Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Zur ersten Classe der Gebirge gehören diejenigen, welche von den ansehnlichen Bergketten der Erdfläche den Körper selbst ausmachen. Sie erweitern sich nach unten zu, treffen vermuthlich in der Tiefe zusammen, und bilden eine um die ganze Erde gehende feste Schale. Diese Berge der ersten Classe bestehen mehrentheils durch und durch aus einer gleichförmigen Materie (einer einfachen Gebirgsart), welche nach allen Richtungen gespalten werden kan, ob sie gleich oft wegen ungleicher Farben und Größen ihrer Körner aus vielen parallelen, oft wagrechten, oft stark gestürzten Lagern zusammengebettet scheint. Die vornehmste und häufigste Gebirgsart dieser Classe ist der Granit, ein hartes mit dem Stahl Feuer gebendes Gestein, aus Quarz, Glimmer und Feldspath znsammengesetzt. Aus diesem Gestein scheinen die Kerne der meisten Berge zu bestehen; es macht auch in den Bergwerken die am tiefsten liegende Gebirgsart aus, auf welche Sandstein, Schiefer und gemengte Gesteine auf verschiedne Art aufgesetzt scheinen. Der Granit findet sich in ganzen Massen, oft auch in horizontalen geradlinigten oder wellenförmigen Lagern, in denen grobkörnigter mit feinkörnigtem abwechselt, oder wo durch grobkörnigten Gänge von feinkörnigten, und umgekehrt, durchsetzen. Oft aber bestehen diese Berge der ersten Classe auch aus andern Materien, z. B. aus Serpentinstein, Grauwakken, Verdantico, Gneuß rc. Sie werden von den Naturforschern uralte, uranfängliche oder ursprüngliche genannt, von andern Berge der ersten Ordnung, weil doch nicht allgemein erwiesen werden könne, daß sie vom Anfang bey der Schöpfung selbst vorhanden gewesen. In der Lehre vom Bergbau heißen diejenigen, in welchen sich Metalle und Erze finden, Ganggebirge. Gänge nemlich sind offen gewesene Ritze oder Spaltungen des Gesteins, welche sich nachher mit den
Zur erſten Claſſe der Gebirge gehoͤren diejenigen, welche von den anſehnlichen Bergketten der Erdflaͤche den Koͤrper ſelbſt ausmachen. Sie erweitern ſich nach unten zu, treffen vermuthlich in der Tiefe zuſammen, und bilden eine um die ganze Erde gehende feſte Schale. Dieſe Berge der erſten Claſſe beſtehen mehrentheils durch und durch aus einer gleichfoͤrmigen Materie (einer einfachen Gebirgsart), welche nach allen Richtungen geſpalten werden kan, ob ſie gleich oft wegen ungleicher Farben und Groͤßen ihrer Koͤrner aus vielen parallelen, oft wagrechten, oft ſtark geſtuͤrzten Lagern zuſammengebettet ſcheint. Die vornehmſte und haͤufigſte Gebirgsart dieſer Claſſe iſt der Granit, ein hartes mit dem Stahl Feuer gebendes Geſtein, aus Quarz, Glimmer und Feldſpath znſammengeſetzt. Aus dieſem Geſtein ſcheinen die Kerne der meiſten Berge zu beſtehen; es macht auch in den Bergwerken die am tiefſten liegende Gebirgsart aus, auf welche Sandſtein, Schiefer und gemengte Geſteine auf verſchiedne Art aufgeſetzt ſcheinen. Der Granit findet ſich in ganzen Maſſen, oft auch in horizontalen geradlinigten oder wellenfoͤrmigen Lagern, in denen grobkoͤrnigter mit feinkoͤrnigtem abwechſelt, oder wo durch grobkoͤrnigten Gaͤnge von feinkoͤrnigten, und umgekehrt, durchſetzen. Oft aber beſtehen dieſe Berge der erſten Claſſe auch aus andern Materien, z. B. aus Serpentinſtein, Grauwakken, Verdantico, Gneuß rc. Sie werden von den Naturforſchern uralte, uranfaͤngliche oder urſpruͤngliche genannt, von andern Berge der erſten Ordnung, weil doch nicht allgemein erwieſen werden koͤnne, daß ſie vom Anfang bey der Schoͤpfung ſelbſt vorhanden geweſen. In der Lehre vom Bergbau heißen diejenigen, in welchen ſich Metalle und Erze finden, Ganggebirge. Gaͤnge nemlich ſind offen geweſene Ritze oder Spaltungen des Geſteins, welche ſich nachher mit den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0320" xml:id="P.1.306" n="306"/><lb/> und den unverkennbaren Urſprung der letztern aus Bodenſaͤtzen des Waſſers wahrgenommen; ſie haben aber dieſe Kenntniß mehr zum beſondern Vortheil des Bergbaues ihrer Laͤnder, als zu allgemeinen kosmologiſchen Folgerungen genuͤtzt.