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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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ersten ab, kehrte ich in seiner Klause ein; jeden Abend
führte er mich zurück bis an die Schwelle jener an¬
deren Klause, in welcher eine Eremitin entgegengesetz¬
ten Schlags ihre Weisheit vernehmen ließ, und seine
Hoffnung wurde nicht müde, wenn auch die Lehren
des alten Weltkindes eindringlicher als die des plato¬
nischen Weltjüngers in beider Zögling hafteten.

So war ich denn in doppelter Weise in die hohe
Schule der Reckenburger eingeführt und wenige Stu¬
diosi werden sich rühmen dürfen, so selten ein unklu¬
ges oder verbrauchtes Wort von ihren Meistern ge¬
hört zu haben. Am lautesten und erweckendsten aber
sprach mir die Dritte in dem bildenden Bunde: die
Natur? -- nein, mit dem stolzen Namen nenne ich
sie nicht, aber meine von Tage zu Tage inniger ver¬
traute, altväterliche Flur. In ihr wußte ich mich aus¬
zufinden, in ihr kannte ich Weg und Steg, sie wurde
die Welt, in der auch ich eines Tages zur Eremitin
werden sollte. Die ursprüngliche Neigung meines
Wesens trieb mich nicht in die Gesellschaft und nicht
in den Büchersaal; sie trieb mich in einen Winkel
heimischer Erde, in dem ich mir eine Werkstatt grün¬
den durfte.

Indessen machte ich Fortschritte und meine kluge

erſten ab, kehrte ich in ſeiner Klauſe ein; jeden Abend
führte er mich zurück bis an die Schwelle jener an¬
deren Klauſe, in welcher eine Eremitin entgegengeſetz¬
ten Schlags ihre Weisheit vernehmen ließ, und ſeine
Hoffnung wurde nicht müde, wenn auch die Lehren
des alten Weltkindes eindringlicher als die des plato¬
niſchen Weltjüngers in beider Zögling hafteten.

So war ich denn in doppelter Weiſe in die hohe
Schule der Reckenburger eingeführt und wenige Stu¬
dioſi werden ſich rühmen dürfen, ſo ſelten ein unklu¬
ges oder verbrauchtes Wort von ihren Meiſtern ge¬
hört zu haben. Am lauteſten und erweckendſten aber
ſprach mir die Dritte in dem bildenden Bunde: die
Natur? — nein, mit dem ſtolzen Namen nenne ich
ſie nicht, aber meine von Tage zu Tage inniger ver¬
traute, altväterliche Flur. In ihr wußte ich mich aus¬
zufinden, in ihr kannte ich Weg und Steg, ſie wurde
die Welt, in der auch ich eines Tages zur Eremitin
werden ſollte. Die urſprüngliche Neigung meines
Weſens trieb mich nicht in die Geſellſchaft und nicht
in den Bücherſaal; ſie trieb mich in einen Winkel
heimiſcher Erde, in dem ich mir eine Werkſtatt grün¬
den durfte.

Indeſſen machte ich Fortſchritte und meine kluge

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[198/0205] erſten ab, kehrte ich in ſeiner Klauſe ein; jeden Abend führte er mich zurück bis an die Schwelle jener an¬ deren Klauſe, in welcher eine Eremitin entgegengeſetz¬ ten Schlags ihre Weisheit vernehmen ließ, und ſeine Hoffnung wurde nicht müde, wenn auch die Lehren des alten Weltkindes eindringlicher als die des plato¬ niſchen Weltjüngers in beider Zögling hafteten. So war ich denn in doppelter Weiſe in die hohe Schule der Reckenburger eingeführt und wenige Stu¬ dioſi werden ſich rühmen dürfen, ſo ſelten ein unklu¬ ges oder verbrauchtes Wort von ihren Meiſtern ge¬ hört zu haben. Am lauteſten und erweckendſten aber ſprach mir die Dritte in dem bildenden Bunde: die Natur? — nein, mit dem ſtolzen Namen nenne ich ſie nicht, aber meine von Tage zu Tage inniger ver¬ traute, altväterliche Flur. In ihr wußte ich mich aus¬ zufinden, in ihr kannte ich Weg und Steg, ſie wurde die Welt, in der auch ich eines Tages zur Eremitin werden ſollte. Die urſprüngliche Neigung meines Weſens trieb mich nicht in die Geſellſchaft und nicht in den Bücherſaal; ſie trieb mich in einen Winkel heimiſcher Erde, in dem ich mir eine Werkſtatt grün¬ den durfte. Indeſſen machte ich Fortſchritte und meine kluge

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/205>, abgerufen am 21.11.2024.