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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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das Erythroxym selbst beteiligt sich an der Zersetzung nicht; der Prozeß
verläuft dann nach Rochleder folgendermaßen:
[Formel 1] Ruberythrinsäure Wasser Alizarin Zucker

Das Purpurin soll sich nach Rosenstiehl nicht in Form seines
Glycosids, sondern in Form einer Carbonsäure im Krapp vorfinden, welche
er als Pseudopurpurin bezeichnet, und die sich beim Erwärmen mit
Wasser in Purpurin und Kohlensäure spalten soll. Der Prozeß würde
verlaufen:
[Formel 2] Pseudopurpurin Purpurin Kohlensäure

Durch die klassischen Arbeiten von Graebe und Liebermann ist der
Beweis erbracht, daß diese beiden Farbstoffe Abkömmlinge des Anthracens
sind, und unter sich in der nächsten chemischen Beziehung stehen, denn
Alizarin ist Dioxyanthrachinon C14 H6 O2 (OH)2,
Purpurin ist Trioxyanthrachinon C14 H5 O2 (OH)3.

Das Alizarin wurde schon vor längerer Zeit von Runge, Roch-
leder, Schunk
u. a. aus dem Krapp dargestellt; 1869 haben Graebe
und Liebermann dasselbe aus dem Anthracen künstlich dargestellt und da-
mit den unwiderleglichen Beweis geliefert, daß die in der Natur vor-
handenen Farbstoffe auch künstlich darstellbar seien
.

Die im Krapp fertig vorkommenden Ruberythrinsäure, früher von
Runge Krappgelb genannt, repräsentiert einen gelben Farbstoff, welcher in
gelben Prismen krystallisiert, sich in heißem Wasser, in Alkohol und Aether
mit goldgelber Farbe löst, und unter dem Einflusse des Erythroxyms sich
in Alizarin und Zucker spaltet, wie oben angegeben.

Alizarin (Runges Krapprot) bildet in reinem wasserfreiem Zustande
orangerote Nadeln, welche bei 290° schmelzen, unzersetzt sublimieren und sich
in Wasser fast gar nicht, dagegen in Alkohol, Aether, in Alkalien, besonders
in Natronlauge, leicht, in warmem Wasser nur sehr wenig lösen.

Das technische Alizarin, mit dem der Färber zu arbeiten hat, ist ein
ziemlich dicker Teig von gelbbrauner Farbe, welcher außer dem reinen Ali-
zarin noch zwei weitere Farbstoffe enthält, Anthrapurpurin und Flavopur-
purin.

Im Krapp sind diese beiden letzteren nicht enthalten.

Purpurin (Runges Krapppurpur), welches sich neben Alizarin so-
wohl als solches, als auch in Form von Purpurinhydrat und Purpurincarbon-
säure (Pseudopurpurin, s. oben) vorfindet, bildet in reinem Zustande kirsch-
rote Krystalle, welche sich gegen Lösungsmittel genau wie das Alizarin ver-
halten.

Außer den genannten Bestandteilen enthält der Krapp noch zwei wei-
tere Anthracenabkömmlinge, welche zum Alizarin gleichfalls in direkter Be-
ziehung stehen, nämlich Xanthopurpurin, ein dem Alizarin isomerer Kör-
per, C14 H6 O2 (OH)2, und Munjistin, eine Carbonsäure von der Formel
C14 H5 O2 (OH)2 · COOH, welche zum Alizarin in demselben Verhältnis steht,
wie das Pseudopurpurin zum Purpurin. Xanthopurpurin und Munjistin

das Erythroxym ſelbſt beteiligt ſich an der Zerſetzung nicht; der Prozeß
verläuft dann nach Rochleder folgendermaßen:
[Formel 1] Ruberythrinſäure Waſſer Alizarin Zucker

Das Purpurin ſoll ſich nach Roſenſtiehl nicht in Form ſeines
Glycoſids, ſondern in Form einer Carbonſäure im Krapp vorfinden, welche
er als Pſeudopurpurin bezeichnet, und die ſich beim Erwärmen mit
Waſſer in Purpurin und Kohlenſäure ſpalten ſoll. Der Prozeß würde
verlaufen:
[Formel 2] Pſeudopurpurin Purpurin Kohlenſäure

Durch die klaſſiſchen Arbeiten von Graebe und Liebermann iſt der
Beweis erbracht, daß dieſe beiden Farbſtoffe Abkömmlinge des Anthracens
ſind, und unter ſich in der nächſten chemiſchen Beziehung ſtehen, denn
Alizarin iſt Dioxyanthrachinon C14 H6 O2 (OH)2,
Purpurin iſt Trioxyanthrachinon C14 H5 O2 (OH)3.

Das Alizarin wurde ſchon vor längerer Zeit von Runge, Roch-
leder, Schunk
u. a. aus dem Krapp dargeſtellt; 1869 haben Graebe
und Liebermann dasſelbe aus dem Anthracen künſtlich dargeſtellt und da-
mit den unwiderleglichen Beweis geliefert, daß die in der Natur vor-
handenen Farbſtoffe auch künſtlich darſtellbar ſeien
.

Die im Krapp fertig vorkommenden Ruberythrinſäure, früher von
Runge Krappgelb genannt, repräſentiert einen gelben Farbſtoff, welcher in
gelben Prismen kryſtalliſiert, ſich in heißem Waſſer, in Alkohol und Aether
mit goldgelber Farbe löſt, und unter dem Einfluſſe des Erythroxyms ſich
in Alizarin und Zucker ſpaltet, wie oben angegeben.