</p> <p>Zur erſten Claſſe der Gebirge gehoͤren diejenigen, welche von den anſehnlichen Bergketten der Erdflaͤche den Koͤrper ſelbſt ausmachen. Sie erweitern ſich nach unten zu, treffen vermuthlich in der Tiefe zuſammen, und bilden eine um die ganze Erde gehende feſte Schale. Dieſe Berge der erſten Claſſe beſtehen mehrentheils durch und durch aus einer gleichfoͤrmigen Materie (einer einfachen Gebirgsart), welche nach allen Richtungen geſpalten werden kan, ob ſie gleich oft wegen ungleicher Farben und Groͤßen ihrer Koͤrner aus vielen parallelen, oft wagrechten, oft ſtark geſtuͤrzten Lagern zuſammengebettet ſcheint. Die vornehmſte und haͤufigſte Gebirgsart dieſer Claſſe iſt der <hi rendition="#b">Granit,</hi> ein hartes mit dem Stahl Feuer gebendes Geſtein, aus Quarz, Glimmer und Feldſpath znſammengeſetzt. Aus dieſem Geſtein ſcheinen die Kerne der meiſten Berge zu beſtehen; es macht auch in den Bergwerken die am tiefſten liegende Gebirgsart aus, auf welche Sandſtein, Schiefer und gemengte Geſteine auf verſchiedne Art aufgeſetzt ſcheinen. Der Granit findet ſich in ganzen Maſſen, oft auch in horizontalen geradlinigten oder wellenfoͤrmigen Lagern, in denen grobkoͤrnigter mit feinkoͤrnigtem abwechſelt, oder wo durch grobkoͤrnigten Gaͤnge von feinkoͤrnigten, und umgekehrt, durchſetzen. Oft aber beſtehen dieſe Berge der erſten Claſſe auch aus andern Materien, z. B. aus Serpentinſtein, Grauwakken, Verdantico, Gneuß rc. Sie werden von den Naturforſchern <hi rendition="#b">uralte, uranfaͤngliche</hi> oder <hi rendition="#b">urſpruͤngliche</hi> genannt, von andern <hi rendition="#b">Berge der erſten Ordnung,</hi> weil doch nicht allgemein erwieſen werden koͤnne, daß ſie vom Anfang bey der Schoͤpfung ſelbſt vorhanden geweſen. In der Lehre vom Bergbau heißen diejenigen, in welchen ſich Metalle und Erze finden, <hi rendition="#b">Ganggebirge. Gaͤnge</hi> nemlich ſind offen geweſene Ritze oder Spaltungen des Geſteins, welche ſich nachher mit den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [306/0320]
und den unverkennbaren Urſprung der letztern aus Bodenſaͤtzen des Waſſers wahrgenommen; ſie haben aber dieſe Kenntniß mehr zum beſondern Vortheil des Bergbaues ihrer Laͤnder, als zu allgemeinen kosmologiſchen Folgerungen genuͤtzt.
Zur erſten Claſſe der Gebirge gehoͤren diejenigen, welche von den anſehnlichen Bergketten der Erdflaͤche den Koͤrper ſelbſt ausmachen. Sie erweitern ſich nach unten zu, treffen vermuthlich in der Tiefe zuſammen, und bilden eine um die ganze Erde gehende feſte Schale. Dieſe Berge der erſten Claſſe beſtehen mehrentheils durch und durch aus einer gleichfoͤrmigen Materie (einer einfachen Gebirgsart), welche nach allen Richtungen geſpalten werden kan, ob ſie gleich oft wegen ungleicher Farben und Groͤßen ihrer Koͤrner aus vielen parallelen, oft wagrechten, oft ſtark geſtuͤrzten Lagern zuſammengebettet ſcheint. Die vornehmſte und haͤufigſte Gebirgsart dieſer Claſſe iſt der Granit, ein hartes mit dem Stahl Feuer gebendes Geſtein, aus Quarz, Glimmer und Feldſpath znſammengeſetzt. Aus dieſem Geſtein ſcheinen die Kerne der meiſten Berge zu beſtehen; es macht auch in den Bergwerken die am tiefſten liegende Gebirgsart aus, auf welche Sandſtein, Schiefer und gemengte Geſteine auf verſchiedne Art aufgeſetzt ſcheinen. Der Granit findet ſich in ganzen Maſſen, oft auch in horizontalen geradlinigten oder wellenfoͤrmigen Lagern, in denen grobkoͤrnigter mit feinkoͤrnigtem abwechſelt, oder wo durch grobkoͤrnigten Gaͤnge von feinkoͤrnigten, und umgekehrt, durchſetzen. Oft aber beſtehen dieſe Berge der erſten Claſſe auch aus andern Materien, z. B. aus Serpentinſtein, Grauwakken, Verdantico, Gneuß rc. Sie werden von den Naturforſchern uralte, uranfaͤngliche oder urſpruͤngliche genannt, von andern Berge der erſten Ordnung, weil doch nicht allgemein erwieſen werden koͤnne, daß ſie vom Anfang bey der Schoͤpfung ſelbſt vorhanden geweſen. In der Lehre vom Bergbau heißen diejenigen, in welchen ſich Metalle und Erze finden, Ganggebirge. Gaͤnge nemlich ſind offen geweſene Ritze oder Spaltungen des Geſteins, welche ſich nachher mit den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |