Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

Puppe bildet, die als Cocon bezeichnet wird, und nach Tötung der
Puppen das Rohmaterial für Gewinnung und Verarbeitung der Rohseide
bildet. Das mikroskopische Bild der Seide zeigt Fig. 6.

[Abbildung] Fig. 6.

Seide.

Herkunft. Die einzige Raupe, welche echte Seide liefert, ist die
Raupe des Seidenspinners, Bombyx mori, welcher auf Maulbeer-
bäumen lebt, und daher auch Maulbeerspinner heißt, während die Raupe
Seidenraupe, oder Seidenwurm. Diese Raupe wird daher behufs Er-
zeugung der Cocons im südlichen Europa und in China gezüchtet; besonders
Südfrankreich, Italien und die Türkei besitzen Seidenzucht *). Die Seiden-
raupe ist jedoch ziemlich empfindlich und bereitet den Seidenzüchtern durch
epidemisch auftretende Krankheiten bisweilen enorme Verluste; man war da-
her darauf bedacht, die nächststehenden Verwandten aus dem Geschlecht
Bombyx in ähnlicher Weise zu züchten. Von diesen sind zu nennen:

1. Der Ailanthusspinner, Bombyx Cynthia. Dieser lebt in Indien,
Bengalen, China und Japan und wird dort in großem Maßstabe gezogen.
Je nach der Heimat und je nach der Nahrung, von der die Raupe lebt,
unterscheidet man mehrere Abarten, und rechnet dahin:

a) den echten Ailanthusspinner, Bombyx Yamamai (Aetheraea yamamai),
in China und Japan heimisch; die Raupe nährt sich von den Blättern
von Ailanthus glandulosa;
b) den Ricinusspinner, Bombyx Ricini (Attacus Ricini), in Indien
heimisch, nährt sich von den Blättern der Ricinusstaude (Ricinus
communis);
*) Die Seidenraupe, seit 2600 v. Chr. in China gezüchtet, gelangte 550 v. Chr.
nach Konstantinopel, von wo aus sich die Seidenzucht über das südliche Europa
verbreitete. Die Versuche, welche in Deutschland mit der Seidenzucht gemacht wur-
den, haben infolge klimatischer Einflüsse niemals eine rechte Bedeutung erlangen
können. (Ueber die neuesten Versuche in Schlesien vergl. S. 32.)

Puppe bildet, die als Cocon bezeichnet wird, und nach Tötung der
Puppen das Rohmaterial für Gewinnung und Verarbeitung der Rohſeide
bildet. Das mikroſkopiſche Bild der Seide zeigt Fig. 6.

[Abbildung] Fig. 6.

Seide.

Herkunft. Die einzige Raupe, welche echte Seide liefert, iſt die
Raupe des Seidenſpinners, Bombyx mori, welcher auf Maulbeer-
bäumen lebt, und daher auch Maulbeerſpinner heißt, während die Raupe
Seidenraupe, oder Seidenwurm. Dieſe Raupe wird daher behufs Er-
zeugung der Cocons im ſüdlichen Europa und in China gezüchtet; beſonders
Südfrankreich, Italien und die Türkei beſitzen Seidenzucht *). Die Seiden-
raupe iſt jedoch ziemlich empfindlich und bereitet den Seidenzüchtern durch
epidemiſch auftretende Krankheiten bisweilen enorme Verluſte; man war da-
her darauf bedacht, die nächſtſtehenden Verwandten aus dem Geſchlecht
Bombyx in ähnlicher Weiſe zu züchten. Von dieſen ſind zu nennen:

1. Der Ailanthusſpinner, Bombyx Cynthia. Dieſer lebt in Indien,
Bengalen, China und Japan und wird dort in großem Maßſtabe gezogen.
Je nach der Heimat und je nach der Nahrung, von der die Raupe lebt,
unterſcheidet man mehrere Abarten, und rechnet dahin:

