Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.edlen Todten die Neigung dieses schönen Her- edlen Todten die Neigung dieſes ſchoͤnen Her- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="15"/> edlen Todten die Neigung dieſes ſchoͤnen Her-<lb/> zens zu theilen, ſcheint mir ein ſeeliges Loos,<lb/> ſagte er, und in jenen Regionen des Lichts<lb/> fordert man kein Eigenthum mehr. So will<lb/> es auch mir oft ſcheinen, antwortete ich, doch<lb/> widerſpricht ein unerklaͤrliches Gefuͤhl augenblick-<lb/> lich dem Verſtande. Laſſen Sie mir Zeit, lie-<lb/> ber William, ob vielleicht dieſer Zwieſpalt in<lb/> meinem Jnnern ſich loͤſt, viel, viel Zeit, und<lb/> mag es ausfallen wie es wolle, wir muͤſſen<lb/> Freunde bleiben, feſt und unzertrennlich fuͤr<lb/> dieſes Leben. Jch hielt ihm die Hand hin,<lb/> er ſchlug verſichernd ein. Seitdem iſt er wie-<lb/> der heiterer; er hofft. Jch hege keine Hoffnung,<lb/> aber ich fuͤhle mich erleichtert, und darf ganz<lb/> vertraulich mit ihm umgehen. Jn meiner<lb/> Bruſt herrſcht tiefer Friede; um die lieben<lb/> Verlorenen fließt zwar manche einſame Thraͤne,<lb/> doch trocknet ſie das Bewußtſein des Wieder-<lb/> ſehens. An die uͤbrige Vergangenheit werde ich<lb/> nur ſelten erinnert, und meide es faſt, von<lb/> meinem lieben Frankreich zu hoͤren. Ach wenn<lb/> das Vaterhaus abgebrannt iſt, dann uͤberfaͤllt uns<lb/> Grauen, die Brandſtaͤtte zu ſehn; und wird<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0023]
edlen Todten die Neigung dieſes ſchoͤnen Her-
zens zu theilen, ſcheint mir ein ſeeliges Loos,
ſagte er, und in jenen Regionen des Lichts
fordert man kein Eigenthum mehr. So will
es auch mir oft ſcheinen, antwortete ich, doch
widerſpricht ein unerklaͤrliches Gefuͤhl augenblick-
lich dem Verſtande. Laſſen Sie mir Zeit, lie-
ber William, ob vielleicht dieſer Zwieſpalt in
meinem Jnnern ſich loͤſt, viel, viel Zeit, und
mag es ausfallen wie es wolle, wir muͤſſen
Freunde bleiben, feſt und unzertrennlich fuͤr
dieſes Leben. Jch hielt ihm die Hand hin,
er ſchlug verſichernd ein. Seitdem iſt er wie-
der heiterer; er hofft. Jch hege keine Hoffnung,
aber ich fuͤhle mich erleichtert, und darf ganz
vertraulich mit ihm umgehen. Jn meiner
Bruſt herrſcht tiefer Friede; um die lieben
Verlorenen fließt zwar manche einſame Thraͤne,
doch trocknet ſie das Bewußtſein des Wieder-
ſehens. An die uͤbrige Vergangenheit werde ich
nur ſelten erinnert, und meide es faſt, von
meinem lieben Frankreich zu hoͤren. Ach wenn
das Vaterhaus abgebrannt iſt, dann uͤberfaͤllt uns
Grauen, die Brandſtaͤtte zu ſehn; und wird
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