sind jedoch keine Farbstoffe, da sie mit Beizen sich nicht zu unlöslichen Farb- lacken vereinigen.
Bei fast allen früheren Autoren findet man als Bestandteil des Krapps noch einen Körper Rubiacin, von Runge als Krapporange bezeichnet, ohne daß aus der betreffenden Litteratur etwas über die Natur dieses Körpers zu ersehen wäre. Runge und nach ihm Grothe betrachten den Körper als einen wirklichen Farbstoff; die neueren Arbeiten von Graebe, Lieber- mann, Rosenstiehl thun des Rubiacins keine Erwähnung; es ist daher wohl schwerlich ein eigener Körper und man wird nicht fehlgehen, wenn man denselben als eine Ruberythrinsäure betrachtet, welche erst zum Teil in Alizarin übergegangen ist, gewissermaßen als eine Mischung aus Rubery- thrinsäure und Alizarin.
Anwendung. Durch Kochen gehen die im Krapp enthaltenen chemi- schen Verbindungen der Farbstoffe in Lösung; das Absud wird von Thonerde- salzen rosa bis rötlichbraun, von Eisensalzen violett bis schwarz gefällt; durch gleichzeitige Anwendung von Thonerde und Eisen lassen sich die verschieden- sten braunen bis braunschwarzen Töne erzeugen; Chromoxydbeizen liefern eine grüne Farbe. Der Krapp fand früher eine weit ausgedehnte Anwen- dung zur Erzeugung von Türkischrot, sowie zur Hervorrufung von Schwarz und Braun. Er war in früheren Zeiten eines der hauptsächlichsten und in großen Mengen verbrauchten Farbmaterialien und wurde daher vielfach ver- fälscht. Jetzt, nachdem der Krapp nach Entdeckung des künstlichen Alizarins fast ganz verdrängt ist, hat er für die Färberei nicht mehr annähernd die frühere Bedeutung.
Ehedem wurden aus dem Krapp auch eine große Anzahl von Krapp- präparaten hergestellt, in welchen sich die Krappfarbstoffe in konzentrierterer und reinerer Form vorfanden: Garancin, Garanceux, Krappkohle, Krapp- blume, Krapplack, Azale, Pincoffin, Krappextrakt, Colorin, Alizarin tincto- riale, Rochlederin, grünes Alizarin. Die meisten dieser Präparate haben heute nur noch ein historisches Interesse. Heute hat nur noch das Garan- cin einige Bedeutung; dieses wird als ein technisches Produkt unter den Farbstoffpräparaten abgehandelt werden.
Prüfung und Wertbestimmung. Für diejenigen, welche noch heute mit Krapp arbeiten, gebe ich in nachstehendem einige Anhaltepunkte für die Wertbestimmung. Unverfälschter Krapp darf zwischen den Zähnen nicht knirschen, und, in Wasser geworfen und schnell umgerührt, nicht sofort einen Bodensatz liefern. Ist das der Fall, so ist er mit Ziegelmehl, Ocker, gel- bem Sand oder Thon vermischt. Er darf ferner beim Trocknen nicht wesent- lich an Gewicht einbüßen, andernfalls ist er mit Wasser beschwert. Zusätze organischer Natur, wie Sandelholz, Sappanholz, Sägespäne, Kleie, Eichen-, Birken- oder Fichtenrinde, erkennt man durch das Mikroskop. Ein Zusatz von gebrauchtem Krapp kann nur durch Probefärben festgestellt werden.
Näheres über Krappfärberei siehe im speziellen Teil.
ſind jedoch keine Farbſtoffe, da ſie mit Beizen ſich nicht zu unlöslichen Farb- lacken vereinigen.
