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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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solchen Hans Narren halte, und doch war er ein bis¬
chen enttäuscht, jetzt, daß man ihn so garnicht nöthig
hatte und er die Andern, ach, so sehr.

Als er nach dem frühzeitigen Schluß des Spiels
fröstelnd durch die rauhe Nacht heimging, zauderte er
mehr als einmal vor einem hellen Fenster. Kann
ich nicht hinein gehen zu denen, die da vertraut bei¬
sammen sitzen? Bitten, gönnt mir euer Wort, euer
Licht und eure Herdflamme; ich bin auch ein Mensch
und komme weit her und freue mich so, daß ich da
bin? -- Kopfschüttelnd schritt er weiter, solche Ein¬
fälle führt man nicht aus. Er hätte vielleicht in
einem der zahlreichen Cafes oder Bierkeller noch gute
Gesellschaft gefunden, aber war nicht gewohnt, ins
Wirthshaus zu gehen. Das hatte in Hamburg wenig
Verlockendes, außer, wenn man hungrig war, -- von
dem andern Lebenszuschnitt hier wußte er noch nicht
recht.

In seinem Zimmer flackerte ein bescheidenes Feuer¬
chen, der große weißblaue Ofen fühlte sich noch kühl
an. Er entzündete das Licht, löschte es aber bald
wieder, denn das dünne trübselige Flämmchen reichte
nur eben hin, den warmen Ofenschein zu verjagen,
nicht aber das Gemach zu erhellen. Wie er noch so
brütend dasaß, drang aus der Nähe irgendwo, aber
doch wie gedämpft durch die Nacht, eine reiche volle
Stimme herein, die ein sanftes einfaches Lied sang.

ſolchen Hans Narren halte, und doch war er ein bis¬
chen enttäuſcht, jetzt, daß man ihn ſo garnicht nöthig
hatte und er die Andern, ach, ſo ſehr.

Als er nach dem frühzeitigen Schluß des Spiels
fröſtelnd durch die rauhe Nacht heimging, zauderte er
mehr als einmal vor einem hellen Fenſter. Kann
ich nicht hinein gehen zu denen, die da vertraut bei¬
ſammen ſitzen? Bitten, gönnt mir euer Wort, euer
Licht und eure Herdflamme; ich bin auch ein Menſch
und komme weit her und freue mich ſo, daß ich da
bin? — Kopfſchüttelnd ſchritt er weiter, ſolche Ein¬
fälle führt man nicht aus. Er hätte vielleicht in
einem der zahlreichen Cafés oder Bierkeller noch gute
Geſellſchaft gefunden, aber war nicht gewohnt, ins
Wirthshaus zu gehen. Das hatte in Hamburg wenig
Verlockendes, außer, wenn man hungrig war, — von
dem andern Lebenszuſchnitt hier wußte er noch nicht
recht.

In ſeinem Zimmer flackerte ein beſcheidenes Feuer¬
chen, der große weißblaue Ofen fühlte ſich noch kühl
an. Er entzündete das Licht, löſchte es aber bald
wieder, denn das dünne trübſelige Flämmchen reichte
nur eben hin, den warmen Ofenſchein zu verjagen,
nicht aber das Gemach zu erhellen. Wie er noch ſo
brütend daſaß, drang aus der Nähe irgendwo, aber
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[10/0026] ſolchen Hans Narren halte, und doch war er ein bis¬ chen enttäuſcht, jetzt, daß man ihn ſo garnicht nöthig hatte und er die Andern, ach, ſo ſehr. Als er nach dem frühzeitigen Schluß des Spiels fröſtelnd durch die rauhe Nacht heimging, zauderte er mehr als einmal vor einem hellen Fenſter. Kann ich nicht hinein gehen zu denen, die da vertraut bei¬ ſammen ſitzen? Bitten, gönnt mir euer Wort, euer Licht und eure Herdflamme; ich bin auch ein Menſch und komme weit her und freue mich ſo, daß ich da bin? — Kopfſchüttelnd ſchritt er weiter, ſolche Ein¬ fälle führt man nicht aus. Er hätte vielleicht in einem der zahlreichen Cafés oder Bierkeller noch gute Geſellſchaft gefunden, aber war nicht gewohnt, ins Wirthshaus zu gehen. Das hatte in Hamburg wenig Verlockendes, außer, wenn man hungrig war, — von dem andern Lebenszuſchnitt hier wußte er noch nicht recht. In ſeinem Zimmer flackerte ein beſcheidenes Feuer¬ chen, der große weißblaue Ofen fühlte ſich noch kühl an. Er entzündete das Licht, löſchte es aber bald wieder, denn das dünne trübſelige Flämmchen reichte nur eben hin, den warmen Ofenſchein zu verjagen, nicht aber das Gemach zu erhellen. Wie er noch ſo brütend daſaß, drang aus der Nähe irgendwo, aber doch wie gedämpft durch die Nacht, eine reiche volle Stimme herein, die ein ſanftes einfaches Lied ſang.

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/26>, abgerufen am 23.11.2024.