Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Vergleicht man diese Tabelle mit der für die astronomischen Fernröhre mitgetheilten, so findet man, daß zu einer hundertfachen Vergrößerung das astronomische Fernrohr 24 Schuh lang seyn müsse, da das Spiegelteleskop dazu nur 2 Schuh lang seyn darf. Die Oefnungen aber sind bey beyden ziemlich gleich, daher auch die Helligkeit einerley seyn würde. Also leistet das Spiegelteleskop hier bey einer 12mal geringern Länge eben so viel, als das gemeine Sternrohr. Könnte man dem Spiegel eine genau parabolische Krümmung geben, so würde die Abweichung wegen der Gestalt gänzlich wegfallen, mithin würde gar keine Einschränkung im Durchmesser des Spiegels nöthig seyn, und die dadurch ungemein verstärkte Helligkeit würde einem solchen Spiegelteleskope noch viel größere Vorzüge geben. Dollond's wichtige Erfindung, s. den Artikel: Achromatische Fernröhre, setzt die Künstler in Stand, die Abweichung wegen der verschiedenen Brechbarkeit des Lichts fast gänzlich zu vermeiden; sie rühmen sich sogar, durch geschickte Zusammensetzung ihrer Objectivgläser die Abweichung wegen der Kugelgestalt großentheils aufheben zu können. Hiedurch fallen nun die Blendungen gänzlich weg, und man läßt in achromatischen Fernröhren das Licht durch die ganze Fläche des Objectivglases ungehindert einfallen. Dies vermehrt nicht allein die Helligkeit, sondern spricht auch den Künstler von dem Zwange los, den ihm sonst die Theorie des Huygens in Rücksicht auf die Vergrößerung auflegte. Denn da sich sonst die Vergrößerung wie die Quadratwurzel aus der Länge des Fernrohrs verhalten mußte, so kan man jetzt, vorausgesetzt, daß alle Abweichungen vermieden sind, jede beliebige Vergrößerung ohne Schaden der Deutlichkeit wagen. So vergrößerte Messier's achromatisches Fernrohr (Mem. de l' Acad. roy. des Sc. a. 1775. p. 213.) 120mal, ob es gleich nur 40 Zoll lang war, und an einer andern Stelle wird eben diesem Fernrohre, vermuthlich mit einem andern Augenglase versehen, eine 150 fache Vergrößerung zugeschrieben, wozu nach der Theorie des Huygens Vergleicht man dieſe Tabelle mit der fuͤr die aſtronomiſchen Fernroͤhre mitgetheilten, ſo findet man, daß zu einer hundertfachen Vergroͤßerung das aſtronomiſche Fernrohr 24 Schuh lang ſeyn muͤſſe, da das Spiegelteleſkop dazu nur 2 Schuh lang ſeyn darf. Die Oefnungen aber ſind bey beyden ziemlich gleich, daher auch die Helligkeit einerley ſeyn wuͤrde. Alſo leiſtet das Spiegelteleſkop hier bey einer 12mal geringern Laͤnge eben ſo viel, als das gemeine Sternrohr. Koͤnnte man dem Spiegel eine genau paraboliſche Kruͤmmung geben, ſo wuͤrde die Abweichung wegen der Geſtalt gaͤnzlich wegfallen, mithin wuͤrde gar keine Einſchraͤnkung im Durchmeſſer des Spiegels noͤthig ſeyn, und die dadurch ungemein verſtaͤrkte Helligkeit wuͤrde einem ſolchen Spiegelteleſkope noch viel groͤßere Vorzuͤge geben. Dollond's wichtige Erfindung, ſ. den Artikel: Achromatiſche Fernroͤhre, ſetzt die Kuͤnſtler in Stand, die Abweichung wegen der verſchiedenen Brechbarkeit des Lichts faſt gaͤnzlich zu vermeiden; ſie ruͤhmen ſich ſogar, durch geſchickte Zuſammenſetzung ihrer Objectivglaͤſer die Abweichung wegen der Kugelgeſtalt großentheils aufheben zu koͤnnen. Hiedurch fallen nun die Blendungen gaͤnzlich weg, und man laͤßt in achromatiſchen Fernroͤhren das Licht durch die ganze Flaͤche des Objectivglaſes ungehindert einfallen. Dies vermehrt nicht allein die Helligkeit, ſondern ſpricht auch den Kuͤnſtler von dem Zwange los, den ihm ſonſt die Theorie des Huygens in Ruͤckſicht auf die Vergroͤßerung auflegte. Denn da ſich ſonſt die Vergroͤßerung wie die Quadratwurzel aus der Laͤnge des Fernrohrs verhalten mußte, ſo kan man jetzt, vorausgeſetzt, daß alle Abweichungen vermieden ſind, jede beliebige Vergroͤßerung ohne Schaden der Deutlichkeit wagen. So vergroͤßerte Meſſier's achromatiſches Fernrohr (Mém. de l' Acad. roy. des Sc. a. 1775. p. 213.) 