a) den echten Ailanthusſpinner, Bombyx Yamamaï (Aetheraea yamamaï),
in China und Japan heimiſch; die Raupe nährt ſich von den Blättern
von Ailanthus glandulosa;
b) den Ricinusſpinner, Bombyx Ricini (Attacus Ricini), in Indien
heimiſch, nährt ſich von den Blättern der Ricinusſtaude (Ricinus
communis);
*) Die Seidenraupe, ſeit 2600 v. Chr. in China gezüchtet, gelangte 550 v. Chr.
nach Konſtantinopel, von wo aus ſich die Seidenzucht über das ſüdliche Europa
verbreitete. Die Verſuche, welche in Deutſchland mit der Seidenzucht gemacht wur-
den, haben infolge klimatiſcher Einflüſſe niemals eine rechte Bedeutung erlangen
können. (Ueber die neueſten Verſuche in Schleſien vergl. S. 32.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0053" n="27"/>
Puppe bildet, die als <hi rendition="#g">Cocon</hi> bezeichnet wird, und nach Tötung der<lb/>
Puppen das Rohmaterial für Gewinnung und Verarbeitung der Roh&#x017F;eide<lb/>
bildet. Das mikro&#x017F;kopi&#x017F;che Bild der Seide zeigt Fig. 6.</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 6.</head>
              <p> Seide.</p>
            </figure><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Herkunft.</hi> Die einzige Raupe, welche echte Seide liefert, i&#x017F;t die<lb/>
Raupe des <hi rendition="#g">Seiden&#x017F;pinners, <hi rendition="#aq">Bombyx mori,</hi></hi> welcher auf Maulbeer-<lb/>
bäumen lebt, und daher auch <hi rendition="#g">Maulbeer&#x017F;pinner</hi> heißt, während die Raupe<lb/><hi rendition="#g">Seidenraupe</hi>, oder Seidenwurm. Die&#x017F;e Raupe wird daher behufs Er-<lb/>
zeugung der Cocons im &#x017F;üdlichen Europa und in China gezüchtet; be&#x017F;onders<lb/>
Südfrankreich, Italien und die Türkei be&#x017F;itzen Seidenzucht <note place="foot" n="*)">Die Seidenraupe, &#x017F;eit 2600 v. Chr. in China gezüchtet, gelangte 550 v. Chr.<lb/>
nach Kon&#x017F;tantinopel, von wo aus &#x017F;ich die Seidenzucht über das &#x017F;üdliche Europa<lb/>
verbreitete. Die Ver&#x017F;uche, welche in Deut&#x017F;chland mit der Seidenzucht gemacht wur-<lb/>
den, haben infolge klimati&#x017F;cher Einflü&#x017F;&#x017F;e niemals eine rechte Bedeutung erlangen<lb/>
können. (Ueber die neue&#x017F;ten Ver&#x017F;uche in Schle&#x017F;ien vergl. S. 32.)</note>. Die Seiden-<lb/>
raupe i&#x017F;t jedoch ziemlich empfindlich und bereitet den Seidenzüchtern durch<lb/>
epidemi&#x017F;ch auftretende Krankheiten bisweilen enorme Verlu&#x017F;te; man war da-<lb/>
her darauf bedacht, die näch&#x017F;t&#x017F;tehenden Verwandten aus dem Ge&#x017F;chlecht<lb/><hi rendition="#aq">Bombyx</hi> in ähnlicher Wei&#x017F;e zu züchten. Von die&#x017F;en &#x017F;ind zu nennen:</p><lb/>
            <p>1. Der Ailanthus&#x017F;pinner, <hi rendition="#aq">Bombyx Cynthia.</hi> Die&#x017F;er lebt in Indien,<lb/>
Bengalen, China und Japan und wird dort in großem Maß&#x017F;tabe gezogen.<lb/>
Je nach der Heimat und je nach der Nahrung, von der die Raupe lebt,<lb/>
unter&#x017F;cheidet man mehrere Abarten, und rechnet dahin:</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">a)</hi> den echten Ailanthus&#x017F;pinner, <hi rendition="#aq">Bombyx Yamamaï (Aetheraea yamamaï),</hi><lb/>
in China und Japan heimi&#x017F;ch; die Raupe nährt &#x017F;ich von den Blättern<lb/>
von <hi rendition="#aq">Ailanthus glandulosa;</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">b)</hi> den Ricinus&#x017F;pinner, <hi rendition="#aq">Bombyx Ricini (Attacus Ricini),</hi> in Indien<lb/>
heimi&#x017F;ch, nährt &#x017F;ich von den Blättern der Ricinus&#x017F;taude <hi rendition="#aq">(Ricinus<lb/>
communis);</hi></item><lb/>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0053] Puppe bildet, die als Cocon bezeichnet wird, und nach Tötung der Puppen das Rohmaterial für Gewinnung und Verarbeitung der Rohſeide bildet. Das mikroſkopiſche Bild der Seide zeigt Fig. 6. [Abbildung Fig. 6. Seide.] Herkunft. Die einzige Raupe, welche echte Seide liefert, iſt die Raupe des Seidenſpinners, Bombyx mori, welcher auf Maulbeer- bäumen lebt, und daher auch Maulbeerſpinner heißt, während die Raupe Seidenraupe, oder Seidenwurm. Dieſe Raupe wird daher behufs Er- zeugung der Cocons im ſüdlichen Europa und in China gezüchtet; beſonders Südfrankreich, Italien und die Türkei beſitzen Seidenzucht *). Die Seiden- raupe iſt jedoch ziemlich empfindlich und bereitet den Seidenzüchtern durch epidemiſch auftretende Krankheiten bisweilen enorme Verluſte; man war da- her darauf bedacht, die nächſtſtehenden Verwandten aus dem Geſchlecht Bombyx in ähnlicher Weiſe zu züchten. Von dieſen ſind zu nennen: 1. Der Ailanthusſpinner, Bombyx Cynthia. Dieſer lebt in Indien, Bengalen, China und Japan und wird dort in großem Maßſtabe gezogen. Je nach der Heimat und je nach der Nahrung, von der die Raupe lebt, unterſcheidet man mehrere Abarten, und rechnet dahin: a) den echten Ailanthusſpinner, Bombyx Yamamaï (Aetheraea yamamaï), in China und Japan heimiſch; die Raupe nährt ſich von den Blättern von Ailanthus glandulosa; b) den Ricinusſpinner, Bombyx Ricini (Attacus Ricini), in Indien heimiſch, nährt ſich von den Blättern der Ricinusſtaude (Ricinus communis); *) Die Seidenraupe, ſeit 2600 v. Chr. in China gezüchtet, gelangte 550 v. Chr. nach Konſtantinopel, von wo aus ſich die Seidenzucht über das ſüdliche Europa verbreitete. Die Verſuche, welche in Deutſchland mit der Seidenzucht gemacht wur- den, haben infolge klimatiſcher Einflüſſe niemals eine rechte Bedeutung erlangen können. (Ueber die neueſten Verſuche in Schleſien vergl. S. 32.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/53
Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/53>, abgerufen am 23.11.2024.