Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.Einige Gedanken Streit größeres Interesse entstehen muß. Die-ser Widerstand liegt in der Liebe zu ihrem ver- storbnen Gemahl, gestärkt durch die Gefahren, die sein Tod ihr zugezogen, durch die Unterneh- mungen zu denen er sie veranlasset hat; in dem öffentlich erklärten Entschlusse, nie eines andern zu seyn; endlich in der Würde einer Regentinn und Gesezgeberinn selbst. Der Schatten ihres Gemahls wird durch die entstehende Neigung be- leidigt; ihr Ansehn würde durch den gebrochnen Eid leiden, wenn sie dieser Neigung nachgäbe. So ist das Herz beschaffen, das sie ihrer [unleserliches Material - Zeichen fehlt]soror, quae me suspensam insomnia Alles was sie hier sagt, ist das erste, natürlich- Einige Gedanken Streit groͤßeres Intereſſe entſtehen muß. Die-ſer Widerſtand liegt in der Liebe zu ihrem ver- ſtorbnen Gemahl, geſtaͤrkt durch die Gefahren, die ſein Tod ihr zugezogen, durch die Unterneh- mungen zu denen er ſie veranlaſſet hat; in dem oͤffentlich erklaͤrten Entſchluſſe, nie eines andern zu ſeyn; endlich in der Wuͤrde einer Regentinn und Geſezgeberinn ſelbſt. Der Schatten ihres Gemahls wird durch die entſtehende Neigung be- leidigt; ihr Anſehn wuͤrde durch den gebrochnen Eid leiden, wenn ſie dieſer Neigung nachgaͤbe. So iſt das Herz beſchaffen, das ſie ihrer [unleserliches Material – Zeichen fehlt]ſoror, quae me ſuſpenſam inſomnia Alles was ſie hier ſagt, iſt das erſte, natuͤrlich- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0408" n="402"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einige Gedanken</hi></fw><lb/> Streit groͤßeres Intereſſe entſtehen muß. Die-<lb/> ſer Widerſtand liegt in der Liebe zu ihrem ver-<lb/> ſtorbnen Gemahl, geſtaͤrkt durch die Gefahren,<lb/> die ſein Tod ihr zugezogen, durch die Unterneh-<lb/> mungen zu denen er ſie veranlaſſet hat; in dem<lb/> oͤffentlich erklaͤrten Entſchluſſe, nie eines andern<lb/> zu ſeyn; endlich in der Wuͤrde einer Regentinn<lb/> und Geſezgeberinn ſelbſt. Der Schatten ihres<lb/> Gemahls wird durch die entſtehende Neigung be-<lb/> leidigt; ihr Anſehn wuͤrde durch den gebrochnen<lb/> Eid leiden, wenn ſie dieſer Neigung nachgaͤbe.</p><lb/> <p>So iſt das Herz beſchaffen, das ſie ihrer<lb/> Schweſter Anna, nach einer ſchlafloſen, in ver-<lb/> liebter Unruhe und Kampf zugebrachten Nacht<lb/> eroͤfnet.</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#aq"><gap reason="illegible" unit="chars"/>ſoror, quae me ſuſpenſam inſomnia<lb/><hi rendition="#et">terrent!</hi></hi> </quote> </cit><lb/> <p>Alles was ſie hier ſagt, iſt das erſte, natuͤrlich-<lb/> ſte, was ein von einer entſtehenden Liebe beun-<lb/> ruhigtes Weib ſagen kann, wenn ſie eine Freun-<lb/> dinn hat, vor der ſie ihr ganzes Herz ausſchuͤttet.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [402/0408]
Einige Gedanken
Streit groͤßeres Intereſſe entſtehen muß. Die-
ſer Widerſtand liegt in der Liebe zu ihrem ver-
ſtorbnen Gemahl, geſtaͤrkt durch die Gefahren,
die ſein Tod ihr zugezogen, durch die Unterneh-
mungen zu denen er ſie veranlaſſet hat; in dem
oͤffentlich erklaͤrten Entſchluſſe, nie eines andern
zu ſeyn; endlich in der Wuͤrde einer Regentinn
und Geſezgeberinn ſelbſt. Der Schatten ihres
Gemahls wird durch die entſtehende Neigung be-
leidigt; ihr Anſehn wuͤrde durch den gebrochnen
Eid leiden, wenn ſie dieſer Neigung nachgaͤbe.
So iſt das Herz beſchaffen, das ſie ihrer
Schweſter Anna, nach einer ſchlafloſen, in ver-
liebter Unruhe und Kampf zugebrachten Nacht
eroͤfnet.
_ ſoror, quae me ſuſpenſam inſomnia
terrent!
Alles was ſie hier ſagt, iſt das erſte, natuͤrlich-
ſte, was ein von einer entſtehenden Liebe beun-
ruhigtes Weib ſagen kann, wenn ſie eine Freun-
dinn hat, vor der ſie ihr ganzes Herz ausſchuͤttet.
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