Bei faſt allen früheren Autoren findet man als Beſtandteil des Krapps noch einen Körper Rubiacin, von Runge als Krapporange bezeichnet, ohne daß aus der betreffenden Litteratur etwas über die Natur dieſes Körpers zu erſehen wäre. Runge und nach ihm Grothe betrachten den Körper als einen wirklichen Farbſtoff; die neueren Arbeiten von Graebe, Lieber- mann, Roſenſtiehl thun des Rubiacins keine Erwähnung; es iſt daher wohl ſchwerlich ein eigener Körper und man wird nicht fehlgehen, wenn man denſelben als eine Ruberythrinſäure betrachtet, welche erſt zum Teil in Alizarin übergegangen iſt, gewiſſermaßen als eine Miſchung aus Rubery- thrinſäure und Alizarin.
Anwendung. Durch Kochen gehen die im Krapp enthaltenen chemi- ſchen Verbindungen der Farbſtoffe in Löſung; das Abſud wird von Thonerde- ſalzen roſa bis rötlichbraun, von Eiſenſalzen violett bis ſchwarz gefällt; durch gleichzeitige Anwendung von Thonerde und Eiſen laſſen ſich die verſchieden- ſten braunen bis braunſchwarzen Töne erzeugen; Chromoxydbeizen liefern eine grüne Farbe. Der Krapp fand früher eine weit ausgedehnte Anwen- dung zur Erzeugung von Türkiſchrot, ſowie zur Hervorrufung von Schwarz und Braun. Er war in früheren Zeiten eines der hauptſächlichſten und in großen Mengen verbrauchten Farbmaterialien und wurde daher vielfach ver- fälſcht. Jetzt, nachdem der Krapp nach Entdeckung des künſtlichen Alizarins faſt ganz verdrängt iſt, hat er für die Färberei nicht mehr annähernd die frühere Bedeutung.
Ehedem wurden aus dem Krapp auch eine große Anzahl von Krapp- präparaten hergeſtellt, in welchen ſich die Krappfarbſtoffe in konzentrierterer und reinerer Form vorfanden: Garancin, Garanceux, Krappkohle, Krapp- blume, Krapplack, Azale, Pincoffin, Krappextrakt, Colorin, Alizarin tincto- riale, Rochlederin, grünes Alizarin. Die meiſten dieſer Präparate haben heute nur noch ein hiſtoriſches Intereſſe. Heute hat nur noch das Garan- cin einige Bedeutung; dieſes wird als ein techniſches Produkt unter den Farbſtoffpräparaten abgehandelt werden.
Prüfung und Wertbeſtimmung. Für diejenigen, welche noch heute mit Krapp arbeiten, gebe ich in nachſtehendem einige Anhaltepunkte für die Wertbeſtimmung. Unverfälſchter Krapp darf zwiſchen den Zähnen nicht knirſchen, und, in Waſſer geworfen und ſchnell umgerührt, nicht ſofort einen Bodenſatz liefern. Iſt das der Fall, ſo iſt er mit Ziegelmehl, Ocker, gel- bem Sand oder Thon vermiſcht. Er darf ferner beim Trocknen nicht weſent- lich an Gewicht einbüßen, andernfalls iſt er mit Waſſer beſchwert. Zuſätze organiſcher Natur, wie Sandelholz, Sappanholz, Sägeſpäne, Kleie, Eichen-, Birken- oder Fichtenrinde, erkennt man durch das Mikroſkop. Ein Zuſatz von gebrauchtem Krapp kann nur durch Probefärben feſtgeſtellt werden.
