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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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genandacht zu erholen: die Rose und ihr Blatt wie
einst! Ich bestärkte Dorothee in dem Vorsatz, bis
der Sturm sich beschwichtigt habe, sich möglichst zu¬
rückzuziehen und rieth ihr sogar statt des Hauptgottes¬
dienstes eine Zeitlang die stillen Frühmetten zu be¬
suchen. Sie dankte mir zwischen Lächeln und Thränen,
küßte meine Hand und sagte: "Fräulein Hardine, Sie
sind in Wahrheit eine große Dame."

Nun, was Einer von sich selber hält, das hört
er gar gern von Anderen bestätigt, wenn sie im Uebri¬
gen ihm auch nicht als Autoritäten gelten.

Als wir in das Haus zurückkehrten, trat der
Prinz von der Straßenseite herein. Dorothee floh
dunkel erröthend die Treppe hinan; ich führte den
Besucher in das Familienzimmer und verplauderte, da
die Mutter krank und der Vater noch auf der Parade
war, ein Stündchen mit ihm tete a tete. "Sie haben
ein braves Herz," sagte er, indem er mir die Hand
reichte, "lassen Sie uns Freunde sein, Fräulein von
Reckenburg."

Er besprach darauf, geordneter als neulich Abends,
seine kriegerischen Pläne. Es war ihm Ernst mit dem
preußischen Dienst und er hoffte auf baldiges Gelin¬
gen. Der Herzog von Weimar hatte die Anbahnung

genandacht zu erholen: die Roſe und ihr Blatt wie
einſt! Ich beſtärkte Dorothee in dem Vorſatz, bis
der Sturm ſich beſchwichtigt habe, ſich möglichſt zu¬
rückzuziehen und rieth ihr ſogar ſtatt des Hauptgottes¬
dienſtes eine Zeitlang die ſtillen Frühmetten zu be¬
ſuchen. Sie dankte mir zwiſchen Lächeln und Thränen,
küßte meine Hand und ſagte: „Fräulein Hardine, Sie
ſind in Wahrheit eine große Dame.“

Nun, was Einer von ſich ſelber hält, das hört
er gar gern von Anderen beſtätigt, wenn ſie im Uebri¬
gen ihm auch nicht als Autoritäten gelten.

Als wir in das Haus zurückkehrten, trat der
Prinz von der Straßenſeite herein. Dorothee floh
dunkel erröthend die Treppe hinan; ich führte den
Beſucher in das Familienzimmer und verplauderte, da
die Mutter krank und der Vater noch auf der Parade
war, ein Stündchen mit ihm tête à tête. „Sie haben
ein braves Herz,“ ſagte er, indem er mir die Hand
reichte, „laſſen Sie uns Freunde ſein, Fräulein von
Reckenburg.“

Er beſprach darauf, geordneter als neulich Abends,
ſeine kriegeriſchen Pläne. Es war ihm Ernſt mit dem
preußiſchen Dienſt und er hoffte auf baldiges Gelin¬
gen. Der Herzog von Weimar hatte die Anbahnung

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[255/0262] genandacht zu erholen: die Roſe und ihr Blatt wie einſt! Ich beſtärkte Dorothee in dem Vorſatz, bis der Sturm ſich beſchwichtigt habe, ſich möglichſt zu¬ rückzuziehen und rieth ihr ſogar ſtatt des Hauptgottes¬ dienſtes eine Zeitlang die ſtillen Frühmetten zu be¬ ſuchen. Sie dankte mir zwiſchen Lächeln und Thränen, küßte meine Hand und ſagte: „Fräulein Hardine, Sie ſind in Wahrheit eine große Dame.“ Nun, was Einer von ſich ſelber hält, das hört er gar gern von Anderen beſtätigt, wenn ſie im Uebri¬ gen ihm auch nicht als Autoritäten gelten. Als wir in das Haus zurückkehrten, trat der Prinz von der Straßenſeite herein. Dorothee floh dunkel erröthend die Treppe hinan; ich führte den Beſucher in das Familienzimmer und verplauderte, da die Mutter krank und der Vater noch auf der Parade war, ein Stündchen mit ihm tête à tête. „Sie haben ein braves Herz,“ ſagte er, indem er mir die Hand reichte, „laſſen Sie uns Freunde ſein, Fräulein von Reckenburg.“ Er beſprach darauf, geordneter als neulich Abends, ſeine kriegeriſchen Pläne. Es war ihm Ernſt mit dem preußiſchen Dienſt und er hoffte auf baldiges Gelin¬ gen. Der Herzog von Weimar hatte die Anbahnung

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/262>, abgerufen am 21.11.2024.