Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Als dieser von dem dienstfertigen Geleite, das er dem Fremden nach dem besten Gemache des ganzen Hauses gegeben, in die Gaststube zurückkehrte, schritt er einige Male mit raschen Schritten auf und nieder, sich vergnügt die Hände reibend, und nahm dann eine schwere Zinnkanne von dem braunen Büffet herab. He. Meister Bölzlein, schmunzelte er, das blanke Geschirr auf den Tisch stellend, heut trinkt Ihr ein Glas mit mir ... heut vermag ich's. Ihr habt einen guten Handel gemacht ... he? Hundert Kronen Profit so gut als einen Rappen, mein' ich, und wenn ich das Pferd noch diesen Abend wieder verkaufe. Hundert Krone[n,] schrie Meister Bölzlein, indem er alle Finger seiner beiden Hände aus einander spreizte, als wollte er sie in einem Haufen Geldes versenken, hundert Kronen! Alle Wetter, das sind viele Füchse in einer Falle. Wenn das der Fremde vermuthen könnt'! Vermuthen? machte der Wirth mit einer fast geringschätzigen Miene; vermuthen sagt Ihr? ... Glaubt Ihr denn, ein solcher Herr, wie der droben, kenne den Werth eines Pferdes nicht besser, als Ihr ein Nadelöhr? Aber was scheeren sich diese deutschländischen Grafen und Fürsten um lumpige hundert Kronen, wenn sie gerade eine Laune haben. Ich wette darauf, es hat den gnädigen Herrn nur geärgert, daß das Thier einige Ermüdung zeigte ... das hatt' ich weg, ehe er vom Sattel gestiegen war. Als dieser von dem dienstfertigen Geleite, das er dem Fremden nach dem besten Gemache des ganzen Hauses gegeben, in die Gaststube zurückkehrte, schritt er einige Male mit raschen Schritten auf und nieder, sich vergnügt die Hände reibend, und nahm dann eine schwere Zinnkanne von dem braunen Büffet herab. He. Meister Bölzlein, schmunzelte er, das blanke Geschirr auf den Tisch stellend, heut trinkt Ihr ein Glas mit mir … heut vermag ich's. Ihr habt einen guten Handel gemacht … he? Hundert Kronen Profit so gut als einen Rappen, mein' ich, und wenn ich das Pferd noch diesen Abend wieder verkaufe. Hundert Krone[n,] schrie Meister Bölzlein, indem er alle Finger seiner beiden Hände aus einander spreizte, als wollte er sie in einem Haufen Geldes versenken, hundert Kronen! Alle Wetter, das sind viele Füchse in einer Falle. Wenn das der Fremde vermuthen könnt'! Vermuthen? machte der Wirth mit einer fast geringschätzigen Miene; vermuthen sagt Ihr? … Glaubt Ihr denn, ein solcher Herr, wie der droben, kenne den Werth eines Pferdes nicht besser, als Ihr ein Nadelöhr? Aber was scheeren sich diese deutschländischen Grafen und Fürsten um lumpige hundert Kronen, wenn sie gerade eine Laune haben. Ich wette darauf, es hat den gnädigen Herrn nur geärgert, daß das Thier einige Ermüdung zeigte … das hatt' ich weg, ehe er vom Sattel gestiegen war. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <pb facs="#f0012"/> <p>Als dieser von dem dienstfertigen Geleite, das er dem Fremden nach dem besten Gemache des ganzen Hauses gegeben, in die Gaststube zurückkehrte, schritt er einige Male mit raschen Schritten auf und nieder, sich vergnügt die Hände reibend, und nahm dann eine schwere Zinnkanne von dem braunen Büffet herab. He. Meister Bölzlein, schmunzelte er, das blanke Geschirr auf den Tisch stellend, heut trinkt Ihr ein Glas mit mir … heut vermag ich's.</p><lb/> <p>Ihr habt einen guten Handel gemacht … he? Hundert Kronen Profit so gut als einen Rappen, mein' ich, und wenn ich das Pferd noch diesen Abend wieder verkaufe.</p><lb/> <p>Hundert Krone<supplied>n,</supplied> schrie Meister Bölzlein, indem er alle Finger seiner beiden Hände aus einander spreizte, als wollte er sie in einem Haufen Geldes versenken, hundert Kronen! Alle Wetter, das sind viele Füchse in einer Falle. Wenn das der Fremde vermuthen könnt'!</p><lb/> <p>Vermuthen? machte der Wirth mit einer fast geringschätzigen Miene; vermuthen sagt Ihr? … Glaubt Ihr denn, ein solcher Herr, wie der droben, kenne den Werth eines Pferdes nicht besser, als Ihr ein Nadelöhr? Aber was scheeren sich diese deutschländischen Grafen und Fürsten um lumpige hundert Kronen, wenn sie gerade eine Laune haben. Ich wette darauf, es hat den gnädigen Herrn nur geärgert, daß das Thier einige Ermüdung zeigte … das hatt' ich weg, ehe er vom Sattel gestiegen war.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0012]
Als dieser von dem dienstfertigen Geleite, das er dem Fremden nach dem besten Gemache des ganzen Hauses gegeben, in die Gaststube zurückkehrte, schritt er einige Male mit raschen Schritten auf und nieder, sich vergnügt die Hände reibend, und nahm dann eine schwere Zinnkanne von dem braunen Büffet herab. He. Meister Bölzlein, schmunzelte er, das blanke Geschirr auf den Tisch stellend, heut trinkt Ihr ein Glas mit mir … heut vermag ich's.
Ihr habt einen guten Handel gemacht … he? Hundert Kronen Profit so gut als einen Rappen, mein' ich, und wenn ich das Pferd noch diesen Abend wieder verkaufe.
Hundert Kronen, schrie Meister Bölzlein, indem er alle Finger seiner beiden Hände aus einander spreizte, als wollte er sie in einem Haufen Geldes versenken, hundert Kronen! Alle Wetter, das sind viele Füchse in einer Falle. Wenn das der Fremde vermuthen könnt'!
Vermuthen? machte der Wirth mit einer fast geringschätzigen Miene; vermuthen sagt Ihr? … Glaubt Ihr denn, ein solcher Herr, wie der droben, kenne den Werth eines Pferdes nicht besser, als Ihr ein Nadelöhr? Aber was scheeren sich diese deutschländischen Grafen und Fürsten um lumpige hundert Kronen, wenn sie gerade eine Laune haben. Ich wette darauf, es hat den gnädigen Herrn nur geärgert, daß das Thier einige Ermüdung zeigte … das hatt' ich weg, ehe er vom Sattel gestiegen war.
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