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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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wo ich so lange in Hoffnung glücklich war, sehe ich
Sie zum Voraus als die Meine, sehe ich Sie mit
Vertrauen auch fernerhin unter den Augen der hoch¬
verehrten Familie, in der Sie aufgewachsen sind,
unter Ihren Augen, Fräulein Hardine, die Sie der
Verlobten Siegmund Fabers Rath und Antheil nicht
versagen werden."

Ich hatte während der letzten Erklärung nicht
aufgeschaut, weil ich mich des feuchten Nebels über
meinen Augen schämte. Nun, wo der Sprecher mit
einem Aufruf an meine Freundschaft schloß, blickte ich
in ehrlicher Zustimmung zu ihm hinüber, dann aber
angstvoll gespannt auf die Kleine, die sich so plötzlich
über die unerwartetste Lebenswendung entscheiden sollte.
Was würde sie vorbringen, wie sich herauswinden, sie,
die vor kaum einer Stunde erklärt hatte: "mir graut
vor dem Mann!" die aufathmete wie erlöst, als er
von seinem Abschied, vielleicht auf Nimmerwieder¬
sehen sprach.

Und nun? o, der kleinen, beweglichen Dorl! o
des wunderbaren Wechsels in einem Mädchenherzen!
Wie der See, der grau und trübe unter einem Nebel¬
himmel gestanden hat, wenn plötzlich ein Sonnenstrahl
den Dunstkreis durchbricht, klar und himmelblau

wo ich ſo lange in Hoffnung glücklich war, ſehe ich
Sie zum Voraus als die Meine, ſehe ich Sie mit
Vertrauen auch fernerhin unter den Augen der hoch¬
verehrten Familie, in der Sie aufgewachſen ſind,
unter Ihren Augen, Fräulein Hardine, die Sie der
Verlobten Siegmund Fabers Rath und Antheil nicht
verſagen werden.“

Ich hatte während der letzten Erklärung nicht
aufgeſchaut, weil ich mich des feuchten Nebels über
meinen Augen ſchämte. Nun, wo der Sprecher mit
einem Aufruf an meine Freundſchaft ſchloß, blickte ich
in ehrlicher Zuſtimmung zu ihm hinüber, dann aber
angſtvoll geſpannt auf die Kleine, die ſich ſo plötzlich
über die unerwartetſte Lebenswendung entſcheiden ſollte.
Was würde ſie vorbringen, wie ſich herauswinden, ſie,
die vor kaum einer Stunde erklärt hatte: „mir graut
vor dem Mann!“ die aufathmete wie erlöſt, als er
von ſeinem Abſchied, vielleicht auf Nimmerwieder¬
ſehen ſprach.

Und nun? o, der kleinen, beweglichen Dorl! o
des wunderbaren Wechſels in einem Mädchenherzen!
Wie der See, der grau und trübe unter einem Nebel¬
himmel geſtanden hat, wenn plötzlich ein Sonnenſtrahl
den Dunſtkreis durchbricht, klar und himmelblau

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[138/0145] wo ich ſo lange in Hoffnung glücklich war, ſehe ich Sie zum Voraus als die Meine, ſehe ich Sie mit Vertrauen auch fernerhin unter den Augen der hoch¬ verehrten Familie, in der Sie aufgewachſen ſind, unter Ihren Augen, Fräulein Hardine, die Sie der Verlobten Siegmund Fabers Rath und Antheil nicht verſagen werden.“ Ich hatte während der letzten Erklärung nicht aufgeſchaut, weil ich mich des feuchten Nebels über meinen Augen ſchämte. Nun, wo der Sprecher mit einem Aufruf an meine Freundſchaft ſchloß, blickte ich in ehrlicher Zuſtimmung zu ihm hinüber, dann aber angſtvoll geſpannt auf die Kleine, die ſich ſo plötzlich über die unerwartetſte Lebenswendung entſcheiden ſollte. Was würde ſie vorbringen, wie ſich herauswinden, ſie, die vor kaum einer Stunde erklärt hatte: „mir graut vor dem Mann!“ die aufathmete wie erlöſt, als er von ſeinem Abſchied, vielleicht auf Nimmerwieder¬ ſehen ſprach. Und nun? o, der kleinen, beweglichen Dorl! o des wunderbaren Wechſels in einem Mädchenherzen! Wie der See, der grau und trübe unter einem Nebel¬ himmel geſtanden hat, wenn plötzlich ein Sonnenſtrahl den Dunſtkreis durchbricht, klar und himmelblau

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/145>, abgerufen am 21.11.2024.