Friedrich II., König von Preußen: Über die deutsche Literatur. Übers. v. Christian Konrad Wilhelm Dohm. Berlin, 1780.ihrer Entwicklung wünschen kann, nur ein Prometheus eines
ihrer Entwicklung wuͤnſchen kann, nur ein Prometheus eines
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="54"/> ihrer Entwicklung wuͤnſchen kann, nur ein <persName>Prometheus</persName><lb/> fehlt noch, der das goͤttliche Feuer vom Himmel hole,<lb/> und ſie belebe. Eben das Land, welches den beruͤhm-<lb/> ten <hi rendition="#aq"><persName>Petrus de Vineis</persName></hi>, den Canzler des ungluͤcklichen<lb/><persName>Kaiſers Friedrich II.</persName> und die Verfaſſer der bekannten<lb/><hi rendition="#aq">Epiſtolarum obſcurorum virorum</hi> (die uͤber ihr Zeit-<lb/> alter ſehr erhaben ſind) hervorgebracht hat; das Land,<lb/> in welchem <persName>Eraſmus</persName> geboren iſt, deſſen <hi rendition="#fr">Lob der Narr-<lb/> heit</hi> voll von Witz iſt, und noch beſſer ſeyn wuͤrde, wenn<lb/> man einige zu niedrige Stellen wegnaͤhme, an denen<lb/> man das Kloſter und den Geſchmack der Zeit erkennet;<lb/> ein Boden, der den eben ſo weiſen als gelehrten <persName>Me-<lb/> lanchton</persName>, und ſo viel andere große Maͤnner hervorge-<lb/> bracht hat, iſt noch nicht erſchoͤpft, und kann noch im-<lb/> mer wieder Genies erzeugen, die den genannten gleich<lb/> kommen. Ich koͤnnte auch zu den angefuͤhrten noch<lb/> große Namen hinzuſetzen, denn ich rechne zu den unſri-<lb/> gen auch einen <hi rendition="#fr"><persName>Copernik</persName></hi>, deſſen Calkul das Plane-<lb/> tenſyſtem und dasjenige berichtigte, was <hi rendition="#fr"><persName>Prolomaͤus</persName></hi><lb/> etliche tauſend Jahr vor ihm behauptet hatte. In ei-<lb/> nem andern Theile <placeName>Deutſchland</placeName>s entdeckte ein Moͤnch<lb/> durch ſeine chymiſche Proceſſe, die erſtaunenswuͤrdige<lb/> Wirkungen des Ausbruchs des Pulvers. Auch war<lb/> es ein Deutſcher, der die Buchdruckerey erfand, dieſe<lb/> herrliche Kunſt, welche die guten Buͤcher verewiger,<lb/> und das Publikum in den Stand ſetzt ſich mit gerin-<lb/> gen Koſten zu unterrichten. Dem erfinderiſchen Geiſte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">eines</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0060]
ihrer Entwicklung wuͤnſchen kann, nur ein Prometheus
fehlt noch, der das goͤttliche Feuer vom Himmel hole,
und ſie belebe. Eben das Land, welches den beruͤhm-
ten Petrus de Vineis, den Canzler des ungluͤcklichen
Kaiſers Friedrich II. und die Verfaſſer der bekannten
Epiſtolarum obſcurorum virorum (die uͤber ihr Zeit-
alter ſehr erhaben ſind) hervorgebracht hat; das Land,
in welchem Eraſmus geboren iſt, deſſen Lob der Narr-
heit voll von Witz iſt, und noch beſſer ſeyn wuͤrde, wenn
man einige zu niedrige Stellen wegnaͤhme, an denen
man das Kloſter und den Geſchmack der Zeit erkennet;
ein Boden, der den eben ſo weiſen als gelehrten Me-
lanchton, und ſo viel andere große Maͤnner hervorge-
bracht hat, iſt noch nicht erſchoͤpft, und kann noch im-
mer wieder Genies erzeugen, die den genannten gleich
kommen. Ich koͤnnte auch zu den angefuͤhrten noch
große Namen hinzuſetzen, denn ich rechne zu den unſri-
gen auch einen Copernik, deſſen Calkul das Plane-
tenſyſtem und dasjenige berichtigte, was Prolomaͤus
etliche tauſend Jahr vor ihm behauptet hatte. In ei-
nem andern Theile Deutſchlands entdeckte ein Moͤnch
durch ſeine chymiſche Proceſſe, die erſtaunenswuͤrdige
Wirkungen des Ausbruchs des Pulvers. Auch war
es ein Deutſcher, der die Buchdruckerey erfand, dieſe
herrliche Kunſt, welche die guten Buͤcher verewiger,
und das Publikum in den Stand ſetzt ſich mit gerin-
gen Koſten zu unterrichten. Dem erfinderiſchen Geiſte
eines
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