Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Der Maler schied, doch warteten die Freunde Dagegen verbreitete sich Abends das Gerücht, Die Beiden, die diesen Bericht anhörten, hegten Andern Tags hörten sie, der Fremde sei ge¬ Der Maler ſchied, doch warteten die Freunde Dagegen verbreitete ſich Abends das Gerücht, Die Beiden, die dieſen Bericht anhörten, hegten Andern Tags hörten ſie, der Fremde ſei ge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0134" n="118"/> <p>Der Maler ſchied, doch warteten die Freunde<lb/> vergebens auf ſeine Rückkehr.</p><lb/> <p>Dagegen verbreitete ſich Abends das Gerücht,<lb/> daß drüben in Fiſchhauſen Einer vom Schlag gerührt<lb/> worden ſei, ein Fremder von einer Geſellſchaft. Bald<lb/> wurden auch Einzelheiten erzählt. Die Leute hatten<lb/> im Wald, nicht weit vom See, Karten geſpielt; dabei<lb/> muß der Eine ſtark hitzig geworden ſein, des Wirths<lb/> kleiner Junge hatte geſehen, wie er auffuhr und dem<lb/> Andern mit der Fauſt drohte. Auf einmal aber ſei<lb/> er zurückgefallen und habe die Arme weit von ſich<lb/> geſtreckt. Nun hab's große Verwirrung gegeben, und<lb/> die Meiſten ſeien davongeſprungen, nur ein junges<lb/> Fräulein hab' ihn aufgerichtet und jämmerlich ge¬<lb/> ſchrieen. Zuletzt ſei noch Einer gelaufen kommen, der<lb/> zuvor nicht dabei geweſen, ſchwarze Haar hab' er ge¬<lb/> habt und ſo ein bleiches Geſicht. Aber eine Bären¬<lb/> ſtärke, daß er hab' den ſchweren Mann in die Arm'<lb/> nehmen und fortſchleifen können; auch ſei er bös<lb/> hineingefahren in den Jungen, daß er da ſteh und<lb/> gaffe, ſtatt Hülfe zu holen. —</p><lb/> <p>Die Beiden, die dieſen Bericht anhörten, hegten<lb/> keinen Zweifel, wer der Betroffene ſein möge und<lb/> warteten geſpannt auf die weitere Entwickelung.</p><lb/> <p>Andern Tags hörten ſie, der Fremde ſei ge¬<lb/> ſtorben, und gegen Mittag trat der Freund auf einen<lb/> Augenblick herein, überwacht und ernſt, aber ruhig<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0134]
Der Maler ſchied, doch warteten die Freunde
vergebens auf ſeine Rückkehr.
Dagegen verbreitete ſich Abends das Gerücht,
daß drüben in Fiſchhauſen Einer vom Schlag gerührt
worden ſei, ein Fremder von einer Geſellſchaft. Bald
wurden auch Einzelheiten erzählt. Die Leute hatten
im Wald, nicht weit vom See, Karten geſpielt; dabei
muß der Eine ſtark hitzig geworden ſein, des Wirths
kleiner Junge hatte geſehen, wie er auffuhr und dem
Andern mit der Fauſt drohte. Auf einmal aber ſei
er zurückgefallen und habe die Arme weit von ſich
geſtreckt. Nun hab's große Verwirrung gegeben, und
die Meiſten ſeien davongeſprungen, nur ein junges
Fräulein hab' ihn aufgerichtet und jämmerlich ge¬
ſchrieen. Zuletzt ſei noch Einer gelaufen kommen, der
zuvor nicht dabei geweſen, ſchwarze Haar hab' er ge¬
habt und ſo ein bleiches Geſicht. Aber eine Bären¬
ſtärke, daß er hab' den ſchweren Mann in die Arm'
nehmen und fortſchleifen können; auch ſei er bös
hineingefahren in den Jungen, daß er da ſteh und
gaffe, ſtatt Hülfe zu holen. —
Die Beiden, die dieſen Bericht anhörten, hegten
keinen Zweifel, wer der Betroffene ſein möge und
warteten geſpannt auf die weitere Entwickelung.
Andern Tags hörten ſie, der Fremde ſei ge¬
ſtorben, und gegen Mittag trat der Freund auf einen
Augenblick herein, überwacht und ernſt, aber ruhig
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