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Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

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ein zweites Exemplar zu finden, das in sich alle jene cha-
rakteristischen Eigenthümlichkeiten des Neanderthalschädels
vereinige, während es bei hinreichendem Material nicht schwer
sei nachzuweisen, daß diese Charaktere vollständig paralleli-
sirt werden bei Schädeln von manchen noch existirenden wil-
den Racen nicht nur, sondern auch bei Schädeln von mo-
dernen europäischen Nationen.

Die Abweichung des Neanderthaler von allen anderen
bekannten menschlichen Schädeln hat indeß Niemand größer
und auffallender gefunden, als der englische Professor King,
der nachgewiesen zu haben glaubt, daß dieser Schädel nicht
bloß in seinen allgemeinen, sondern auch in seinen besonde-
ren Eigenschaften die größte Aehnlichkeit mit den Affen auf-
weise und demgemäß, wenn nicht eine generelle, so doch
eine specifische Verschiedenheit begründe, die dem Professor
King die Aufstellung der besonderen Species: Homo Ne-
anderthalensis
-- zu rechtfertigen scheint.

Ehe ich über die Schriften von Lyell und Huxley
referire, erwähne ich zuvor noch des jüngsten Deutungsver-
suchs, den der rühmlich bekannte englische Craniologe B.
Davis unter dem Titel: "The Neanderthal skull: its pe-
culiar conformation explained anatomically
" zur Privatver-
theilung vor Kurzem hat drucken lassen. Was aus diesem
anziehenden Schriftchen auszugsweise in meinen gegenwär-
tigen Bericht aufzunehmen ist, dürfte sich auf Folgendes
beschränken.

Der Verfasser geht von der Ansicht aus, daß von den
deformativen Einflüssen, wie Kinderkrankheiten, Erbübel
u. s. w., die man bei Beurtheilung des Gegenstandes zu
berücksichtigen habe, keiner so fruchtbar in der Hervorbrin-
gung von wahrhaft seltsamen und bizarren Difformitäten
sei, als die so genannte Synostosis d. h. die frühzeitige

ein zweites Exemplar zu finden, das in ſich alle jene cha-
rakteriſtiſchen Eigenthümlichkeiten des Neanderthalſchädels
vereinige, während es bei hinreichendem Material nicht ſchwer
ſei nachzuweiſen, daß dieſe Charaktere vollſtändig paralleli-
ſirt werden bei Schädeln von manchen noch exiſtirenden wil-
den Racen nicht nur, ſondern auch bei Schädeln von mo-
dernen europäiſchen Nationen.

Die Abweichung des Neanderthaler von allen anderen
bekannten menſchlichen Schädeln hat indeß Niemand größer
und auffallender gefunden, als der engliſche Profeſſor King,
der nachgewieſen zu haben glaubt, daß dieſer Schädel nicht
bloß in ſeinen allgemeinen, ſondern auch in ſeinen beſonde-
ren Eigenſchaften die größte Aehnlichkeit mit den Affen auf-
weiſe und demgemäß, wenn nicht eine generelle, ſo doch
eine ſpecifiſche Verſchiedenheit begründe, die dem Profeſſor
King die Aufſtellung der beſonderen Species: Homo Ne-
anderthalensis
— zu rechtfertigen ſcheint.

Ehe ich über die Schriften von Lyell und Huxley
referire, erwähne ich zuvor noch des jüngſten Deutungsver-
ſuchs, den der rühmlich bekannte engliſche Craniologe B.
Davis unter dem Titel: „The Neanderthal skull: its pe-
culiar conformation explained anatomically
“ zur Privatver-
theilung vor Kurzem hat drucken laſſen. Was aus dieſem
anziehenden Schriftchen auszugsweiſe in meinen gegenwär-
tigen Bericht aufzunehmen iſt, dürfte ſich auf Folgendes
beſchränken.

Der Verfaſſer geht von der Anſicht aus, daß von den
deformativen Einflüſſen, wie Kinderkrankheiten, Erbübel
u. ſ. w., die man bei Beurtheilung des Gegenſtandes zu
berückſichtigen habe, keiner ſo fruchtbar in der Hervorbrin-
gung von wahrhaft ſeltſamen und bizarren Difformitäten
ſei, als die ſo genannte Synoſtoſis d. h. die frühzeitige

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[66/0070] ein zweites Exemplar zu finden, das in ſich alle jene cha- rakteriſtiſchen Eigenthümlichkeiten des Neanderthalſchädels vereinige, während es bei hinreichendem Material nicht ſchwer ſei nachzuweiſen, daß dieſe Charaktere vollſtändig paralleli- ſirt werden bei Schädeln von manchen noch exiſtirenden wil- den Racen nicht nur, ſondern auch bei Schädeln von mo- dernen europäiſchen Nationen. Die Abweichung des Neanderthaler von allen anderen bekannten menſchlichen Schädeln hat indeß Niemand größer und auffallender gefunden, als der engliſche Profeſſor King, der nachgewieſen zu haben glaubt, daß dieſer Schädel nicht bloß in ſeinen allgemeinen, ſondern auch in ſeinen beſonde- ren Eigenſchaften die größte Aehnlichkeit mit den Affen auf- weiſe und demgemäß, wenn nicht eine generelle, ſo doch eine ſpecifiſche Verſchiedenheit begründe, die dem Profeſſor King die Aufſtellung der beſonderen Species: Homo Ne- anderthalensis — zu rechtfertigen ſcheint. Ehe ich über die Schriften von Lyell und Huxley referire, erwähne ich zuvor noch des jüngſten Deutungsver- ſuchs, den der rühmlich bekannte engliſche Craniologe B. Davis unter dem Titel: „The Neanderthal skull: its pe- culiar conformation explained anatomically“ zur Privatver- theilung vor Kurzem hat drucken laſſen. Was aus dieſem anziehenden Schriftchen auszugsweiſe in meinen gegenwär- tigen Bericht aufzunehmen iſt, dürfte ſich auf Folgendes beſchränken. Der Verfaſſer geht von der Anſicht aus, daß von den deformativen Einflüſſen, wie Kinderkrankheiten, Erbübel u. ſ. w., die man bei Beurtheilung des Gegenſtandes zu berückſichtigen habe, keiner ſo fruchtbar in der Hervorbrin- gung von wahrhaft ſeltſamen und bizarren Difformitäten ſei, als die ſo genannte Synoſtoſis d. h. die frühzeitige

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Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/70>, abgerufen am 23.11.2024.