zu brechen, und dieser muthige Gedanke gab mir Festigkeit und Ruhe.
Sobald ich allein war, fing ich an, über Mit- tel nachzudenken, durch welche ich zum Ziele ge- langen könnte, und ich befand mich in einem ziemlichen Labyrinthe.
So sehr ich auch von der Rechtmäßigkeit meiner Forderung, und von meinem Anspruch auf Unabhängigkeit überzeugt war, so wußte ich doch nicht, wie weit die Gewalt der Willkühr gehen könnte. Jch hatte in meiner Kindheit zu viel von Machtsprüchen, und Gewaltstreichen dieser Art gehört und gelesen, als daß sich mir nicht die Möglichkeit hätte aufdringen sollen, man werde zu einer Zeit, wo man eifrig dar- nach zu streben schien, das Alte ganz wieder her zu stellen, ohne Bedenken, dazu wieder seine Zu- flucht nehmen. Auf wessen Schutz konnte ich hof- fen? meine Gegner waren von der siegenden, meine Freunde von der unterdrückten Partei. Wen sollte ich mit dem gefahrvollen Amte meiner Vertheidigung belasten? Versperrte ich mir nicht
zu brechen, und dieſer muthige Gedanke gab mir Feſtigkeit und Ruhe.
Sobald ich allein war, fing ich an, uͤber Mit- tel nachzudenken, durch welche ich zum Ziele ge- langen koͤnnte, und ich befand mich in einem ziemlichen Labyrinthe.
So ſehr ich auch von der Rechtmaͤßigkeit meiner Forderung, und von meinem Anſpruch auf Unabhaͤngigkeit uͤberzeugt war, ſo wußte ich doch nicht, wie weit die Gewalt der Willkuͤhr gehen koͤnnte. Jch hatte in meiner Kindheit zu viel von Machtſpruͤchen, und Gewaltſtreichen dieſer Art gehoͤrt und geleſen, als daß ſich mir nicht die Moͤglichkeit haͤtte aufdringen ſollen, man werde zu einer Zeit, wo man eifrig dar- nach zu ſtreben ſchien, das Alte ganz wieder her zu ſtellen, ohne Bedenken, dazu wieder ſeine Zu- flucht nehmen. Auf weſſen Schutz konnte ich hof- fen? meine Gegner waren von der ſiegenden, meine Freunde von der unterdruͤckten Partei. Wen ſollte ich mit dem gefahrvollen Amte meiner Vertheidigung belaſten? Verſperrte ich mir nicht
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[190[198]/0208]
zu brechen, und dieſer muthige Gedanke gab
mir Feſtigkeit und Ruhe.
Sobald ich allein war, fing ich an, uͤber Mit-
tel nachzudenken, durch welche ich zum Ziele ge-
langen koͤnnte, und ich befand mich in einem
ziemlichen Labyrinthe.
So ſehr ich auch von der Rechtmaͤßigkeit
meiner Forderung, und von meinem Anſpruch
auf Unabhaͤngigkeit uͤberzeugt war, ſo wußte ich
doch nicht, wie weit die Gewalt der Willkuͤhr
gehen koͤnnte. Jch hatte in meiner Kindheit
zu viel von Machtſpruͤchen, und Gewaltſtreichen
dieſer Art gehoͤrt und geleſen, als daß ſich mir
nicht die Moͤglichkeit haͤtte aufdringen ſollen,
man werde zu einer Zeit, wo man eifrig dar-
nach zu ſtreben ſchien, das Alte ganz wieder her
zu ſtellen, ohne Bedenken, dazu wieder ſeine Zu-
flucht nehmen. Auf weſſen Schutz konnte ich hof-
fen? meine Gegner waren von der ſiegenden, meine
Freunde von der unterdruͤckten Partei. Wen
ſollte ich mit dem gefahrvollen Amte meiner
Vertheidigung belaſten? Verſperrte ich mir nicht
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 190[198]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/208>, abgerufen am 28.07.2024.
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