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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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gereichten. Die grauen, stillen Klostermauern hallten
wieder von kühnen Streichen und lustigen Schwänken,
von abenteuerlichen Zügen über Land und Meer, von
dem schwarzen Herzog und der schwarzen Lisette. Die
Frau Directorin tischte auf was Küche und Keller
vermochten; der Herr Director sammelte unter Beamten
und Lehrern zum Besten des invaliden Helden. Er¬
quickt, beschenkt, froh wie ein König schied August
Müller aus den Mauern, zwischen denen er zwanzig
Jahre früher so widerwillig still gesessen hatte.

Er schlug nun den Weg nach der Stadt ein und
die Sonne senkte sich, als er über den Häusern im
Thal das Schloß im Abendgolde leuchten sah. Jetzt
biegt er aus der langen, schmalen Gasse auf den
Markt und sein erster Blick fällt auf das Haus, das
unverändert auf niederem Gestell eine thurmhohe Dach¬
haube trägt. Der Mops mit der Zipfelmütze! "Hier,
hier," schreit er seiner Kleinen zu, "hier wohnt Fräu¬
lein Hardine!"

Er stürmt in die Thorfahrt und in die Thür
zur Rechten. Das Zimmer ist in eine Schneider¬
werkstatt umgewandelt; der tiefe Höllenwinkel -- des
Mannes erster Blick! -- er ist mit dem riesigen Kachel¬
ofen verschwunden. Auf dem Platze in der Kammer,

gereichten. Die grauen, ſtillen Kloſtermauern hallten
wieder von kühnen Streichen und luſtigen Schwänken,
von abenteuerlichen Zügen über Land und Meer, von
dem ſchwarzen Herzog und der ſchwarzen Liſette. Die
Frau Directorin tiſchte auf was Küche und Keller
vermochten; der Herr Director ſammelte unter Beamten
und Lehrern zum Beſten des invaliden Helden. Er¬
quickt, beſchenkt, froh wie ein König ſchied Auguſt
Müller aus den Mauern, zwiſchen denen er zwanzig
Jahre früher ſo widerwillig ſtill geſeſſen hatte.

Er ſchlug nun den Weg nach der Stadt ein und
die Sonne ſenkte ſich, als er über den Häuſern im
Thal das Schloß im Abendgolde leuchten ſah. Jetzt
biegt er aus der langen, ſchmalen Gaſſe auf den
Markt und ſein erſter Blick fällt auf das Haus, das
unverändert auf niederem Geſtell eine thurmhohe Dach¬
haube trägt. Der Mops mit der Zipfelmütze! „Hier,
hier,“ ſchreit er ſeiner Kleinen zu, „hier wohnt Fräu¬
lein Hardine!“

Er ſtürmt in die Thorfahrt und in die Thür
zur Rechten. Das Zimmer iſt in eine Schneider¬
werkſtatt umgewandelt; der tiefe Höllenwinkel — des
Mannes erſter Blick! — er iſt mit dem rieſigen Kachel¬
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[46/0053] gereichten. Die grauen, ſtillen Kloſtermauern hallten wieder von kühnen Streichen und luſtigen Schwänken, von abenteuerlichen Zügen über Land und Meer, von dem ſchwarzen Herzog und der ſchwarzen Liſette. Die Frau Directorin tiſchte auf was Küche und Keller vermochten; der Herr Director ſammelte unter Beamten und Lehrern zum Beſten des invaliden Helden. Er¬ quickt, beſchenkt, froh wie ein König ſchied Auguſt Müller aus den Mauern, zwiſchen denen er zwanzig Jahre früher ſo widerwillig ſtill geſeſſen hatte. Er ſchlug nun den Weg nach der Stadt ein und die Sonne ſenkte ſich, als er über den Häuſern im Thal das Schloß im Abendgolde leuchten ſah. Jetzt biegt er aus der langen, ſchmalen Gaſſe auf den Markt und ſein erſter Blick fällt auf das Haus, das unverändert auf niederem Geſtell eine thurmhohe Dach¬ haube trägt. Der Mops mit der Zipfelmütze! „Hier, hier,“ ſchreit er ſeiner Kleinen zu, „hier wohnt Fräu¬ lein Hardine!“ Er ſtürmt in die Thorfahrt und in die Thür zur Rechten. Das Zimmer iſt in eine Schneider¬ werkſtatt umgewandelt; der tiefe Höllenwinkel — des Mannes erſter Blick! — er iſt mit dem rieſigen Kachel¬ ofen verſchwunden. Auf dem Platze in der Kammer,

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/53>, abgerufen am 21.11.2024.