François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871."Und wenn ich ihn ebenso geflissentlich auch "So würden Sie vor sich selber den Unglimpf Bis dahin hatte ich meine Standhaftigkeit be¬ "Nicht von mir ist die Rede," unterbrach mich "Nein!" sagte ich. "Ob ich es nicht geben kann, Damit verließ ich ihn. Ich wußte, daß ich die „Und wenn ich ihn ebenſo gefliſſentlich auch „So würden Sie vor ſich ſelber den Unglimpf Bis dahin hatte ich meine Standhaftigkeit be¬ „Nicht von mir iſt die Rede,“ unterbrach mich „Nein!“ ſagte ich. „Ob ich es nicht geben kann, Damit verließ ich ihn. Ich wußte, daß ich die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0192" n="188"/> <p>„Und wenn ich ihn ebenſo gefliſſentlich auch<lb/> fernerhin verſchweigen wollte?“</p><lb/> <p>„So würden Sie vor ſich ſelber den Unglimpf<lb/> eines bis heute makelloſen Rufes zu vertreten haben.“</p><lb/> <p>Bis dahin hatte ich meine Standhaftigkeit be¬<lb/> hauptet; nun hielt ich mich nicht länger. „Sie ſprechen<lb/> damit aus, daß ich ein eignes Kind — —“</p><lb/> <p>„Nicht von mir iſt die Rede,“ unterbrach mich<lb/> der Graf, jetzt ſo ruhig, als ich das Gegentheil war.<lb/> „Die Welt urtheilt nach dem Scheine und mir, als<lb/> Beamten und Ihrem Freunde ſteht es zu, dieſem böſen<lb/> Schein entgegenzutreten. Darum frage ich Sie noch<lb/> einmal: <hi rendition="#g">Können</hi>, <hi rendition="#g">wollen</hi> Sie mir ein Zeugniß über<lb/> den Urſprung dieſes Mannes geben?“</p><lb/> <p>„Nein!“ ſagte ich. „Ob ich es nicht geben <hi rendition="#g">kann</hi>,<lb/> oder es nicht geben <hi rendition="#g">will</hi>, gleichviel. Ich bedarf keiner<lb/> Freunde, die ein fremdes Zeugniß für meine Ehren¬<lb/> haftigkeit nöthig halten; und von dem Beamten, der<lb/> das Recht meines Heimathsgenoſſen nicht gelten laſſen<lb/> will, erwarte ich, daß er den <hi rendition="#g">Gaſt</hi> meines Hauſes<lb/> reſpectiren werde.“ —</p><lb/> <p>Damit verließ ich ihn. Ich wußte, daß ich die<lb/> offene Thür meines Hochzeitsſaales zugeſchlagen hatte<lb/> und fühlte es wie einen Stein von meiner Seele fallen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [188/0192]
„Und wenn ich ihn ebenſo gefliſſentlich auch
fernerhin verſchweigen wollte?“
„So würden Sie vor ſich ſelber den Unglimpf
eines bis heute makelloſen Rufes zu vertreten haben.“
Bis dahin hatte ich meine Standhaftigkeit be¬
hauptet; nun hielt ich mich nicht länger. „Sie ſprechen
damit aus, daß ich ein eignes Kind — —“
„Nicht von mir iſt die Rede,“ unterbrach mich
der Graf, jetzt ſo ruhig, als ich das Gegentheil war.
„Die Welt urtheilt nach dem Scheine und mir, als
Beamten und Ihrem Freunde ſteht es zu, dieſem böſen
Schein entgegenzutreten. Darum frage ich Sie noch
einmal: Können, wollen Sie mir ein Zeugniß über
den Urſprung dieſes Mannes geben?“
„Nein!“ ſagte ich. „Ob ich es nicht geben kann,
oder es nicht geben will, gleichviel. Ich bedarf keiner
Freunde, die ein fremdes Zeugniß für meine Ehren¬
haftigkeit nöthig halten; und von dem Beamten, der
das Recht meines Heimathsgenoſſen nicht gelten laſſen
will, erwarte ich, daß er den Gaſt meines Hauſes
reſpectiren werde.“ —
Damit verließ ich ihn. Ich wußte, daß ich die
offene Thür meines Hochzeitsſaales zugeſchlagen hatte
und fühlte es wie einen Stein von meiner Seele fallen.
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