Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.an meinen Vater, und dieser erklärte mir die Bil- an meinen Vater, und dieſer erklaͤrte mir die Bil- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0063" n="55"/> an meinen Vater, und dieſer erklaͤrte mir die Bil-<lb/> der einfach, aber wahr. Jch hing an ſeinen<lb/> Lippen, und wollte ihn nimmer wieder laſſen;<lb/> aber der gute Vater mußte doch oft abweſend<lb/> ſeyn, und ich blieb dann mit meinem lieben<lb/> Buche allein. Wenn du erſt leſen kannſt, troͤ-<lb/> ſtete mich der Vater, dann kannſt du dir die<lb/> Geſchichten ſelbſt erklaͤren. Das war ein Blitz-<lb/> ſtrahl in meine Seele geworfen. Jch uͤbte mich<lb/> unermuͤdet, und in kurzen las ich fertig in<lb/> meiner lieben Geſchichte. Nun war meine Be-<lb/> ſchaͤftigung gefunden, ich fuͤhlte keine Leere mehr.<lb/> Alle Zeit wo ich nicht im Freien herumſprang<lb/> oder mit meinen Aeltern plauderte, ſaß ich bei<lb/> dem Buche. Jch las und las wieder; Begriffe<lb/> reihten ſich an Begriffe, und ich verſtand, ich fuͤhlte<lb/> was ich geleſen. Jch kann im eigentlichſten<lb/> Sinne ſagen, ich bin unter den Heroen der<lb/> Vorwelt herangewachſen. Sie waren meine<lb/> Vorbilder, dienten mir zum Maßſtab fuͤr<lb/> die Ereigniſſe der Gegenwart. Unter meinen<lb/> fruͤheſten Erinnerungen iſt mir eine Szene leb-<lb/> haft gegenmaͤrtig geblieben, welche dieſe meine<lb/> Heroenbilder erregten. Jch mochte vier Jahr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0063]
an meinen Vater, und dieſer erklaͤrte mir die Bil-
der einfach, aber wahr. Jch hing an ſeinen
Lippen, und wollte ihn nimmer wieder laſſen;
aber der gute Vater mußte doch oft abweſend
ſeyn, und ich blieb dann mit meinem lieben
Buche allein. Wenn du erſt leſen kannſt, troͤ-
ſtete mich der Vater, dann kannſt du dir die
Geſchichten ſelbſt erklaͤren. Das war ein Blitz-
ſtrahl in meine Seele geworfen. Jch uͤbte mich
unermuͤdet, und in kurzen las ich fertig in
meiner lieben Geſchichte. Nun war meine Be-
ſchaͤftigung gefunden, ich fuͤhlte keine Leere mehr.
Alle Zeit wo ich nicht im Freien herumſprang
oder mit meinen Aeltern plauderte, ſaß ich bei
dem Buche. Jch las und las wieder; Begriffe
reihten ſich an Begriffe, und ich verſtand, ich fuͤhlte
was ich geleſen. Jch kann im eigentlichſten
Sinne ſagen, ich bin unter den Heroen der
Vorwelt herangewachſen. Sie waren meine
Vorbilder, dienten mir zum Maßſtab fuͤr
die Ereigniſſe der Gegenwart. Unter meinen
fruͤheſten Erinnerungen iſt mir eine Szene leb-
haft gegenmaͤrtig geblieben, welche dieſe meine
Heroenbilder erregten. Jch mochte vier Jahr
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