Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.drigen Eindruck diese fremde, vornehme Wendung drigen Eindruck dieſe fremde, vornehme Wendung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0195" n="185"/> drigen Eindruck dieſe fremde, vornehme Wendung<lb/> auf mich machte. Wie wurde mir aber erſt, als ſie<lb/> fortfuhr: Der Herzog weiß bloß im allgemeinen,<lb/> daß dein Vater tod iſt, ich muß dich aber bitten,<lb/> es ihm und Jedermann zu verhehlen, daß er, mit<lb/> den Waffen in der Hand, die Sache unſers Koͤ-<lb/> nigs bekaͤmpfend, geſtorben. Es koͤnnte uns nach-<lb/> theilig ſeyn in der Gunſt des Hofes, und wuͤrde dem<lb/> Herzog aͤußerſt mißfallen. Jch erſtarrte. O mein<lb/> Vater! brach ich endlich ſchluchzend aus, kann<lb/> man von deiner Tochter verlangen, deine Vater-<lb/> landsliebe und deine heldenmuͤthige Aufopferung<lb/> zu verlaͤugnen? Sey vernuͤnftig, Virginia, ſagte<lb/> Deine Mutter: die Dinge haben ſich ſehr veraͤn-<lb/> dert, du wirſt dich darein finden lernen, und<lb/> die eingeſogenen Vorurtheile ablegen. Mein<lb/> guter Bruder war, durch Umſtaͤnde, in eine<lb/> ſchlechte Sache verflochten worden, friede ſey<lb/> mit ſeiner Seele! Gern will ich im Stillen<lb/> mit dir uͤber ſeinen Verluſt weinen; aber ich<lb/> unterſage dir, mit muͤtterlichem Anſehn, mich<lb/> nicht oͤffentlich in Verlegenheit zu ſetzen. Jch<lb/> werde ſchweigen, wenn man mich nicht ausdruͤck-<lb/> lich fragt, ſagte ich entruͤſtet, und die mit Ruͤh-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0195]
drigen Eindruck dieſe fremde, vornehme Wendung
auf mich machte. Wie wurde mir aber erſt, als ſie
fortfuhr: Der Herzog weiß bloß im allgemeinen,
daß dein Vater tod iſt, ich muß dich aber bitten,
es ihm und Jedermann zu verhehlen, daß er, mit
den Waffen in der Hand, die Sache unſers Koͤ-
nigs bekaͤmpfend, geſtorben. Es koͤnnte uns nach-
theilig ſeyn in der Gunſt des Hofes, und wuͤrde dem
Herzog aͤußerſt mißfallen. Jch erſtarrte. O mein
Vater! brach ich endlich ſchluchzend aus, kann
man von deiner Tochter verlangen, deine Vater-
landsliebe und deine heldenmuͤthige Aufopferung
zu verlaͤugnen? Sey vernuͤnftig, Virginia, ſagte
Deine Mutter: die Dinge haben ſich ſehr veraͤn-
dert, du wirſt dich darein finden lernen, und
die eingeſogenen Vorurtheile ablegen. Mein
guter Bruder war, durch Umſtaͤnde, in eine
ſchlechte Sache verflochten worden, friede ſey
mit ſeiner Seele! Gern will ich im Stillen
mit dir uͤber ſeinen Verluſt weinen; aber ich
unterſage dir, mit muͤtterlichem Anſehn, mich
nicht oͤffentlich in Verlegenheit zu ſetzen. Jch
werde ſchweigen, wenn man mich nicht ausdruͤck-
lich fragt, ſagte ich entruͤſtet, und die mit Ruͤh-
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