Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Geographie. Der junge Maler ist auch mitgekommen Eure selige Kläre. Dieselbe an Dieselben. Riva, Hotel du Lac, 30. März.11 Uhr Abends. Der Balkon ist ganz in Mondschein gebadet, ich Geographie. Der junge Maler iſt auch mitgekommen Eure ſelige Kläre. Dieſelbe an Dieſelben. Riva, Hôtel du Lac, 30. März.11 Uhr Abends. Der Balkon iſt ganz in Mondſchein gebadet, ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0226" n="210"/> Geographie. Der junge Maler iſt auch mitgekommen<lb/> in einem Wagen, der immer hinter unſerm herfuhr,<lb/> mit den zwei Pommeranzen, — ſo nenne ich das<lb/> pommerſche Ehepaar — die ſüße Pommeranze iſt die<lb/> Frau, — die bittere der Mann, er läßt die arme<lb/> kleine Dicke immer alle Mäntel, Plaids und Reiſe¬<lb/> taſchen allein tragen!</p> <closer> <salute>Eure ſelige Kläre.</salute> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div type="letter" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Dieſelbe an Dieſelben.</hi><lb/> </head> <opener> <dateline rendition="#right">Riva, <hi rendition="#aq">Hôtel du Lac</hi>, 30. März.<lb/> 11 Uhr Abends. </dateline> </opener><lb/> <p>Der Balkon iſt ganz in Mondſchein gebadet, ich<lb/> habe mich hierher geſetzt, Putzi iſt auf meinem Schoß,<lb/> ich ſchreibe dies ohne Licht, und die Nachtigallen ſin¬<lb/> gen in allen Büſchen des Gartens. Ach, liebe, ſüße<lb/> Schweſtern, wäret Ihr hier! Ueber die Bäume weg<lb/> ſchimmert der See, und es iſt Alles ein Duft, denn<lb/> Syringen und Goldregen blühen. Wie ſchön! wie<lb/> ſchön! Iſt es nicht traurig, daß es Menſchen gibt,<lb/> die das nicht fühlen können? Der Maler hat noch<lb/> immer ſeine düſtere Falte zwiſchen den Augenbrauen,<lb/> und der Landrath — Aber das will ich Euch morgen<lb/> erzählen, ich will den ſchönen Abend nicht mit dem<lb/> Bericht entweihen! Was für eine Wohlthat müßte<lb/> es ſein, wenn man hier Verſe machen könnte! Mama<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0226]
Geographie. Der junge Maler iſt auch mitgekommen
in einem Wagen, der immer hinter unſerm herfuhr,
mit den zwei Pommeranzen, — ſo nenne ich das
pommerſche Ehepaar — die ſüße Pommeranze iſt die
Frau, — die bittere der Mann, er läßt die arme
kleine Dicke immer alle Mäntel, Plaids und Reiſe¬
taſchen allein tragen!
Eure ſelige Kläre.
Dieſelbe an Dieſelben.
Riva, Hôtel du Lac, 30. März.
11 Uhr Abends.
Der Balkon iſt ganz in Mondſchein gebadet, ich
habe mich hierher geſetzt, Putzi iſt auf meinem Schoß,
ich ſchreibe dies ohne Licht, und die Nachtigallen ſin¬
gen in allen Büſchen des Gartens. Ach, liebe, ſüße
Schweſtern, wäret Ihr hier! Ueber die Bäume weg
ſchimmert der See, und es iſt Alles ein Duft, denn
Syringen und Goldregen blühen. Wie ſchön! wie
ſchön! Iſt es nicht traurig, daß es Menſchen gibt,
die das nicht fühlen können? Der Maler hat noch
immer ſeine düſtere Falte zwiſchen den Augenbrauen,
und der Landrath — Aber das will ich Euch morgen
erzählen, ich will den ſchönen Abend nicht mit dem
Bericht entweihen! Was für eine Wohlthat müßte
es ſein, wenn man hier Verſe machen könnte! Mama
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