Näheres über Krappfärberei ſiehe im ſpeziellen Teil.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0130"n="104"/>ſind jedoch keine Farbſtoffe, da ſie mit Beizen ſich nicht zu unlöslichen Farb-<lb/>
lacken vereinigen.</p><lb/><p>Bei faſt allen früheren Autoren findet man als Beſtandteil des Krapps<lb/>
noch einen Körper Rubiacin, von <hirendition="#g">Runge</hi> als Krapporange bezeichnet, ohne<lb/>
daß aus der betreffenden Litteratur etwas über die Natur dieſes Körpers<lb/>
zu erſehen wäre. <hirendition="#g">Runge</hi> und nach ihm <hirendition="#g">Grothe</hi> betrachten den Körper<lb/>
als einen wirklichen Farbſtoff; die neueren Arbeiten von <hirendition="#g">Graebe, Lieber-<lb/>
mann, Roſenſtiehl</hi> thun des Rubiacins keine Erwähnung; es iſt daher<lb/>
wohl ſchwerlich ein eigener Körper und man wird nicht fehlgehen, wenn<lb/>
man denſelben als eine Ruberythrinſäure betrachtet, welche erſt zum Teil<lb/>
in Alizarin übergegangen iſt, gewiſſermaßen als eine Miſchung aus Rubery-<lb/>
thrinſäure und Alizarin.</p><lb/><p><hirendition="#b">Anwendung.</hi> Durch Kochen gehen die im Krapp enthaltenen chemi-<lb/>ſchen Verbindungen der Farbſtoffe in Löſung; das Abſud wird von Thonerde-<lb/>ſalzen roſa bis rötlichbraun, von Eiſenſalzen violett bis ſchwarz gefällt; durch<lb/>
gleichzeitige Anwendung von Thonerde und Eiſen laſſen ſich die verſchieden-<lb/>ſten braunen bis braunſchwarzen Töne erzeugen; Chromoxydbeizen liefern<lb/>
eine grüne Farbe. Der Krapp fand früher eine weit ausgedehnte Anwen-<lb/>
dung zur Erzeugung von Türkiſchrot, ſowie zur Hervorrufung von Schwarz<lb/>
und Braun. Er war in früheren Zeiten eines der hauptſächlichſten und in<lb/>
großen Mengen verbrauchten Farbmaterialien und wurde daher vielfach ver-<lb/>
fälſcht. Jetzt, nachdem der Krapp nach Entdeckung des künſtlichen Alizarins<lb/>
faſt ganz verdrängt iſt, hat er für die Färberei nicht mehr annähernd die<lb/>
frühere Bedeutung.</p><lb/><p>Ehedem wurden aus dem Krapp auch eine große Anzahl von <hirendition="#g">Krapp-<lb/>
präparaten</hi> hergeſtellt, in welchen ſich die Krappfarbſtoffe in konzentrierterer<lb/>
und reinerer Form vorfanden: Garancin, Garanceux, Krappkohle, Krapp-<lb/>
blume, Krapplack, Azale, Pincoffin, Krappextrakt, Colorin, <hirendition="#aq">Alizarin tincto-<lb/>
riale,</hi> Rochlederin, grünes Alizarin. Die meiſten dieſer Präparate haben<lb/>
heute nur noch ein hiſtoriſches Intereſſe. Heute hat nur noch das <hirendition="#g">Garan-<lb/>
cin</hi> einige Bedeutung; dieſes wird als ein techniſches Produkt unter den<lb/>
Farbſtoffpräparaten abgehandelt werden.</p><lb/><p><hirendition="#b">Prüfung und Wertbeſtimmung.</hi> Für diejenigen, welche noch heute<lb/>
mit Krapp arbeiten, gebe ich in nachſtehendem einige Anhaltepunkte für die<lb/>
Wertbeſtimmung. Unverfälſchter Krapp darf zwiſchen den Zähnen nicht<lb/>
knirſchen, und, in Waſſer geworfen und ſchnell umgerührt, nicht ſofort einen<lb/>
Bodenſatz liefern. Iſt das der Fall, ſo iſt er mit Ziegelmehl, Ocker, gel-<lb/>
bem Sand oder Thon vermiſcht. Er darf ferner beim Trocknen nicht weſent-<lb/>
lich an Gewicht einbüßen, andernfalls iſt er mit Waſſer beſchwert. Zuſätze<lb/>
organiſcher Natur, wie Sandelholz, Sappanholz, Sägeſpäne, Kleie, Eichen-,<lb/>
Birken- oder Fichtenrinde, erkennt man durch das Mikroſkop. Ein Zuſatz<lb/>
von gebrauchtem Krapp kann nur durch <hirendition="#g">Probefärben</hi> feſtgeſtellt werden.</p><lb/><p>Näheres über Krappfärberei ſiehe im ſpeziellen Teil.</p></div><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[104/0130]
ſind jedoch keine Farbſtoffe, da ſie mit Beizen ſich nicht zu unlöslichen Farb-
lacken vereinigen.
