Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Einfallswinkel, Angulus incidentiae, Angle d' incidence.

Der Winkel SCR (Taf. I. Fig. 13 ingleichen Taf. IV. Fig. 71.), welchen bey der Brechung und Zurückwerfung der Lichtstralen der einfallende Stral SC mit dem Einfallslothe RC macht. Ich folge hier dem Sprachgebrauche der meisten und besten Schriftsteller, unter andern Newtons (Opt. L. I. Def. 4.). Manche nennen ihn auch den Neigungswinkel.

Einige optische Schriftsteller verstehen unter den Worten Einfallswinkel und Neigungswinkel das Complement des vorigen, oder den Winkel SCA, den der einfallende Stral mit der brechenden oder zurückwerfenden Fläche selbst macht. Ich könnte auch Schriften anführen, in welchen beyde Worte bald in der einen, bald in der andern Bedeutung genommen werden. Diese Sorglosigkeit kan doch wenigstens Anfänger verwirren. Man sollte daher unter Einfallswinkel jederzeit SCR verstehen, und SCA den Winkel des einfallenden Strals mit der Fläche DA nennen.

Einklang, Unisonus, Toni unisoni, Unison.

Das Zusammenschallen zweener gleichen Töne, die in gleichen Zeiten gleich viele Schwingungen machen, oder deren keiner höher oder tiefer, als der andere, ist.

Der Einklang entsteht also, wenn zween schallende Körper zu gleicher Zeit einerley Ton angeben. Dies geschieht z. B., wenn zwo Saiten von einerley Materie gleich lang, gleich dick, und gleich stark gespannt sind; oder, wenn das, was etwa an der Länge oder Dicke der Gleichheit abgeht, durch die Spannung ersetzt wird, d. h. überhaupt, wenn sie gleich gestimmt sind.

Wenn dabey gleich die Anzahl der Schwingungen übereintrift, so unterscheidet das Ohr doch noch andere Eigenschaften, z. B. Stärke und Schwäche, Härte und Weiche der Töne. Wenn gleich eine Glocke und eine Violine zu gleicher Zeit einerley Ton angeben, so wird dennoch das Ohr beyde Töne wohl unterscheiden.


Einfallswinkel, Angulus incidentiae, Angle d' incidence.

Der Winkel SCR (Taf. I. Fig. 13 ingleichen Taf. IV. Fig. 71.), welchen bey der Brechung und Zuruͤckwerfung der Lichtſtralen der einfallende Stral SC mit dem Einfallslothe RC macht. Ich folge hier dem Sprachgebrauche der meiſten und beſten Schriftſteller, unter andern Newtons (Opt. L. I. Def. 4.). Manche nennen ihn auch den Neigungswinkel.

Einige optiſche Schriftſteller verſtehen unter den Worten Einfallswinkel und Neigungswinkel das Complement des vorigen, oder den Winkel SCA, den der einfallende Stral mit der brechenden oder zuruͤckwerfenden Flaͤche ſelbſt macht. Ich koͤnnte auch Schriften anfuͤhren, in welchen beyde Worte bald in der einen, bald in der andern Bedeutung genommen werden. Dieſe Sorgloſigkeit kan doch wenigſtens Anfaͤnger verwirren. Man ſollte daher unter Einfallswinkel jederzeit SCR verſtehen, und SCA den Winkel des einfallenden Strals mit der Flaͤche DA nennen.

Einklang, Uniſonus, Toni uniſoni, Uniſon.

Das Zuſammenſchallen zweener gleichen Toͤne, die in gleichen Zeiten gleich viele Schwingungen machen, oder deren keiner hoͤher oder tiefer, als der andere, iſt.

Der Einklang entſteht alſo, wenn zween ſchallende Koͤrper zu gleicher Zeit einerley Ton angeben. Dies geſchieht z. B., wenn zwo Saiten von einerley Materie gleich lang, gleich dick, und gleich ſtark geſpannt ſind; oder, wenn das, was etwa an der Laͤnge oder Dicke der Gleichheit abgeht, durch die Spannung erſetzt wird, d. h. uͤberhaupt, wenn ſie gleich geſtimmt ſind.

