François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.Bei alledem bebte ich vor innerer Entrüstung. Noch in der Nacht reiste ich mit Courierpferden Bei einbrechendem Abend erreichte ich mein Ziel Bei alledem bebte ich vor innerer Entrüſtung. Noch in der Nacht reiſte ich mit Courierpferden Bei einbrechendem Abend erreichte ich mein Ziel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0193" n="189"/> <p>Bei alledem bebte ich vor innerer Entrüſtung.<lb/> Dorothee lebte, und ich hatte kein Recht ihr Geheim¬<lb/> niß preiszugeben. Hätte ſie ſelber aber dieſes Ge¬<lb/> heimniß zu meiner Rechtfertigung enthüllen wollen, ich<lb/> würde das Wort auf ihren Lippen zurückgehalten haben.<lb/> Die Leidenſchaft hatte meine Auffaſſung plötzlich<lb/> geklärt: Nicht ich, die Mutter hatte über das<lb/> Schickſal ihres Sohnes zu entſcheiden.</p><lb/> <p>Noch in der Nacht reiſte ich mit Courierpferden<lb/> nach Berlin. Ich reiſte ohne Dienerſchaft, weil mir,<lb/> ebenſo um der Menſchen willen, denen ich zueilte, wie<lb/> für meine eigene Perſon ein Ausſpioniren und Aus¬<lb/> deuten meiner Schritte widerſtand.</p><lb/> <p>Bei einbrechendem Abend erreichte ich mein Ziel<lb/> und begab mich, ohne erſt ein Hotel zu ſuchen, vom<lb/> Poſthauſe zu Fuße nach der Faber’ſchen Wohnung, die<lb/> mir jedes Kind zu bezeichnen wußte. Gelang es mir,<lb/> Dorothee noch dieſen Abend ohne Zeugen zu ſprechen,<lb/> ſo war meine Aufgabe erledigt und ich reiſte unerkannt<lb/> noch in der Nacht nach Reckenburg zurück. Der Zu¬<lb/> ſtand des Kranken beunruhigte mich. Der Arzt, den<lb/> ich vor meiner Abreiſe geſprochen, und der eine Ueber¬<lb/> ſiedelung nach dem Schloſſe widerrathen, hatte ihn für<lb/> eine Lungenentzündung erklärt, Folge ſchlechtgeheilter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0193]
Bei alledem bebte ich vor innerer Entrüſtung.
Dorothee lebte, und ich hatte kein Recht ihr Geheim¬
niß preiszugeben. Hätte ſie ſelber aber dieſes Ge¬
heimniß zu meiner Rechtfertigung enthüllen wollen, ich
würde das Wort auf ihren Lippen zurückgehalten haben.
Die Leidenſchaft hatte meine Auffaſſung plötzlich
geklärt: Nicht ich, die Mutter hatte über das
Schickſal ihres Sohnes zu entſcheiden.
Noch in der Nacht reiſte ich mit Courierpferden
nach Berlin. Ich reiſte ohne Dienerſchaft, weil mir,
ebenſo um der Menſchen willen, denen ich zueilte, wie
für meine eigene Perſon ein Ausſpioniren und Aus¬
deuten meiner Schritte widerſtand.
Bei einbrechendem Abend erreichte ich mein Ziel
und begab mich, ohne erſt ein Hotel zu ſuchen, vom
Poſthauſe zu Fuße nach der Faber’ſchen Wohnung, die
mir jedes Kind zu bezeichnen wußte. Gelang es mir,
Dorothee noch dieſen Abend ohne Zeugen zu ſprechen,
ſo war meine Aufgabe erledigt und ich reiſte unerkannt
noch in der Nacht nach Reckenburg zurück. Der Zu¬
ſtand des Kranken beunruhigte mich. Der Arzt, den
ich vor meiner Abreiſe geſprochen, und der eine Ueber¬
ſiedelung nach dem Schloſſe widerrathen, hatte ihn für
eine Lungenentzündung erklärt, Folge ſchlechtgeheilter
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