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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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sind jedoch keine Farbstoffe, da sie mit Beizen sich nicht zu unlöslichen Farb-
lacken vereinigen.

Bei fast allen früheren Autoren findet man als Bestandteil des Krapps
noch einen Körper Rubiacin, von Runge als Krapporange bezeichnet, ohne
daß aus der betreffenden Litteratur etwas über die Natur dieses Körpers
zu ersehen wäre. Runge und nach ihm Grothe betrachten den Körper
als einen wirklichen Farbstoff; die neueren Arbeiten von Graebe, Lieber-
mann, Rosenstiehl
thun des Rubiacins keine Erwähnung; es ist daher
wohl schwerlich ein eigener Körper und man wird nicht fehlgehen, wenn
man denselben als eine Ruberythrinsäure betrachtet, welche erst zum Teil
in Alizarin übergegangen ist, gewissermaßen als eine Mischung aus Rubery-
thrinsäure und Alizarin.

Anwendung. Durch Kochen gehen die im Krapp enthaltenen chemi-
schen Verbindungen der Farbstoffe in Lösung; das Absud wird von Thonerde-
salzen rosa bis rötlichbraun, von Eisensalzen violett bis schwarz gefällt; durch
gleichzeitige Anwendung von Thonerde und Eisen lassen sich die verschieden-
sten braunen bis braunschwarzen Töne erzeugen; Chromoxydbeizen liefern
eine grüne Farbe. Der Krapp fand früher eine weit ausgedehnte Anwen-
dung zur Erzeugung von Türkischrot, sowie zur Hervorrufung von Schwarz
und Braun. Er war in früheren Zeiten eines der hauptsächlichsten und in
großen Mengen verbrauchten Farbmaterialien und wurde daher vielfach ver-
fälscht. Jetzt, nachdem der Krapp nach Entdeckung des künstlichen Alizarins
fast ganz verdrängt ist, hat er für die Färberei nicht mehr annähernd die
frühere Bedeutung.

Ehedem wurden aus dem Krapp auch eine große Anzahl von Krapp-
präparaten
hergestellt, in welchen sich die Krappfarbstoffe in konzentrierterer
und reinerer Form vorfanden: Garancin, Garanceux, Krappkohle, Krapp-
blume, Krapplack, Azale, Pincoffin, Krappextrakt, Colorin, Alizarin tincto-
riale,
Rochlederin, grünes Alizarin. Die meisten dieser Präparate haben
heute nur noch ein historisches Interesse. Heute hat nur noch das Garan-
cin
einige Bedeutung; dieses wird als ein technisches Produkt unter den
Farbstoffpräparaten abgehandelt werden.

Prüfung und Wertbestimmung. Für diejenigen, welche noch heute
mit Krapp arbeiten, gebe ich in nachstehendem einige Anhaltepunkte für die
Wertbestimmung. Unverfälschter Krapp darf zwischen den Zähnen nicht
knirschen, und, in Wasser geworfen und schnell umgerührt, nicht sofort einen
Bodensatz liefern. Ist das der Fall, so ist er mit Ziegelmehl, Ocker, gel-
bem Sand oder Thon vermischt. Er darf ferner beim Trocknen nicht wesent-
lich an Gewicht einbüßen, andernfalls ist er mit Wasser beschwert. Zusätze
organischer Natur, wie Sandelholz, Sappanholz, Sägespäne, Kleie, Eichen-,
Birken- oder Fichtenrinde, erkennt man durch das Mikroskop. Ein Zusatz
von gebrauchtem Krapp kann nur durch Probefärben festgestellt werden.

Näheres über Krappfärberei siehe im speziellen Teil.

ſind jedoch keine Farbſtoffe, da ſie mit Beizen ſich nicht zu unlöslichen Farb-
lacken vereinigen.

Bei faſt allen früheren Autoren findet man als Beſtandteil des Krapps
noch einen Körper Rubiacin, von Runge als Krapporange bezeichnet, ohne
daß aus der betreffenden Litteratur etwas über die Natur dieſes Körpers
zu erſehen wäre. Runge und nach ihm Grothe betrachten den Körper
als einen wirklichen Farbſtoff; die neueren Arbeiten von Graebe, Lieber-
mann, Roſenſtiehl
thun des Rubiacins keine Erwähnung; es iſt daher
wohl ſchwerlich ein eigener Körper und man wird nicht fehlgehen, wenn
man denſelben als eine Ruberythrinſäure betrachtet, welche erſt zum Teil
in Alizarin übergegangen iſt, gewiſſermaßen als eine Miſchung aus Rubery-
thrinſäure und Alizarin.

Anwendung. Durch Kochen gehen die im Krapp enthaltenen chemi-
ſchen Verbindungen der Farbſtoffe in Löſung; das Abſud wird von Thonerde-
ſalzen roſa bis rötlichbraun, von Eiſenſalzen violett bis ſchwarz gefällt; durch
gleichzeitige Anwendung von Thonerde und Eiſen laſſen ſich die verſchieden-
ſten braunen bis braunſchwarzen Töne erzeugen; Chromoxydbeizen liefern
eine grüne Farbe. Der Krapp fand früher eine weit ausgedehnte Anwen-
dung zur Erzeugung von Türkiſchrot, ſowie zur Hervorrufung von Schwarz
und Braun. Er war in früheren Zeiten eines der hauptſächlichſten und in
großen Mengen verbrauchten Farbmaterialien und wurde daher vielfach ver-
fälſcht. Jetzt, nachdem der Krapp nach Entdeckung des künſtlichen Alizarins
faſt ganz verdrängt iſt, hat er für die Färberei nicht mehr annähernd die
frühere Bedeutung.