Bei faſt allen früheren Autoren findet man als Beſtandteil des Krapps
noch einen Körper Rubiacin, von Runge als Krapporange bezeichnet, ohne
daß aus der betreffenden Litteratur etwas über die Natur dieſes Körpers
zu erſehen wäre. Runge und nach ihm Grothe betrachten den Körper
als einen wirklichen Farbſtoff; die neueren Arbeiten von Graebe, Lieber-
mann, Roſenſtiehl thun des Rubiacins keine Erwähnung; es iſt daher
wohl ſchwerlich ein eigener Körper und man wird nicht fehlgehen, wenn
man denſelben als eine Ruberythrinſäure betrachtet, welche erſt zum Teil
in Alizarin übergegangen iſt, gewiſſermaßen als eine Miſchung aus Rubery-
thrinſäure und Alizarin.
Anwendung. Durch Kochen gehen die im Krapp enthaltenen chemi-
ſchen Verbindungen der Farbſtoffe in Löſung; das Abſud wird von Thonerde-
ſalzen roſa bis rötlichbraun, von Eiſenſalzen violett bis ſchwarz gefällt; durch
gleichzeitige Anwendung von Thonerde und Eiſen laſſen ſich die verſchieden-
ſten braunen bis braunſchwarzen Töne erzeugen; Chromoxydbeizen liefern
eine grüne Farbe. Der Krapp fand früher eine weit ausgedehnte Anwen-
dung zur Erzeugung von Türkiſchrot, ſowie zur Hervorrufung von Schwarz
und Braun. Er war in früheren Zeiten eines der hauptſächlichſten und in
großen Mengen verbrauchten Farbmaterialien und wurde daher vielfach ver-
fälſcht. Jetzt, nachdem der Krapp nach Entdeckung des künſtlichen Alizarins
faſt ganz verdrängt iſt, hat er für die Färberei nicht mehr annähernd die
frühere Bedeutung.
Ehedem wurden aus dem Krapp auch eine große Anzahl von Krapp-
präparaten hergeſtellt, in welchen ſich die Krappfarbſtoffe in konzentrierterer
und reinerer Form vorfanden: Garancin, Garanceux, Krappkohle, Krapp-
blume, Krapplack, Azale, Pincoffin, Krappextrakt, Colorin, Alizarin tincto-
riale, Rochlederin, grünes Alizarin. Die meiſten dieſer Präparate haben
heute nur noch ein hiſtoriſches Intereſſe. Heute hat nur noch das Garan-
cin einige Bedeutung; dieſes wird als ein techniſches Produkt unter den
Farbſtoffpräparaten abgehandelt werden.
Prüfung und Wertbeſtimmung. Für diejenigen, welche noch heute
mit Krapp arbeiten, gebe ich in nachſtehendem einige Anhaltepunkte für die
Wertbeſtimmung. Unverfälſchter Krapp darf zwiſchen den Zähnen nicht
knirſchen, und, in Waſſer geworfen und ſchnell umgerührt, nicht ſofort einen
Bodenſatz liefern. Iſt das der Fall, ſo iſt er mit Ziegelmehl, Ocker, gel-
bem Sand oder Thon vermiſcht. Er darf ferner beim Trocknen nicht weſent-
lich an Gewicht einbüßen, andernfalls iſt er mit Waſſer beſchwert. Zuſätze
organiſcher Natur, wie Sandelholz, Sappanholz, Sägeſpäne, Kleie, Eichen-,
Birken- oder Fichtenrinde, erkennt man durch das Mikroſkop. Ein Zuſatz
von gebrauchtem Krapp kann nur durch Probefärben feſtgeſtellt werden.
Näheres über Krappfärberei ſiehe im ſpeziellen Teil.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/130>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.