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Gall, Luise von: Eine fromme Lüge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 105–175. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ihm abschreiben -- denn sonst müßte ich im nächsten Herbst allein nach Amerika gehen.

So bleibst du wirklich dabei und willst am Neujahr kündigen?

Gewiß, oder noch besser, ich thue es jetzt schon als Antwort auf diesen Brief.

Wenn du nicht anders willst, so bin ich natürlich bereit, dir zu folgen, aber nicht ohne das Kind; sage ihm das.

Sogleich setzte sich Bernhard an den Schreibtisch seiner Frau, schrieb dem Grafen in ihrem Namen und kündigte ihm dabei in seinem Namen den Pachtvertrag.

Aber schon am folgenden Tage erhielt Therese wieder einen Brief vom Grafen, des Inhalts, daß, wenn sie seinen Wunsch gewähren wolle, er außer dem besprochenen Geschenk für die Kirche auch bereit sei, dem Gehalt des Schullehrers ihres Dorfes zweihundert Thaler zuzulegen, da ihm der Pfarrer gesagt, daß die Besoldung so gering sei, daß man bisher nie einen tüchtigen, befähigten Lehrer dafür habe erhalten können und die Kinder deshalb sehr vernachlässigt in ihrem Wissen seien; die künftige Generation werde sie dann segnen, hatte der Graf hinzugesetzt.

Oder ihn, sagte Bernhard, der trotz Theresens heroischem Zureden auf seinem Willen beharrte, im Herbst Europa zu verlassen, obgleich er selbst vom Grafen keine Antwort auf seine Kündigung erhalten hatte. Therese schrieb deßhalb diesmal dem Grafen

Ihm abschreiben — denn sonst müßte ich im nächsten Herbst allein nach Amerika gehen.

So bleibst du wirklich dabei und willst am Neujahr kündigen?

Gewiß, oder noch besser, ich thue es jetzt schon als Antwort auf diesen Brief.

Wenn du nicht anders willst, so bin ich natürlich bereit, dir zu folgen, aber nicht ohne das Kind; sage ihm das.

Sogleich setzte sich Bernhard an den Schreibtisch seiner Frau, schrieb dem Grafen in ihrem Namen und kündigte ihm dabei in seinem Namen den Pachtvertrag.

Aber schon am folgenden Tage erhielt Therese wieder einen Brief vom Grafen, des Inhalts, daß, wenn sie seinen Wunsch gewähren wolle, er außer dem besprochenen Geschenk für die Kirche auch bereit sei, dem Gehalt des Schullehrers ihres Dorfes zweihundert Thaler zuzulegen, da ihm der Pfarrer gesagt, daß die Besoldung so gering sei, daß man bisher nie einen tüchtigen, befähigten Lehrer dafür habe erhalten können und die Kinder deshalb sehr vernachlässigt in ihrem Wissen seien; die künftige Generation werde sie dann segnen, hatte der Graf hinzugesetzt.

Oder ihn, sagte Bernhard, der trotz Theresens heroischem Zureden auf seinem Willen beharrte, im Herbst Europa zu verlassen, obgleich er selbst vom Grafen keine Antwort auf seine Kündigung erhalten hatte. Therese schrieb deßhalb diesmal dem Grafen

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[0056] Ihm abschreiben — denn sonst müßte ich im nächsten Herbst allein nach Amerika gehen. So bleibst du wirklich dabei und willst am Neujahr kündigen? Gewiß, oder noch besser, ich thue es jetzt schon als Antwort auf diesen Brief. Wenn du nicht anders willst, so bin ich natürlich bereit, dir zu folgen, aber nicht ohne das Kind; sage ihm das. Sogleich setzte sich Bernhard an den Schreibtisch seiner Frau, schrieb dem Grafen in ihrem Namen und kündigte ihm dabei in seinem Namen den Pachtvertrag. Aber schon am folgenden Tage erhielt Therese wieder einen Brief vom Grafen, des Inhalts, daß, wenn sie seinen Wunsch gewähren wolle, er außer dem besprochenen Geschenk für die Kirche auch bereit sei, dem Gehalt des Schullehrers ihres Dorfes zweihundert Thaler zuzulegen, da ihm der Pfarrer gesagt, daß die Besoldung so gering sei, daß man bisher nie einen tüchtigen, befähigten Lehrer dafür habe erhalten können und die Kinder deshalb sehr vernachlässigt in ihrem Wissen seien; die künftige Generation werde sie dann segnen, hatte der Graf hinzugesetzt. Oder ihn, sagte Bernhard, der trotz Theresens heroischem Zureden auf seinem Willen beharrte, im Herbst Europa zu verlassen, obgleich er selbst vom Grafen keine Antwort auf seine Kündigung erhalten hatte. Therese schrieb deßhalb diesmal dem Grafen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:13:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:13:13Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Gall, Luise von: Eine fromme Lüge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 105–175. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_luege_1910/56>, abgerufen am 21.11.2024.