überall hin nach. Ich bedanke mich auch immer herz¬ lich dafür, da ja Putzi doch nicht sprechen kann. Papa sagt, im Sommer, wenn viele Reisende kom¬ men, sind die Kellner nicht mehr so nett, sie sind dann zu abgehetzt. Unsere Wirthin hat mir heut' Morgen zum Kaffee ein Sträußchen Bergblumen ge¬ bracht; es sind Orchideen dabei, ich lege Euch ein paar davon ein. Ist es nicht reizend? Wie merk¬ würdig, daß alle Menschen so gut sind gegen Eure, Euch innig liebende Kläre.
P. S. Der greuliche Landrath ist in Gries an uns vorübergegangen und hat Putzi durchbohrend angeguckt!
Klärchen an Eveline.
Bozen, 27. März. 1 Uhr Mittags. Hotel Greif.
O, meine geliebte Evy! tausend, tausend Glück¬ wünsche und Küsse! So ist nun also Dein Edmund ordentlicher Professor! Wie glücklich wir sind über die Nachricht, das sagen keine Worte! Papa und Mama sitzen auch und schreiben Dir, um halb zwei wird gespeist. Schreib Edmund, daß ich schrecklich stolz auf meinen Schwager sei, und besuchen darf ich Euch doch oft, nicht? Würzburg! Wie himmlisch! Mama fürchtete immer, es würde Berlin werden oder
überall hin nach. Ich bedanke mich auch immer herz¬ lich dafür, da ja Putzi doch nicht ſprechen kann. Papa ſagt, im Sommer, wenn viele Reiſende kom¬ men, ſind die Kellner nicht mehr ſo nett, ſie ſind dann zu abgehetzt. Unſere Wirthin hat mir heut' Morgen zum Kaffee ein Sträußchen Bergblumen ge¬ bracht; es ſind Orchideen dabei, ich lege Euch ein paar davon ein. Iſt es nicht reizend? Wie merk¬ würdig, daß alle Menſchen ſo gut ſind gegen Eure, Euch innig liebende Kläre.
P. S. Der greuliche Landrath iſt in Gries an uns vorübergegangen und hat Putzi durchbohrend angeguckt!
Klärchen an Eveline.
Bozen, 27. März. 1 Uhr Mittags. Hôtel Greif.
O, meine geliebte Evy! tauſend, tauſend Glück¬ wünſche und Küſſe! So iſt nun alſo Dein Edmund ordentlicher Profeſſor! Wie glücklich wir ſind über die Nachricht, das ſagen keine Worte! Papa und Mama ſitzen auch und ſchreiben Dir, um halb zwei wird geſpeiſt. Schreib Edmund, daß ich ſchrecklich ſtolz auf meinen Schwager ſei, und beſuchen darf ich Euch doch oft, nicht? Würzburg! Wie himmliſch! Mama fürchtete immer, es würde Berlin werden oder
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="letter"n="2"><p><pbfacs="#f0216"n="200"/>
überall hin nach. Ich bedanke mich auch immer herz¬<lb/>
lich dafür, da ja Putzi doch nicht ſprechen kann.<lb/>
Papa ſagt, im Sommer, wenn viele Reiſende kom¬<lb/>
men, ſind die Kellner nicht mehr ſo nett, ſie ſind<lb/>
dann zu abgehetzt. Unſere Wirthin hat mir heut'<lb/>
Morgen zum Kaffee ein Sträußchen Bergblumen ge¬<lb/>
bracht; es ſind Orchideen dabei, ich lege Euch ein<lb/>
paar davon ein. Iſt es nicht reizend? Wie merk¬<lb/>
würdig, daß alle Menſchen ſo gut ſind gegen Eure,<lb/>
Euch innig liebende <spacedim="horizontal"/> Kläre.</p><lb/><postscript><p><hirendition="#aq">P. S.</hi> Der greuliche Landrath iſt in Gries an<lb/>
uns vorübergegangen und hat Putzi durchbohrend<lb/>
angeguckt!</p></postscript><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><divtype="letter"n="2"><head><hirendition="#g">Klärchen an Eveline.</hi><lb/></head><opener><datelinerendition="#right">Bozen, 27. März.<lb/>
1 Uhr Mittags. H<hirendition="#aq">ô</hi>tel Greif.</dateline><lb/></opener><p>O, meine geliebte Evy! tauſend, tauſend Glück¬<lb/>
wünſche und Küſſe! So iſt nun alſo Dein Edmund<lb/>
ordentlicher Profeſſor! Wie glücklich wir ſind über<lb/>
die Nachricht, das ſagen keine Worte! Papa und<lb/>
Mama ſitzen auch und ſchreiben Dir, um halb zwei<lb/>
wird geſpeiſt. Schreib Edmund, daß ich ſchrecklich<lb/>ſtolz auf meinen Schwager ſei, und beſuchen darf ich<lb/>
Euch doch oft, nicht? Würzburg! Wie himmliſch!<lb/>
Mama fürchtete immer, es würde Berlin werden oder<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[200/0216]
überall hin nach. Ich bedanke mich auch immer herz¬
lich dafür, da ja Putzi doch nicht ſprechen kann.
Papa ſagt, im Sommer, wenn viele Reiſende kom¬
men, ſind die Kellner nicht mehr ſo nett, ſie ſind
dann zu abgehetzt. Unſere Wirthin hat mir heut'
Morgen zum Kaffee ein Sträußchen Bergblumen ge¬
bracht; es ſind Orchideen dabei, ich lege Euch ein
paar davon ein. Iſt es nicht reizend? Wie merk¬
würdig, daß alle Menſchen ſo gut ſind gegen Eure,
Euch innig liebende Kläre.
P. S. Der greuliche Landrath iſt in Gries an
uns vorübergegangen und hat Putzi durchbohrend
angeguckt!
Klärchen an Eveline.
Bozen, 27. März.
1 Uhr Mittags. Hôtel Greif.
O, meine geliebte Evy! tauſend, tauſend Glück¬
wünſche und Küſſe! So iſt nun alſo Dein Edmund
ordentlicher Profeſſor! Wie glücklich wir ſind über
die Nachricht, das ſagen keine Worte! Papa und
Mama ſitzen auch und ſchreiben Dir, um halb zwei
wird geſpeiſt. Schreib Edmund, daß ich ſchrecklich
ſtolz auf meinen Schwager ſei, und beſuchen darf ich
Euch doch oft, nicht? Würzburg! Wie himmliſch!
Mama fürchtete immer, es würde Berlin werden oder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/216>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.