Friedrich II., König von Preußen: Über die deutsche Literatur. Übers. v. Christian Konrad Wilhelm Dohm. Berlin, 1780.lerische Ausdrücke verschönert war und grammatikali- Ich habe Ihnen nun die verschiedenen Hinder- den
leriſche Ausdruͤcke verſchoͤnert war und grammatikali- Ich habe Ihnen nun die verſchiedenen Hinder- den
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="61"/> leriſche Ausdruͤcke verſchoͤnert war und grammatikali-<lb/> ſche Beſtimmtheit erhalten hatte. Unter der Regie-<lb/> rung <persName>Ludwig XIV.</persName> verbreitete ſich die franzoͤſiſche<lb/> Sprache durch ganz <placeName>Europa</placeName>, und dieß ruͤhrte zum<lb/> Theil daher, weil man begierig war, die ſchoͤnen Schrift-<lb/> ſteller und die guten Ueberſetzungen der Alten zu leſen,<lb/> welche man damals in dieſer Sprache fand. Itzt iſt<lb/> dieſelbe das allgemeinſte Mittel geworden, um in allen<lb/> Staͤdten und Haͤuſern Zutritt zu erhalten. Wer von<lb/><placeName>Liſſabon</placeName> nach <placeName>Petersburg</placeName> und von <placeName>Stockholm</placeName> nach<lb/><placeName>Neapel</placeName> reiſet, und franzoͤſiſch redet, wird allenthalben<lb/> verſtanden. Dieſe einzige Sprache macht uns eine<lb/> Menge andre entbehrlich, die wir ſonſt wiſſen muͤßten,<lb/> und die unſer Gedaͤchtniß mit Worten beladen wuͤr-<lb/> den, an deren Stelle wir itzt Sachen bringen koͤnnen,<lb/> welches gewiß ein erheblicher Vorzug iſt.</p><lb/> <p>Ich habe Ihnen nun die verſchiedenen Hinder-<lb/> niſſe entwickelt, welche uns in der Litteratur nicht ſo<lb/> geſchwind haben gehen laſſen, als unſre Nachbarn.<lb/> Indeß uͤbertreffen die Spaͤtern zuweilen ihre Vorgaͤn-<lb/> ger. Dieß koͤnnte vielleicht bey uns eher der Fall ſeyn,<lb/> als man es glauben ſollte; wenn nur unſre Regenten<lb/> Geſchmack an den Wiſſenſchaften bekommen; diejenigen<lb/> ermuntern, die ſich mit denſelben beſchaͤftigen, und de-<lb/> nen Lob und Belohnungen ertheilen, welche es vorzuͤg-<lb/> lich weit bringen. Wenn wir <hi rendition="#fr"><persName>Medicis</persName></hi> haben, werden<lb/> auch unſre Genies hervorkeimen; und die <persName>Auguſte</persName> wer-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0067]
leriſche Ausdruͤcke verſchoͤnert war und grammatikali-
ſche Beſtimmtheit erhalten hatte. Unter der Regie-
rung Ludwig XIV. verbreitete ſich die franzoͤſiſche
Sprache durch ganz Europa, und dieß ruͤhrte zum
Theil daher, weil man begierig war, die ſchoͤnen Schrift-
ſteller und die guten Ueberſetzungen der Alten zu leſen,
welche man damals in dieſer Sprache fand. Itzt iſt
dieſelbe das allgemeinſte Mittel geworden, um in allen
Staͤdten und Haͤuſern Zutritt zu erhalten. Wer von
Liſſabon nach Petersburg und von Stockholm nach
Neapel reiſet, und franzoͤſiſch redet, wird allenthalben
verſtanden. Dieſe einzige Sprache macht uns eine
Menge andre entbehrlich, die wir ſonſt wiſſen muͤßten,
und die unſer Gedaͤchtniß mit Worten beladen wuͤr-
den, an deren Stelle wir itzt Sachen bringen koͤnnen,
welches gewiß ein erheblicher Vorzug iſt.
Ich habe Ihnen nun die verſchiedenen Hinder-
niſſe entwickelt, welche uns in der Litteratur nicht ſo
geſchwind haben gehen laſſen, als unſre Nachbarn.
Indeß uͤbertreffen die Spaͤtern zuweilen ihre Vorgaͤn-
ger. Dieß koͤnnte vielleicht bey uns eher der Fall ſeyn,
als man es glauben ſollte; wenn nur unſre Regenten
Geſchmack an den Wiſſenſchaften bekommen; diejenigen
ermuntern, die ſich mit denſelben beſchaͤftigen, und de-
nen Lob und Belohnungen ertheilen, welche es vorzuͤg-
lich weit bringen. Wenn wir Medicis haben, werden
auch unſre Genies hervorkeimen; und die Auguſte wer-
den
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