Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.wolle, besann sich aber, trat an den Bildhauer heran "Wollen wir nicht die Wirthsleute fragen?" Das Gesicht, das ihn ansah, erschreckte ihn: Der Doktor stand rathlos. "Sie sagen das so Alfred reichte ihm mit abgewendetem Gesicht eine "Ich danke Ihnen, bitte, gehen Sie fort." "Verrücktes Weibervolk!" brummte der Doktor Dann war der Verlassene allein; das Kind stand Er mochte lange so mit seinem Schmerz gerun¬ wolle, beſann ſich aber, trat an den Bildhauer heran „Wollen wir nicht die Wirthsleute fragen?“ Das Geſicht, das ihn anſah, erſchreckte ihn: Der Doktor ſtand rathlos. „Sie ſagen das ſo Alfred reichte ihm mit abgewendetem Geſicht eine „Ich danke Ihnen, bitte, gehen Sie fort.“ „Verrücktes Weibervolk!“ brummte der Doktor Dann war der Verlaſſene allein; das Kind ſtand Er mochte lange ſo mit ſeinem Schmerz gerun¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="133"/> wolle, beſann ſich aber, trat an den Bildhauer heran<lb/> und ſagte, ihm die Hand auf die Schulter legend:</p><lb/> <p>„Wollen wir nicht die Wirthsleute fragen?“</p><lb/> <p>Das Geſicht, das ihn anſah, erſchreckte ihn:<lb/> „Sie iſt fort,“ ſagte er mit Verzweiflung in Ton<lb/> und Blicken.</p><lb/> <p>Der Doktor ſtand rathlos. „Sie ſagen das ſo<lb/> beſtimmt — wollen wir denn nicht die Wirthin fra¬<lb/> gen?“ — Er zog die Uhr. „Dazu ſehe ich mit Be¬<lb/> dauern, daß meine Zeit abgelaufen iſt! Was machen<lb/> wir denn jetzt? Sie müſſen doch mit herunter¬<lb/> kommen?“</p><lb/> <p>Alfred reichte ihm mit abgewendetem Geſicht eine<lb/> kalte bebende Hand.</p><lb/> <p>„Ich danke Ihnen, bitte, gehen Sie fort.“</p><lb/> <p>„Verrücktes Weibervolk!“ brummte der Doktor<lb/> im Abgehen.</p><lb/> <p>Dann war der Verlaſſene allein; das Kind ſtand<lb/> draußen auf dem Flur und hörte ſeine Seufzer und<lb/> erſtickten Ausrufe.</p><lb/> <p>Er mochte lange ſo mit ſeinem Schmerz gerun¬<lb/> gen haben, da kamen Schritte auf die Thür zu. Er<lb/> raffte ſich zuſammen und floh wie ein Verfolgter hin¬<lb/> aus, die Treppe hinab und über die Straße in ſeine<lb/> Wohnung. Als er eintreten wollte, ſah er, daß ihm<lb/> die Kleine nachgelaufen war. Er ſah ſie von der<lb/> Seite an, dann ließ er ſie mit hereinſchlüpfen wie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0149]
wolle, beſann ſich aber, trat an den Bildhauer heran
und ſagte, ihm die Hand auf die Schulter legend:
„Wollen wir nicht die Wirthsleute fragen?“
Das Geſicht, das ihn anſah, erſchreckte ihn:
„Sie iſt fort,“ ſagte er mit Verzweiflung in Ton
und Blicken.
Der Doktor ſtand rathlos. „Sie ſagen das ſo
beſtimmt — wollen wir denn nicht die Wirthin fra¬
gen?“ — Er zog die Uhr. „Dazu ſehe ich mit Be¬
dauern, daß meine Zeit abgelaufen iſt! Was machen
wir denn jetzt? Sie müſſen doch mit herunter¬
kommen?“
Alfred reichte ihm mit abgewendetem Geſicht eine
kalte bebende Hand.
„Ich danke Ihnen, bitte, gehen Sie fort.“
„Verrücktes Weibervolk!“ brummte der Doktor
im Abgehen.
Dann war der Verlaſſene allein; das Kind ſtand
draußen auf dem Flur und hörte ſeine Seufzer und
erſtickten Ausrufe.
Er mochte lange ſo mit ſeinem Schmerz gerun¬
gen haben, da kamen Schritte auf die Thür zu. Er
raffte ſich zuſammen und floh wie ein Verfolgter hin¬
aus, die Treppe hinab und über die Straße in ſeine
Wohnung. Als er eintreten wollte, ſah er, daß ihm
die Kleine nachgelaufen war. Er ſah ſie von der
Seite an, dann ließ er ſie mit hereinſchlüpfen wie
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