François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.leibhaftige Dorl, schwebte gleich einer Libelle im "Die wird Furore machen!" rief er eines Abends, "Furore, wo?" fragte die Kunstrichterin mit je¬ "Denkst Du sie im Corps de Ballet unterzubrin¬ "Schade, Schade!" seufzte der Papa. Frau "Der Ballsaal ist der Jungfer Müllerin ver¬ leibhaftige Dorl, ſchwebte gleich einer Libelle im „Die wird Furore machen!“ rief er eines Abends, „Furore, wo?“ fragte die Kunſtrichterin mit je¬ „Denkſt Du ſie im Corps de Ballet unterzubrin¬ „Schade, Schade!“ ſeufzte der Papa. Frau „Der Ballſaal iſt der Jungfer Müllerin ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0111" n="104"/> leibhaftige Dorl, ſchwebte gleich einer Libelle im<lb/> Shawltanz, der Krone der Kunſt, den Raum auf und<lb/> nieder, jetzt den Kopf hinter dem Neſſelſtreifen verber¬<lb/> gend, dann plötzlich ſchelmiſch hinter ſeinen Falten<lb/> hervorlugend, ſich hebend und neigend und biegend,<lb/> eine flüſſige Welle vom Scheitel zur Zeh. Der Mu¬<lb/> ſikant in der Fenſterniſche ſeufzte zwiſchen den zärtli¬<lb/> chen Weiſen, die er ſeiner Geige entlockte; die Part¬<lb/> nerin in grünem Raſch hatte Strapaze und Ingrimm<lb/> vergeſſen, und der Lehrmeiſter klatſchte Beifall mit<lb/> künſtleriſchem Entzücken.</p><lb/> <p>„<hi rendition="#g">Die</hi> wird Furore machen!“ rief er eines Abends,<lb/> als das Dreiblatt der Familie wieder allein bei ein¬<lb/> ander war.</p><lb/> <p>„Furore, wo?“ fragte die Kunſtrichterin mit je¬<lb/> nem Ton, den ihr Eheherr die Weisheit Salomonis<lb/> zu nennen pflegte.</p><lb/> <p>„Denkſt Du ſie im Corps de Ballet unterzubrin¬<lb/> gen, Eberhard?“</p><lb/> <p>„Schade, Schade!“ ſeufzte der Papa. Frau<lb/> Adelheid aber fuhr fort:</p><lb/> <p>„Der Ballſaal iſt der Jungfer Müllerin ver¬<lb/> ſchloſſen, und für das Publikum des Tanzbodens<lb/> würde weniger gut beſſer ſein, meine ich.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0111]
leibhaftige Dorl, ſchwebte gleich einer Libelle im
Shawltanz, der Krone der Kunſt, den Raum auf und
nieder, jetzt den Kopf hinter dem Neſſelſtreifen verber¬
gend, dann plötzlich ſchelmiſch hinter ſeinen Falten
hervorlugend, ſich hebend und neigend und biegend,
eine flüſſige Welle vom Scheitel zur Zeh. Der Mu¬
ſikant in der Fenſterniſche ſeufzte zwiſchen den zärtli¬
chen Weiſen, die er ſeiner Geige entlockte; die Part¬
nerin in grünem Raſch hatte Strapaze und Ingrimm
vergeſſen, und der Lehrmeiſter klatſchte Beifall mit
künſtleriſchem Entzücken.
„Die wird Furore machen!“ rief er eines Abends,
als das Dreiblatt der Familie wieder allein bei ein¬
ander war.
„Furore, wo?“ fragte die Kunſtrichterin mit je¬
nem Ton, den ihr Eheherr die Weisheit Salomonis
zu nennen pflegte.
„Denkſt Du ſie im Corps de Ballet unterzubrin¬
gen, Eberhard?“
„Schade, Schade!“ ſeufzte der Papa. Frau
Adelheid aber fuhr fort:
„Der Ballſaal iſt der Jungfer Müllerin ver¬
ſchloſſen, und für das Publikum des Tanzbodens
würde weniger gut beſſer ſein, meine ich.“
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