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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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der würdigen Matrone zur mütterlichen Aufsicht.
Sorgen sie nicht, sagte sie, sie soll meine dritte
Tochter seyn, und mein Augapfel. Verlassen
sie sich auf mich, und wehren sie uns nur tapfer
den Feind ab. Unser armer Kaiser, Gott segne
ihn! kann sich fast nicht mehr all der Gegner
erwehren. Ja, das ist keine Kunst; viele Hunde
sind des Löwen Tod, sagt das Sprüchwort. So
schwatzte sie immer fort, während sie uns in
mein Zimmer führte; es war dasselbe in wel-
chem meine Mutter mich gebahr. Mit un-
nennbaren Empfindungen warf ich mich auf
das Bett, wo ehemahls meine arme Mutter so
viele Thränen geweint. Wohl dir, rief ich aus, daß
du jetzt dem Erdenschmerz entnommen bist! Was
würde dein Herz erleiden, hättest du auch
dieß noch erlebt!

Meine gute Wirthinn und ihre freundlichen
Töchter thaten alles mögliche, mich nach der
Abreise meines Vaters zu erheitern. Mannon
schloß sich mit ihrer gewohnten Liebe an mich;
der ehrliche Antoine ging täglich auf die Feld-
post, sich nach Briefen für mich zu erkundigen,
welche ich auch recht oft erhielt. Der Vater hatte

der wuͤrdigen Matrone zur muͤtterlichen Aufſicht.
Sorgen ſie nicht, ſagte ſie, ſie ſoll meine dritte
Tochter ſeyn, und mein Augapfel. Verlaſſen
ſie ſich auf mich, und wehren ſie uns nur tapfer
den Feind ab. Unſer armer Kaiſer, Gott ſegne
ihn! kann ſich faſt nicht mehr all der Gegner
erwehren. Ja, das iſt keine Kunſt; viele Hunde
ſind des Loͤwen Tod, ſagt das Spruͤchwort. So
ſchwatzte ſie immer fort, waͤhrend ſie uns in
mein Zimmer fuͤhrte; es war daſſelbe in wel-
chem meine Mutter mich gebahr. Mit un-
nennbaren Empfindungen warf ich mich auf
das Bett, wo ehemahls meine arme Mutter ſo
viele Thraͤnen geweint. Wohl dir, rief ich aus, daß
du jetzt dem Erdenſchmerz entnommen biſt! Was
wuͤrde dein Herz erleiden, haͤtteſt du auch
dieß noch erlebt!

Meine gute Wirthinn und ihre freundlichen
Toͤchter thaten alles moͤgliche, mich nach der
Abreiſe meines Vaters zu erheitern. Mannon
ſchloß ſich mit ihrer gewohnten Liebe an mich;
der ehrliche Antoine ging taͤglich auf die Feld-
poſt, ſich nach Briefen fuͤr mich zu erkundigen,
welche ich auch recht oft erhielt. Der Vater hatte

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[165/0175] der wuͤrdigen Matrone zur muͤtterlichen Aufſicht. Sorgen ſie nicht, ſagte ſie, ſie ſoll meine dritte Tochter ſeyn, und mein Augapfel. Verlaſſen ſie ſich auf mich, und wehren ſie uns nur tapfer den Feind ab. Unſer armer Kaiſer, Gott ſegne ihn! kann ſich faſt nicht mehr all der Gegner erwehren. Ja, das iſt keine Kunſt; viele Hunde ſind des Loͤwen Tod, ſagt das Spruͤchwort. So ſchwatzte ſie immer fort, waͤhrend ſie uns in mein Zimmer fuͤhrte; es war daſſelbe in wel- chem meine Mutter mich gebahr. Mit un- nennbaren Empfindungen warf ich mich auf das Bett, wo ehemahls meine arme Mutter ſo viele Thraͤnen geweint. Wohl dir, rief ich aus, daß du jetzt dem Erdenſchmerz entnommen biſt! Was wuͤrde dein Herz erleiden, haͤtteſt du auch dieß noch erlebt! Meine gute Wirthinn und ihre freundlichen Toͤchter thaten alles moͤgliche, mich nach der Abreiſe meines Vaters zu erheitern. Mannon ſchloß ſich mit ihrer gewohnten Liebe an mich; der ehrliche Antoine ging taͤglich auf die Feld- poſt, ſich nach Briefen fuͤr mich zu erkundigen, welche ich auch recht oft erhielt. Der Vater hatte

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/175>, abgerufen am 24.11.2024.