Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.mit Jhnen reden. Alles was ich habe und be- mit Jhnen reden. Alles was ich habe und be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0022" n="14"/> mit Jhnen reden. Alles was ich habe und be-<lb/> ſitze, habe ich durch Sie gerettet, und ich lege<lb/> nur in ſo fern einigen Werth darauf; ſonſt<lb/> weiß ich die Zufaͤlligkeit der Erdenguͤter zu wuͤr-<lb/> digen, und ſchaͤtze nichts als den Geiſt. Jch<lb/> kenne den ihrigen, der meinige iſt ihm ver-<lb/> wandt. (Er ruͤckte mir freudig naͤher.) Es<lb/> gibt aber der verwandten Geiſter mehr, fuhr<lb/> ich fort, und die erſten Bande, duͤrfen nicht<lb/> durch ſpaͤtere geloͤſet werden. Fruͤhere Bande?<lb/> rief er erſchrocken. Nein, nein, unmoͤglich, wie<lb/> haͤtten ſie da ihr Vaterland ſo willig verlaſſen<lb/> koͤnnen, wie koͤnnten ſie in der Fremde ſo hei-<lb/> ter ſeyn! Fremd iſt mir der ganze Erdkreis,<lb/> ſagte ich, meine Heimath iſt ſeit langer Zeit<lb/> dort oben. Tod? fragte er, — Tod, erwiederte<lb/> ich, und nachdem ich mich etwas gefaßt hatte,<lb/> erzaͤhlte ich ihm die Geſchichte meines Her-<lb/> zens. Er hoͤrte mich mit Teilnahme an, und<lb/> oft glaͤnzten Thraͤnen in ſeinen Augen. Wir<lb/> ſchwiegen beide lange, nachdem ich geendet,<lb/> dann beugte er ſich uͤber meine Hand, und als<lb/> er ſich wieder empor richtete, flog ein Schim-<lb/> mer von Freude uͤber ſein Geſicht. Mit einem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0022]
mit Jhnen reden. Alles was ich habe und be-
ſitze, habe ich durch Sie gerettet, und ich lege
nur in ſo fern einigen Werth darauf; ſonſt
weiß ich die Zufaͤlligkeit der Erdenguͤter zu wuͤr-
digen, und ſchaͤtze nichts als den Geiſt. Jch
kenne den ihrigen, der meinige iſt ihm ver-
wandt. (Er ruͤckte mir freudig naͤher.) Es
gibt aber der verwandten Geiſter mehr, fuhr
ich fort, und die erſten Bande, duͤrfen nicht
durch ſpaͤtere geloͤſet werden. Fruͤhere Bande?
rief er erſchrocken. Nein, nein, unmoͤglich, wie
haͤtten ſie da ihr Vaterland ſo willig verlaſſen
koͤnnen, wie koͤnnten ſie in der Fremde ſo hei-
ter ſeyn! Fremd iſt mir der ganze Erdkreis,
ſagte ich, meine Heimath iſt ſeit langer Zeit
dort oben. Tod? fragte er, — Tod, erwiederte
ich, und nachdem ich mich etwas gefaßt hatte,
erzaͤhlte ich ihm die Geſchichte meines Her-
zens. Er hoͤrte mich mit Teilnahme an, und
oft glaͤnzten Thraͤnen in ſeinen Augen. Wir
ſchwiegen beide lange, nachdem ich geendet,
dann beugte er ſich uͤber meine Hand, und als
er ſich wieder empor richtete, flog ein Schim-
mer von Freude uͤber ſein Geſicht. Mit einem
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