Wenn dabey gleich die Anzahl der Schwingungen uͤbereintrift, ſo unterſcheidet das Ohr doch noch andere Eigenſchaften, z. B. Staͤrke und Schwaͤche, Haͤrte und Weiche der Toͤne. Wenn gleich eine Glocke und eine Violine zu gleicher Zeit einerley Ton angeben, ſo wird dennoch das Ohr beyde Toͤne wohl unterſcheiden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0684" xml:id="P.1.670" n="670"/><lb/>
          </p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Einfallswinkel, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Angulus incidentiae</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Angle d' incidence</hi></foreign></name>.</head><lb/>
          <p>Der Winkel <hi rendition="#aq">SCR</hi> (Taf. <hi rendition="#aq">I.</hi> Fig. 13 ingleichen Taf. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Fig. 71.), welchen bey der Brechung und Zuru&#x0364;ckwerfung der Licht&#x017F;tralen der einfallende Stral <hi rendition="#aq">SC</hi> mit dem Einfallslothe <hi rendition="#aq">RC</hi> macht. Ich folge hier dem Sprachgebrauche der mei&#x017F;ten und be&#x017F;ten Schrift&#x017F;teller, unter andern <hi rendition="#b">Newtons</hi> <hi rendition="#aq">(Opt. L. I. Def. 4.).</hi> Manche nennen ihn auch den <hi rendition="#b">Neigungswinkel.</hi></p>
          <p>Einige opti&#x017F;che Schrift&#x017F;teller ver&#x017F;tehen unter den Worten <hi rendition="#b">Einfallswinkel</hi> und <hi rendition="#b">Neigungswinkel</hi> das Complement des vorigen, oder den Winkel <hi rendition="#aq">SCA,</hi> den der einfallende Stral mit der brechenden oder zuru&#x0364;ckwerfenden Fla&#x0364;che &#x017F;elb&#x017F;t macht. Ich ko&#x0364;nnte auch Schriften anfu&#x0364;hren, in welchen beyde Worte bald in der einen, bald in der andern Bedeutung genommen werden. Die&#x017F;e Sorglo&#x017F;igkeit kan doch wenig&#x017F;tens Anfa&#x0364;nger verwirren. Man &#x017F;ollte daher unter Einfallswinkel jederzeit <hi rendition="#aq">SCR</hi> ver&#x017F;tehen, und <hi rendition="#aq">SCA</hi> den Winkel des einfallenden Strals mit der Fla&#x0364;che <hi rendition="#aq">DA</hi> nennen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Einklang, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Uni&#x017F;onus, Toni uni&#x017F;oni</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Uni&#x017F;on</hi></foreign></name>.</head><lb/>
          <p>Das Zu&#x017F;ammen&#x017F;challen zweener gleichen To&#x0364;ne, die in gleichen Zeiten gleich viele Schwingungen machen, oder deren keiner ho&#x0364;her oder tiefer, als der andere, i&#x017F;t.</p>
          <p>Der Einklang ent&#x017F;teht al&#x017F;o, wenn zween &#x017F;challende Ko&#x0364;rper zu gleicher Zeit einerley Ton angeben. Dies ge&#x017F;chieht z. B., wenn zwo Saiten von einerley Materie gleich lang, gleich dick, und gleich &#x017F;tark ge&#x017F;pannt &#x017F;ind; oder, wenn das, was etwa an der La&#x0364;nge oder Dicke der Gleichheit abgeht, durch die Spannung er&#x017F;etzt wird, d. h. u&#x0364;berhaupt, wenn &#x017F;ie <hi rendition="#b">gleich ge&#x017F;timmt</hi> &#x017F;ind.</p>
          <p>Wenn dabey gleich die Anzahl der Schwingungen u&#x0364;bereintrift, &#x017F;o unter&#x017F;cheidet das Ohr doch noch andere Eigen&#x017F;chaften, z. B. Sta&#x0364;rke und Schwa&#x0364;che, Ha&#x0364;rte und Weiche der To&#x0364;ne. Wenn gleich eine Glocke und eine Violine zu gleicher Zeit einerley Ton angeben, &#x017F;o wird dennoch das Ohr beyde To&#x0364;ne wohl unter&#x017F;cheiden.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[670/0684] Einfallswinkel, Angulus incidentiae, Angle d' incidence. Der Winkel SCR (Taf. I. Fig. 13 ingleichen Taf. IV. Fig. 71.), welchen bey der Brechung und Zuruͤckwerfung der Lichtſtralen der einfallende Stral SC mit dem Einfallslothe RC macht. Ich folge hier dem Sprachgebrauche der meiſten und beſten Schriftſteller, unter andern Newtons (Opt. L. I. Def. 4.). Manche nennen ihn auch den Neigungswinkel. Einige optiſche Schriftſteller verſtehen unter den Worten Einfallswinkel und Neigungswinkel das Complement des vorigen, oder den Winkel SCA, den der einfallende Stral mit der brechenden oder zuruͤckwerfenden Flaͤche ſelbſt macht. Ich koͤnnte auch Schriften anfuͤhren, in welchen beyde Worte bald in der einen, bald in der andern Bedeutung genommen werden. Dieſe Sorgloſigkeit kan doch wenigſtens Anfaͤnger verwirren. Man ſollte daher unter Einfallswinkel jederzeit SCR verſtehen, und SCA den Winkel des einfallenden Strals mit der Flaͤche DA nennen. Einklang, Uniſonus, Toni uniſoni, Uniſon. Das Zuſammenſchallen zweener gleichen Toͤne, die in gleichen Zeiten gleich viele Schwingungen machen, oder deren keiner hoͤher oder tiefer, als der andere, iſt. Der Einklang entſteht alſo, wenn zween ſchallende Koͤrper zu gleicher Zeit einerley Ton angeben. Dies geſchieht z. B., wenn zwo Saiten von einerley Materie gleich lang, gleich dick, und gleich ſtark geſpannt ſind; oder, wenn das, was etwa an der Laͤnge oder Dicke der Gleichheit abgeht, durch die Spannung erſetzt wird, d. h. uͤberhaupt, wenn ſie gleich geſtimmt ſind. Wenn dabey gleich die Anzahl der Schwingungen uͤbereintrift, ſo unterſcheidet das Ohr doch noch andere Eigenſchaften, z. B. Staͤrke und Schwaͤche, Haͤrte und Weiche der Toͤne. Wenn gleich eine Glocke und eine Violine zu gleicher Zeit einerley Ton angeben, ſo wird dennoch das Ohr beyde Toͤne wohl unterſcheiden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/684
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/684>, abgerufen am 22.11.2024.