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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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gezeigten Beschaffenheit davon befallen, während dem
indessen starke, kraftvolle Leute entweder von hitzigen
Gichtflüssen (Rheumatismus) oder andern Fiebergat-
tungen heimgesucht werden. Dieser Fall ereignete
sich sehr häufig um die Zeit, da ich dieses schreibe, in
dem gelinden, feuchten Spätjahre und anfangenden
Winter 1790. Starke, abgehärtete Leute wurden
vielfältig von Rheumatismen, von Halsweh, Katharr,
auch von hitzigen rheumatisch-gallichten Fiebern befal-
len, und sie mußten nach Beschaffenheit der Umstän-
de theils mit Ausleerungen, mit gelinden schweißtrei-
benden Mitteln, manche auch mit Blasenpflastern ge-
heilt werden. Aber eine sehr verständige, dicke Frau,
Mutter von mehreren Kindern, von sehr empfind-
samem Gemüthe und so feiner Haut, daß bey dem ge-
ringsten Drucke blaue Flecke hinterbleiben; an der
man mit harter Mühe einen Aderschlag entdecken kann,
und die schon seit ungefähr einem halben Jahre über
grosse Entkräftung, über mangelhafte Verdauung und
Magenschmerzen klagte -- -- bekam allerley unor-
dentliche, höchst unstete, wandelbare und dem Schei-
ne nach ganz verschiedene Zufälle. Oft hatte sie eine
unerträgliche Hitze, oft fror sie, als läge sie in einer
Eisgrube. -- Ueber der Stirne empfand sie manch-
mal einen heftigen Schmerzen, und die Muskeln der
Augenhöhle sowohl als die äußerlichen des rechten
Auges zuckten. Der Puls gieng allermeist wie im
gesunden Zustande, hie und da aber ganz unbestimm-
bar veränderlich. Dabey war sie sehr kleinmüthig,
und wurde zu ungewißen Zeiten von einer unbeschreib-

lichen

gezeigten Beſchaffenheit davon befallen, waͤhrend dem
indeſſen ſtarke, kraftvolle Leute entweder von hitzigen
Gichtfluͤſſen (Rheumatismus) oder andern Fiebergat-
tungen heimgeſucht werden. Dieſer Fall ereignete
ſich ſehr haͤufig um die Zeit, da ich dieſes ſchreibe, in
dem gelinden, feuchten Spaͤtjahre und anfangenden
Winter 1790. Starke, abgehaͤrtete Leute wurden
vielfaͤltig von Rheumatismen, von Halsweh, Katharr,
auch von hitzigen rheumatiſch-gallichten Fiebern befal-
len, und ſie mußten nach Beſchaffenheit der Umſtaͤn-
de theils mit Ausleerungen, mit gelinden ſchweißtrei-
benden Mitteln, manche auch mit Blaſenpflaſtern ge-
heilt werden. Aber eine ſehr verſtaͤndige, dicke Frau,
Mutter von mehreren Kindern, von ſehr empfind-
ſamem Gemuͤthe und ſo feiner Haut, daß bey dem ge-
ringſten Drucke blaue Flecke hinterbleiben; an der
man mit harter Muͤhe einen Aderſchlag entdecken kann,
und die ſchon ſeit ungefaͤhr einem halben Jahre uͤber
groſſe Entkraͤftung, uͤber mangelhafte Verdauung und
Magenſchmerzen klagte — — bekam allerley unor-
dentliche, hoͤchſt unſtete, wandelbare und dem Schei-
ne nach ganz verſchiedene Zufaͤlle. Oft hatte ſie eine
unertraͤgliche Hitze, oft fror ſie, als laͤge ſie in einer
Eisgrube. — Ueber der Stirne empfand ſie manch-
mal einen heftigen Schmerzen, und die Muskeln der
Augenhoͤhle ſowohl als die aͤußerlichen des rechten
Auges zuckten. Der Puls gieng allermeiſt wie im
geſunden Zuſtande, hie und da aber ganz unbeſtimm-
bar veraͤnderlich. Dabey war ſie ſehr kleinmuͤthig,
und wurde zu ungewißen Zeiten von einer unbeſchreib-

lichen
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[334/0373] gezeigten Beſchaffenheit davon befallen, waͤhrend dem indeſſen ſtarke, kraftvolle Leute entweder von hitzigen Gichtfluͤſſen (Rheumatismus) oder andern Fiebergat- tungen heimgeſucht werden. Dieſer Fall ereignete ſich ſehr haͤufig um die Zeit, da ich dieſes ſchreibe, in dem gelinden, feuchten Spaͤtjahre und anfangenden Winter 1790. Starke, abgehaͤrtete Leute wurden vielfaͤltig von Rheumatismen, von Halsweh, Katharr, auch von hitzigen rheumatiſch-gallichten Fiebern befal- len, und ſie mußten nach Beſchaffenheit der Umſtaͤn- de theils mit Ausleerungen, mit gelinden ſchweißtrei- benden Mitteln, manche auch mit Blaſenpflaſtern ge- heilt werden. Aber eine ſehr verſtaͤndige, dicke Frau, Mutter von mehreren Kindern, von ſehr empfind- ſamem Gemuͤthe und ſo feiner Haut, daß bey dem ge- ringſten Drucke blaue Flecke hinterbleiben; an der man mit harter Muͤhe einen Aderſchlag entdecken kann, und die ſchon ſeit ungefaͤhr einem halben Jahre uͤber groſſe Entkraͤftung, uͤber mangelhafte Verdauung und Magenſchmerzen klagte — — bekam allerley unor- dentliche, hoͤchſt unſtete, wandelbare und dem Schei- ne nach ganz verſchiedene Zufaͤlle. Oft hatte ſie eine unertraͤgliche Hitze, oft fror ſie, als laͤge ſie in einer Eisgrube. — Ueber der Stirne empfand ſie manch- mal einen heftigen Schmerzen, und die Muskeln der Augenhoͤhle ſowohl als die aͤußerlichen des rechten Auges zuckten. Der Puls gieng allermeiſt wie im geſunden Zuſtande, hie und da aber ganz unbeſtimm- bar veraͤnderlich. Dabey war ſie ſehr kleinmuͤthig, und wurde zu ungewißen Zeiten von einer unbeſchreib- lichen

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/373>, abgerufen am 24.11.2024.