Ehedem wurden aus dem Krapp auch eine große Anzahl von Krapp-
präparaten
hergeſtellt, in welchen ſich die Krappfarbſtoffe in konzentrierterer
und reinerer Form vorfanden: Garancin, Garanceux, Krappkohle, Krapp-
blume, Krapplack, Azale, Pincoffin, Krappextrakt, Colorin, Alizarin tincto-
riale,
Rochlederin, grünes Alizarin. Die meiſten dieſer Präparate haben
heute nur noch ein hiſtoriſches Intereſſe. Heute hat nur noch das Garan-
cin
einige Bedeutung; dieſes wird als ein techniſches Produkt unter den
Farbſtoffpräparaten abgehandelt werden.

Prüfung und Wertbeſtimmung. Für diejenigen, welche noch heute
mit Krapp arbeiten, gebe ich in nachſtehendem einige Anhaltepunkte für die
Wertbeſtimmung. Unverfälſchter Krapp darf zwiſchen den Zähnen nicht
knirſchen, und, in Waſſer geworfen und ſchnell umgerührt, nicht ſofort einen
Bodenſatz liefern. Iſt das der Fall, ſo iſt er mit Ziegelmehl, Ocker, gel-
bem Sand oder Thon vermiſcht. Er darf ferner beim Trocknen nicht weſent-
lich an Gewicht einbüßen, andernfalls iſt er mit Waſſer beſchwert. Zuſätze
organiſcher Natur, wie Sandelholz, Sappanholz, Sägeſpäne, Kleie, Eichen-,
Birken- oder Fichtenrinde, erkennt man durch das Mikroſkop. Ein Zuſatz
von gebrauchtem Krapp kann nur durch Probefärben feſtgeſtellt werden.

Näheres über Krappfärberei ſiehe im ſpeziellen Teil.

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[104/0130] ſind jedoch keine Farbſtoffe, da ſie mit Beizen ſich nicht zu unlöslichen Farb- lacken vereinigen. Bei faſt allen früheren Autoren findet man als Beſtandteil des Krapps noch einen Körper Rubiacin, von Runge als Krapporange bezeichnet, ohne daß aus der betreffenden Litteratur etwas über die Natur dieſes Körpers zu erſehen wäre. Runge und nach ihm Grothe betrachten den Körper als einen wirklichen Farbſtoff; die neueren Arbeiten von Graebe, Lieber- mann, Roſenſtiehl thun des Rubiacins keine Erwähnung; es iſt daher wohl ſchwerlich ein eigener Körper und man wird nicht fehlgehen, wenn man denſelben als eine Ruberythrinſäure betrachtet, welche erſt zum Teil in Alizarin übergegangen iſt, gewiſſermaßen als eine Miſchung aus Rubery- thrinſäure und Alizarin. Anwendung. Durch Kochen gehen die im Krapp enthaltenen chemi- ſchen Verbindungen der Farbſtoffe in Löſung; das Abſud wird von Thonerde- ſalzen roſa bis rötlichbraun, von Eiſenſalzen violett bis ſchwarz gefällt; durch gleichzeitige Anwendung von Thonerde und Eiſen laſſen ſich die verſchieden- ſten braunen bis braunſchwarzen Töne erzeugen; Chromoxydbeizen liefern eine grüne Farbe. Der Krapp fand früher eine weit ausgedehnte Anwen- dung zur Erzeugung von Türkiſchrot, ſowie zur Hervorrufung von Schwarz und Braun. Er war in früheren Zeiten eines der hauptſächlichſten und in großen Mengen verbrauchten Farbmaterialien und wurde daher vielfach ver- fälſcht. Jetzt, nachdem der Krapp nach Entdeckung des künſtlichen Alizarins faſt ganz verdrängt iſt, hat er für die Färberei nicht mehr annähernd die frühere Bedeutung. Ehedem wurden aus dem Krapp auch eine große Anzahl von Krapp- präparaten hergeſtellt, in welchen ſich die Krappfarbſtoffe in konzentrierterer und reinerer Form vorfanden: Garancin, Garanceux, Krappkohle, Krapp- blume, Krapplack, Azale, Pincoffin, Krappextrakt, Colorin, Alizarin tincto- riale, Rochlederin, grünes Alizarin. Die meiſten dieſer Präparate haben heute nur noch ein hiſtoriſches Intereſſe. Heute hat nur noch das Garan- cin einige Bedeutung; dieſes wird als ein techniſches Produkt unter den Farbſtoffpräparaten abgehandelt werden. Prüfung und Wertbeſtimmung. Für diejenigen, welche noch heute mit Krapp arbeiten, gebe ich in nachſtehendem einige Anhaltepunkte für die Wertbeſtimmung. Unverfälſchter Krapp darf zwiſchen den Zähnen nicht knirſchen, und, in Waſſer geworfen und ſchnell umgerührt, nicht ſofort einen Bodenſatz liefern. Iſt das der Fall, ſo iſt er mit Ziegelmehl, Ocker, gel- bem Sand oder Thon vermiſcht. Er darf ferner beim Trocknen nicht weſent- lich an Gewicht einbüßen, andernfalls iſt er mit Waſſer beſchwert. Zuſätze organiſcher Natur, wie Sandelholz, Sappanholz, Sägeſpäne, Kleie, Eichen-, Birken- oder Fichtenrinde, erkennt man durch das Mikroſkop. Ein Zuſatz von gebrauchtem Krapp kann nur durch Probefärben feſtgeſtellt werden. Näheres über Krappfärberei ſiehe im ſpeziellen Teil.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/130>, abgerufen am 27.11.2024.