unter den Südpolen der amerikanische, weil in den Gegenden um diese Pole die Veränderungen am größten sind. Die Bewegung geht nach Westen; also bleibt die innere Kugel, bey der täglichen Umdrehung von Westen nach Osten, ein wenig zurück, welches davon herkommen kan, daß beym ersten Anfange der Umdrehung der der äußern Rinde ertheilte Stoß sich dem Kerne nicht ganz hat mittheilen können. Um die Erdaxe scheint diese Bewegung nicht zu gehen, weil sonst die Abweichungen in einem Parallelkreise immer dieselben bleiben, und nur von einem Punkte zu andern fortrücken müßten; welches doch der Erfahrung nicht gemäß ist. Da diese Bewegung sehr langsam ist, so läßt sich aus so wenigen und neuen Beobachtungen nichts Zuverläßiges über die Dauer ihrer Periode bestimmen; doch scheint sich der amerikanische Pol in 90 Jahren um 46 Grad westwärts bewegt zu haben, woraus sich die Dauer der Umlaufszeit ohngesähr auf 700 Jahre setzen ließe.
So weit Halley. Man kan dem Scharfsinne und geometrischen Geiste, mit welchem er aus so vielen ohne Ordnung durch einander liegenden Beobachtungen die Linien seiner Karte gezogen, und seine Schlüsse hergeleitet hat, die verdiente Bewunderung nicht versagen; aber die Hypothese von vier Polen, deren zween beweglich sind, und die daraus entsprungene Idee von Kern und Rinde bringen etwas Sonderbares und Unwahrscheinliches in seine Erklärung.
Der jüngere Herr Euler(Recherches sur la declinaison de l'aiguille aimantee, in Memoires de l' acad. des Sc. a Berlin, ann. 1757. p. 175) hat daher zu zeigen gesucht, daß man zu Erklärung der beobachteten Abweichungen keinesweges nöthig habe, vier Pole anzunehmen, indem sich von allen Erscheinungen aus dem Daseyn zweener Pole Rechenschaft geben lasse. Er berechnet zu dem Ende Formeln, wodurch sich die halleyischen Abweichungslinien aus der gegebenen Lage zweener magnetischer Pole würden bestimmen lassen, wenn diese Pole 1) einander nach dem Durchmesser entgegengesetzt, 2) in zween entgegengesetzten
unter den Suͤdpolen der amerikaniſche, weil in den Gegenden um dieſe Pole die Veraͤnderungen am groͤßten ſind. Die Bewegung geht nach Weſten; alſo bleibt die innere Kugel, bey der taͤglichen Umdrehung von Weſten nach Oſten, ein wenig zuruͤck, welches davon herkommen kan, daß beym erſten Anfange der Umdrehung der der aͤußern Rinde ertheilte Stoß ſich dem Kerne nicht ganz hat mittheilen koͤnnen. Um die Erdaxe ſcheint dieſe Bewegung nicht zu gehen, weil ſonſt die Abweichungen in einem Parallelkreiſe immer dieſelben bleiben, und nur von einem Punkte zu andern fortruͤcken muͤßten; welches doch der Erfahrung nicht gemaͤß iſt. Da dieſe Bewegung ſehr langſam iſt, ſo laͤßt ſich aus ſo wenigen und neuen Beobachtungen nichts Zuverlaͤßiges uͤber die Dauer ihrer Periode beſtimmen; doch ſcheint ſich der amerikaniſche Pol in 90 Jahren um 46 Grad weſtwaͤrts bewegt zu haben, woraus ſich die Dauer der Umlaufszeit ohngeſaͤhr auf 700 Jahre ſetzen ließe.
So weit Halley. Man kan dem Scharfſinne und geometriſchen Geiſte, mit welchem er aus ſo vielen ohne Ordnung durch einander liegenden Beobachtungen die Linien ſeiner Karte gezogen, und ſeine Schluͤſſe hergeleitet hat, die verdiente Bewunderung nicht verſagen; aber die Hypotheſe von vier Polen, deren zween beweglich ſind, und die daraus entſprungene Idee von Kern und Rinde bringen etwas Sonderbares und Unwahrſcheinliches in ſeine Erklaͤrung.
Der juͤngere Herr Euler(Recherches ſur la declinaiſon de l'aiguille aimantée, in Mémoires de l' acad. des Sc. à Berlin, ann. 1757. p. 175) hat daher zu zeigen geſucht, daß man zu Erklaͤrung der beobachteten Abweichungen keinesweges noͤthig habe, vier Pole anzunehmen, indem ſich von allen Erſcheinungen aus dem Daſeyn zweener Pole Rechenſchaft geben laſſe. Er berechnet zu dem Ende Formeln, wodurch ſich die halleyiſchen Abweichungslinien aus der gegebenen Lage zweener magnetiſcher Pole wuͤrden beſtimmen laſſen, wenn dieſe Pole 1) einander nach dem Durchmeſſer entgegengeſetzt, 2) in zween entgegengeſetzten
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unter den Suͤdpolen der amerikaniſche, weil in den Gegenden um dieſe Pole die Veraͤnderungen am groͤßten ſind. Die Bewegung geht nach Weſten; alſo bleibt die innere Kugel, bey der taͤglichen Umdrehung von Weſten nach Oſten, ein wenig zuruͤck, welches davon herkommen kan, daß beym erſten Anfange der Umdrehung der der aͤußern Rinde ertheilte Stoß ſich dem Kerne nicht ganz hat mittheilen koͤnnen. Um die Erdaxe ſcheint dieſe Bewegung nicht zu gehen, weil ſonſt die Abweichungen in einem Parallelkreiſe immer dieſelben bleiben, und nur von einem Punkte zu andern fortruͤcken muͤßten; welches doch der Erfahrung nicht gemaͤß iſt. Da dieſe Bewegung ſehr langſam iſt, ſo laͤßt ſich aus ſo wenigen und neuen Beobachtungen nichts Zuverlaͤßiges uͤber die Dauer ihrer Periode beſtimmen; doch ſcheint ſich der amerikaniſche Pol in 90 Jahren um 46 Grad weſtwaͤrts bewegt zu haben, woraus ſich die Dauer der Umlaufszeit ohngeſaͤhr auf 700 Jahre ſetzen ließe.
So weit Halley. Man kan dem Scharfſinne und geometriſchen Geiſte, mit welchem er aus ſo vielen ohne Ordnung durch einander liegenden Beobachtungen die Linien ſeiner Karte gezogen, und ſeine Schluͤſſe hergeleitet hat, die verdiente Bewunderung nicht verſagen; aber die Hypotheſe von vier Polen, deren zween beweglich ſind, und die daraus entſprungene Idee von Kern und Rinde bringen etwas Sonderbares und Unwahrſcheinliches in ſeine Erklaͤrung.
Der juͤngere Herr Euler (Recherches ſur la declinaiſon de l'aiguille aimantée, in Mémoires de l' acad. des Sc. à Berlin, ann. 1757. p. 175) hat daher zu zeigen geſucht, daß man zu Erklaͤrung der beobachteten Abweichungen keinesweges noͤthig habe, vier Pole anzunehmen, indem ſich von allen Erſcheinungen aus dem Daſeyn zweener Pole Rechenſchaft geben laſſe. Er berechnet zu dem Ende Formeln, wodurch ſich die halleyiſchen Abweichungslinien aus der gegebenen Lage zweener magnetiſcher Pole wuͤrden beſtimmen laſſen, wenn dieſe Pole 1) einander nach dem Durchmeſſer entgegengeſetzt, 2) in zween entgegengeſetzten
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/42>, abgerufen am 09.11.2024.
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