Alizarin (Runges Krapprot) bildet in reinem waſſerfreiem Zuſtande
orangerote Nadeln, welche bei 290° ſchmelzen, unzerſetzt ſublimieren und ſich
in Waſſer faſt gar nicht, dagegen in Alkohol, Aether, in Alkalien, beſonders
in Natronlauge, leicht, in warmem Waſſer nur ſehr wenig löſen.

Das techniſche Alizarin, mit dem der Färber zu arbeiten hat, iſt ein
ziemlich dicker Teig von gelbbrauner Farbe, welcher außer dem reinen Ali-
zarin noch zwei weitere Farbſtoffe enthält, Anthrapurpurin und Flavopur-
purin.

Im Krapp ſind dieſe beiden letzteren nicht enthalten.

Purpurin (Runges Krapppurpur), welches ſich neben Alizarin ſo-
wohl als ſolches, als auch in Form von Purpurinhydrat und Purpurincarbon-
ſäure (Pſeudopurpurin, ſ. oben) vorfindet, bildet in reinem Zuſtande kirſch-
rote Kryſtalle, welche ſich gegen Löſungsmittel genau wie das Alizarin ver-
halten.

Außer den genannten Beſtandteilen enthält der Krapp noch zwei wei-
tere Anthracenabkömmlinge, welche zum Alizarin gleichfalls in direkter Be-
ziehung ſtehen, nämlich Xanthopurpurin, ein dem Alizarin iſomerer Kör-
per, C14 H6 O2 (OH)2, und Munjiſtin, eine Carbonſäure von der Formel
C14 H5 O2 (OH)2 · COOH, welche zum Alizarin in demſelben Verhältnis ſteht,
wie das Pſeudopurpurin zum Purpurin. Xanthopurpurin und Munjiſtin

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[103/0129] das Erythroxym ſelbſt beteiligt ſich an der Zerſetzung nicht; der Prozeß verläuft dann nach Rochleder folgendermaßen: [FORMEL] Ruberythrinſäure Waſſer Alizarin Zucker Das Purpurin ſoll ſich nach Roſenſtiehl nicht in Form ſeines Glycoſids, ſondern in Form einer Carbonſäure im Krapp vorfinden, welche er als Pſeudopurpurin bezeichnet, und die ſich beim Erwärmen mit Waſſer in Purpurin und Kohlenſäure ſpalten ſoll. Der Prozeß würde verlaufen: [FORMEL] Pſeudopurpurin Purpurin Kohlenſäure Durch die klaſſiſchen Arbeiten von Graebe und Liebermann iſt der Beweis erbracht, daß dieſe beiden Farbſtoffe Abkömmlinge des Anthracens ſind, und unter ſich in der nächſten chemiſchen Beziehung ſtehen, denn Alizarin iſt Dioxyanthrachinon C14 H6 O2 (OH)2, Purpurin iſt Trioxyanthrachinon C14 H5 O2 (OH)3. Das Alizarin wurde ſchon vor längerer Zeit von Runge, Roch- leder, Schunk u. a. aus dem Krapp dargeſtellt; 1869 haben Graebe und Liebermann dasſelbe aus dem Anthracen künſtlich dargeſtellt und da- mit den unwiderleglichen Beweis geliefert, daß die in der Natur vor- handenen Farbſtoffe auch künſtlich darſtellbar ſeien. Die im Krapp fertig vorkommenden Ruberythrinſäure, früher von Runge Krappgelb genannt, repräſentiert einen gelben Farbſtoff, welcher in gelben Prismen kryſtalliſiert, ſich in heißem Waſſer, in Alkohol und Aether mit goldgelber Farbe löſt, und unter dem Einfluſſe des Erythroxyms ſich in Alizarin und Zucker ſpaltet, wie oben angegeben. Alizarin (Runges Krapprot) bildet in reinem waſſerfreiem Zuſtande orangerote Nadeln, welche bei 290° ſchmelzen, unzerſetzt ſublimieren und ſich in Waſſer faſt gar nicht, dagegen in Alkohol, Aether, in Alkalien, beſonders in Natronlauge, leicht, in warmem Waſſer nur ſehr wenig löſen. Das techniſche Alizarin, mit dem der Färber zu arbeiten hat, iſt ein ziemlich dicker Teig von gelbbrauner Farbe, welcher außer dem reinen Ali- zarin noch zwei weitere Farbſtoffe enthält, Anthrapurpurin und Flavopur- purin. Im Krapp ſind dieſe beiden letzteren nicht enthalten. Purpurin (Runges Krapppurpur), welches ſich neben Alizarin ſo- wohl als ſolches, als auch in Form von Purpurinhydrat und Purpurincarbon- ſäure (Pſeudopurpurin, ſ. oben) vorfindet, bildet in reinem Zuſtande kirſch- rote Kryſtalle, welche ſich gegen Löſungsmittel genau wie das Alizarin ver- halten. Außer den genannten Beſtandteilen enthält der Krapp noch zwei wei- tere Anthracenabkömmlinge, welche zum Alizarin gleichfalls in direkter Be- ziehung ſtehen, nämlich Xanthopurpurin, ein dem Alizarin iſomerer Kör- per, C14 H6 O2 (OH)2, und Munjiſtin, eine Carbonſäure von der Formel C14 H5 O2 (OH)2 · COOH, welche zum Alizarin in demſelben Verhältnis ſteht, wie das Pſeudopurpurin zum Purpurin. Xanthopurpurin und Munjiſtin

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/129>, abgerufen am 23.11.2024.