120mal, ob es gleich nur 40 Zoll lang war, und an einer andern Stelle wird eben dieſem Fernrohre, vermuthlich mit einem andern Augenglaſe verſehen, eine 150 fache Vergroͤßerung zugeſchrieben, wozu nach der Theorie des Huygens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0126" xml:id="P.1.112" n="112"/><lb/> </p> <p>Vergleicht man dieſe Tabelle mit der fuͤr die aſtronomiſchen Fernroͤhre mitgetheilten, ſo findet man, daß zu einer hundertfachen Vergroͤßerung das aſtronomiſche Fernrohr 24 Schuh lang ſeyn muͤſſe, da das Spiegelteleſkop dazu nur 2 Schuh lang ſeyn darf. Die Oefnungen aber ſind bey beyden ziemlich gleich, daher auch die Helligkeit einerley ſeyn wuͤrde. Alſo leiſtet das Spiegelteleſkop hier bey einer 12mal geringern Laͤnge eben ſo viel, als das gemeine Sternrohr. Koͤnnte man dem Spiegel eine genau paraboliſche Kruͤmmung geben, ſo wuͤrde die Abweichung wegen der Geſtalt gaͤnzlich wegfallen, mithin wuͤrde gar keine Einſchraͤnkung im Durchmeſſer des Spiegels noͤthig ſeyn, und die dadurch ungemein verſtaͤrkte Helligkeit wuͤrde einem ſolchen Spiegelteleſkope noch viel groͤßere Vorzuͤge geben.</p> <p><hi rendition="#b">Dollond's</hi> wichtige Erfindung, ſ. den Artikel: <hi rendition="#b">Achromatiſche Fernroͤhre,</hi> ſetzt die Kuͤnſtler in Stand, die Abweichung wegen der verſchiedenen Brechbarkeit des Lichts faſt gaͤnzlich zu vermeiden; ſie ruͤhmen ſich ſogar, durch geſchickte Zuſammenſetzung ihrer Objectivglaͤſer die Abweichung wegen der Kugelgeſtalt großentheils aufheben zu koͤnnen. Hiedurch fallen nun die Blendungen gaͤnzlich weg, und man laͤßt in achromatiſchen Fernroͤhren das Licht durch die ganze Flaͤche des Objectivglaſes ungehindert einfallen. Dies vermehrt nicht allein die Helligkeit, ſondern ſpricht auch den Kuͤnſtler von dem Zwange los, den ihm ſonſt die Theorie des Huygens in Ruͤckſicht auf die Vergroͤßerung auflegte. Denn da ſich ſonſt die Vergroͤßerung wie die Quadratwurzel aus der Laͤnge des Fernrohrs verhalten mußte, ſo kan man jetzt, vorausgeſetzt, daß alle Abweichungen vermieden ſind, jede beliebige Vergroͤßerung ohne Schaden der Deutlichkeit wagen. So vergroͤßerte <hi rendition="#b">Meſſier's</hi> achromatiſches Fernrohr <hi rendition="#aq">(Mém. de l' Acad. roy. des Sc. a. 1775. p. 213.)</hi> 120mal, ob es gleich nur 40 Zoll lang war, und an einer andern Stelle wird eben dieſem Fernrohre, vermuthlich mit einem andern Augenglaſe verſehen, eine 150 fache Vergroͤßerung zugeſchrieben, wozu nach der Theorie des Huygens<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0126]
Vergleicht man dieſe Tabelle mit der fuͤr die aſtronomiſchen Fernroͤhre mitgetheilten, ſo findet man, daß zu einer hundertfachen Vergroͤßerung das aſtronomiſche Fernrohr 24 Schuh lang ſeyn muͤſſe, da das Spiegelteleſkop dazu nur 2 Schuh lang ſeyn darf. Die Oefnungen aber ſind bey beyden ziemlich gleich, daher auch die Helligkeit einerley ſeyn wuͤrde. Alſo leiſtet das Spiegelteleſkop hier bey einer 12mal geringern Laͤnge eben ſo viel, als das gemeine Sternrohr. Koͤnnte man dem Spiegel eine genau paraboliſche Kruͤmmung geben, ſo wuͤrde die Abweichung wegen der Geſtalt gaͤnzlich wegfallen, mithin wuͤrde gar keine Einſchraͤnkung im Durchmeſſer des Spiegels noͤthig ſeyn, und die dadurch ungemein verſtaͤrkte Helligkeit wuͤrde einem ſolchen Spiegelteleſkope noch viel groͤßere Vorzuͤge geben.
Dollond's wichtige Erfindung, ſ. den Artikel: Achromatiſche Fernroͤhre, ſetzt die Kuͤnſtler in Stand, die Abweichung wegen der verſchiedenen Brechbarkeit des Lichts faſt gaͤnzlich zu vermeiden; ſie ruͤhmen ſich ſogar, durch geſchickte Zuſammenſetzung ihrer Objectivglaͤſer die Abweichung wegen der Kugelgeſtalt großentheils aufheben zu koͤnnen. Hiedurch fallen nun die Blendungen gaͤnzlich weg, und man laͤßt in achromatiſchen Fernroͤhren das Licht durch die ganze Flaͤche des Objectivglaſes ungehindert einfallen. Dies vermehrt nicht allein die Helligkeit, ſondern ſpricht auch den Kuͤnſtler von dem Zwange los, den ihm ſonſt die Theorie des Huygens in Ruͤckſicht auf die Vergroͤßerung auflegte. Denn da ſich ſonſt die Vergroͤßerung wie die Quadratwurzel aus der Laͤnge des Fernrohrs verhalten mußte, ſo kan man jetzt, vorausgeſetzt, daß alle Abweichungen vermieden ſind, jede beliebige Vergroͤßerung ohne Schaden der Deutlichkeit wagen. So vergroͤßerte Meſſier's achromatiſches Fernrohr (Mém. de l' Acad. roy. des Sc. a. 1775. p. 213.) 120mal, ob es gleich nur 40 Zoll lang war, und an einer andern Stelle wird eben dieſem Fernrohre, vermuthlich mit einem andern Augenglaſe verſehen, eine 150 fache Vergroͤßerung zugeſchrieben, wozu nach der Theorie des Huygens
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