gen, deren Ausführung ich mir aufs Künftige vorbehalte.
Die Provinz, in welcher die guten Schrift- steller zuerst zum Vorscheine gekommen sind, und der Dialekt dieser Provinz muß nothwendig mit in Betrachtung gezogen werden, wenn man wis- sen will, warum unsre Denkungsart und unsre Sprache gerade diesen und keinen andern Schwung genommen haben? Wäre die Dicht- kunst in Schwaben, wo sie aufzublühen anfieng, zur völligen Reife gediehen, so würde sich unser Geschmack ganz anders gewöhnt haben; wir würden uns unstreitig von dem, was gut deutsch heißt, von dem, was in den Ausdrücken edel oder lächerlich seyn soll, ganz andre Begriffe ma- chen, als jezt. -- Alle Sprachen, die in gros- sen Reichen gesprochen werden, müssen Dialekte haben; aber nicht bey allen haben diese Dialekte gleiche Wirkung. Wenn jedermann, oder wenn wenigstens der Mann von Erziehung die Haupt- dialekte seines Landes versteht, wie das in Grie- chenland war, und noch jezt in Italien ist; wenn
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Umſtaͤnde auf die Bildung ꝛc.
gen, deren Ausfuͤhrung ich mir aufs Kuͤnftige vorbehalte.
Die Provinz, in welcher die guten Schrift- ſteller zuerſt zum Vorſcheine gekommen ſind, und der Dialekt dieſer Provinz muß nothwendig mit in Betrachtung gezogen werden, wenn man wiſ- ſen will, warum unſre Denkungsart und unſre Sprache gerade dieſen und keinen andern Schwung genommen haben? Waͤre die Dicht- kunſt in Schwaben, wo ſie aufzubluͤhen anfieng, zur voͤlligen Reife gediehen, ſo wuͤrde ſich unſer Geſchmack ganz anders gewoͤhnt haben; wir wuͤrden uns unſtreitig von dem, was gut deutſch heißt, von dem, was in den Ausdruͤcken edel oder laͤcherlich ſeyn ſoll, ganz andre Begriffe ma- chen, als jezt. — Alle Sprachen, die in groſ- ſen Reichen geſprochen werden, muͤſſen Dialekte haben; aber nicht bey allen haben dieſe Dialekte gleiche Wirkung. Wenn jedermann, oder wenn wenigſtens der Mann von Erziehung die Haupt- dialekte ſeines Landes verſteht, wie das in Grie- chenland war, und noch jezt in Italien iſt; wenn
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Umſtaͤnde auf die Bildung ꝛc.
gen, deren Ausfuͤhrung ich mir aufs Kuͤnftige
vorbehalte.
Die Provinz, in welcher die guten Schrift-
ſteller zuerſt zum Vorſcheine gekommen ſind, und
der Dialekt dieſer Provinz muß nothwendig mit
in Betrachtung gezogen werden, wenn man wiſ-
ſen will, warum unſre Denkungsart und unſre
Sprache gerade dieſen und keinen andern
Schwung genommen haben? Waͤre die Dicht-
kunſt in Schwaben, wo ſie aufzubluͤhen anfieng,
zur voͤlligen Reife gediehen, ſo wuͤrde ſich unſer
Geſchmack ganz anders gewoͤhnt haben; wir
wuͤrden uns unſtreitig von dem, was gut deutſch
heißt, von dem, was in den Ausdruͤcken edel
oder laͤcherlich ſeyn ſoll, ganz andre Begriffe ma-
chen, als jezt. — Alle Sprachen, die in groſ-
ſen Reichen geſprochen werden, muͤſſen Dialekte
haben; aber nicht bey allen haben dieſe Dialekte
gleiche Wirkung. Wenn jedermann, oder wenn
wenigſtens der Mann von Erziehung die Haupt-
dialekte ſeines Landes verſteht, wie das in Grie-
chenland war, und noch jezt in Italien iſt; wenn
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/471>, abgerufen am 27.11.2024.
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