burſchen Purzel mit Gewinden von Roſen und Ver¬
gißmeinnicht ausgemalt; er hat demnach Nutzen ge¬
ſtiftet und Schaden verhütet, wie ſo leicht kein Zweiter
für fünfundzwanzig Laubthaler Salair. Er hat mir
ſpäterhin einen Beweis der rührendſten Freundestreue
gegeben und bei alledem noch kürzlich in ſeinem letzten
Briefe „die Schüler- mehr denn Lehrjahre in dieſem
humanen Edelhauſe als die glückſeligſten in ſeinem
glückſeligen Leben“ gerühmt. Dank und Ehre daher
meinem glückſeligen Hofmeiſter, Chriſtlieb Taube!

Da die Einſeligkeit in der Schulſtube von der
Mama nicht für ſchicklich und von dem Papa für allzu
langweilig erklärt worden war, hatte ſich die Wahl
einer Studiengenoſſin in Nachbar Kellermeiſters Dört¬
chen, ſchon bisher meiner ausſchließlichen Spielkameradin,
von ſelbſt ergeben. Es war dies auch eine erlaubte
Herablaſſung zu den unteren Ständen, da ja ſelbſt an
Fürſtenhöfen ein „Prügelkind“ gäng und gebe iſt; eine
Herablaſſung, die in unſerem Falle ſich aber auch in
gemüthlicher Richtung empfahl. Denn die Kleine war
eine Waiſe von Mutterſeite und der Vater Schenk¬
wirth ein arger Hüter für dieſes Kind.

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[96/0103] ſeines Kämmerchens zwiſchen dem der Magd und des Burſchen Purzel mit Gewinden von Roſen und Ver¬ gißmeinnicht ausgemalt; er hat demnach Nutzen ge¬ ſtiftet und Schaden verhütet, wie ſo leicht kein Zweiter für fünfundzwanzig Laubthaler Salair. Er hat mir ſpäterhin einen Beweis der rührendſten Freundestreue gegeben und bei alledem noch kürzlich in ſeinem letzten Briefe „die Schüler- mehr denn Lehrjahre in dieſem humanen Edelhauſe als die glückſeligſten in ſeinem glückſeligen Leben“ gerühmt. Dank und Ehre daher meinem glückſeligen Hofmeiſter, Chriſtlieb Taube! Da die Einſeligkeit in der Schulſtube von der Mama nicht für ſchicklich und von dem Papa für allzu langweilig erklärt worden war, hatte ſich die Wahl einer Studiengenoſſin in Nachbar Kellermeiſters Dört¬ chen, ſchon bisher meiner ausſchließlichen Spielkameradin, von ſelbſt ergeben. Es war dies auch eine erlaubte Herablaſſung zu den unteren Ständen, da ja ſelbſt an Fürſtenhöfen ein „Prügelkind“ gäng und gebe iſt; eine Herablaſſung, die in unſerem Falle ſich aber auch in gemüthlicher Richtung empfahl. Denn die Kleine war eine Waiſe von Mutterſeite und der Vater Schenk¬ wirth ein arger Hüter für dieſes Kind. Ja für dieſes Kind! Daß ich es Euch vor die

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/103>, abgerufen am 21.11.2024.