Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

ein einziges Mahl Schnee, einige Regentage
bildeten den Uebergang der Jahreszeit, darauf
folgte Reif und ein leichter Frost, dessen Spu-
ren jedoch die Sonne schon nach wenigen Stun-
den verschwinden ließ. Diese Wintertemperatur
dauerte kaum vier Wochen, worauf die Bäume
neu trieben, und das junge Gras unter dem
alten hervor wuchs. Wir werden daher auch
nur eine Kleinigkeit an Heu sammeln, welches
sonst nie geschehen ist, um den Thieren, zur
besseren Erhaltung ihrer Gesundheit, an Regen-
tagen und wenn Reif fällt, ein Morgenfutter
geben zu können.



Du solltest uns sehen, liebe Adele, wie nett
uns die Geschäftigkeit kleidet. Wir vergleichen
einander oft mit den Mädchen in der Odyssee
oder mit Labans Töchtern, wenn wir zum Brun-
nen gehen und schöpfen, und der Lorber neben
uns säuselt. Zephyrine vorzüglich ist reizend in
ihrem gefiederten Reiche, wenn sie mit dem
Futterkörbchen hinein tritt, und das ganze Heer

ein einziges Mahl Schnee, einige Regentage
bildeten den Uebergang der Jahreszeit, darauf
folgte Reif und ein leichter Froſt, deſſen Spu-
ren jedoch die Sonne ſchon nach wenigen Stun-
den verſchwinden ließ. Dieſe Wintertemperatur
dauerte kaum vier Wochen, worauf die Baͤume
neu trieben, und das junge Gras unter dem
alten hervor wuchs. Wir werden daher auch
nur eine Kleinigkeit an Heu ſammeln, welches
ſonſt nie geſchehen iſt, um den Thieren, zur
beſſeren Erhaltung ihrer Geſundheit, an Regen-
tagen und wenn Reif faͤllt, ein Morgenfutter
geben zu koͤnnen.



Du ſollteſt uns ſehen, liebe Adele, wie nett
uns die Geſchaͤftigkeit kleidet. Wir vergleichen
einander oft mit den Maͤdchen in der Odyſſee
oder mit Labans Toͤchtern, wenn wir zum Brun-
nen gehen und ſchoͤpfen, und der Lorber neben
uns ſaͤuſelt. Zephyrine vorzuͤglich iſt reizend in
ihrem gefiederten Reiche, wenn ſie mit dem
Futterkoͤrbchen hinein tritt, und das ganze Heer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0118" n="108"/>
ein einziges Mahl Schnee, einige Regentage<lb/>
bildeten den Uebergang der Jahreszeit, darauf<lb/>
folgte Reif und ein leichter Fro&#x017F;t, de&#x017F;&#x017F;en Spu-<lb/>
ren jedoch die Sonne &#x017F;chon nach wenigen Stun-<lb/>
den ver&#x017F;chwinden ließ. Die&#x017F;e Wintertemperatur<lb/>
dauerte kaum vier Wochen, worauf die Ba&#x0364;ume<lb/>
neu trieben, und das junge Gras unter dem<lb/>
alten hervor wuchs. Wir werden daher auch<lb/>
nur eine Kleinigkeit an Heu &#x017F;ammeln, welches<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t nie ge&#x017F;chehen i&#x017F;t, um den Thieren, zur<lb/>
be&#x017F;&#x017F;eren Erhaltung ihrer Ge&#x017F;undheit, an Regen-<lb/>
tagen und wenn Reif fa&#x0364;llt, ein Morgenfutter<lb/>
geben zu ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Du &#x017F;ollte&#x017F;t uns &#x017F;ehen, liebe Adele, wie nett<lb/>
uns die Ge&#x017F;cha&#x0364;ftigkeit kleidet. Wir vergleichen<lb/>
einander oft mit den Ma&#x0364;dchen in der Ody&#x017F;&#x017F;ee<lb/>
oder mit Labans To&#x0364;chtern, wenn wir zum Brun-<lb/>
nen gehen und &#x017F;cho&#x0364;pfen, und der Lorber neben<lb/>
uns &#x017F;a&#x0364;u&#x017F;elt. Zephyrine vorzu&#x0364;glich i&#x017F;t reizend in<lb/>
ihrem gefiederten Reiche, wenn &#x017F;ie mit dem<lb/>
Futterko&#x0364;rbchen hinein tritt, und das ganze Heer<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0118] ein einziges Mahl Schnee, einige Regentage bildeten den Uebergang der Jahreszeit, darauf folgte Reif und ein leichter Froſt, deſſen Spu- ren jedoch die Sonne ſchon nach wenigen Stun- den verſchwinden ließ. Dieſe Wintertemperatur dauerte kaum vier Wochen, worauf die Baͤume neu trieben, und das junge Gras unter dem alten hervor wuchs. Wir werden daher auch nur eine Kleinigkeit an Heu ſammeln, welches ſonſt nie geſchehen iſt, um den Thieren, zur beſſeren Erhaltung ihrer Geſundheit, an Regen- tagen und wenn Reif faͤllt, ein Morgenfutter geben zu koͤnnen. Du ſollteſt uns ſehen, liebe Adele, wie nett uns die Geſchaͤftigkeit kleidet. Wir vergleichen einander oft mit den Maͤdchen in der Odyſſee oder mit Labans Toͤchtern, wenn wir zum Brun- nen gehen und ſchoͤpfen, und der Lorber neben uns ſaͤuſelt. Zephyrine vorzuͤglich iſt reizend in ihrem gefiederten Reiche, wenn ſie mit dem Futterkoͤrbchen hinein tritt, und das ganze Heer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/118
Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/118>, abgerufen am 09.11.2024.