Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Auf die künstliche Erdkugel gehört wohl eigentlich die Ekliptik gar nicht. Deun jeder Punkt von ihr dreht sich aller 24 Stunden über mehrere Orte der Erdkugel hinweg, die Theile der Erdfläche haben also keine bestimmte Lage gegen sie. Wenn man inzwischen einen Anfangspunkt des Aequators nach Willkühr angenommen hat, so läst sich unter dem gehörigen Winkel von 23 1/2 Grad ein Kreis dadurch auf der Erdfläche beschreiben, der eine Stellung bekömmt, wie sie die Ekliptik alle Tage einmal in einem gewissen Augenblicke haben muß, und dies giebt die Bequemlichkeit, daß man auf der künstlichen Erdkugel gewisse Aufgaben auflösen kan, die eigentlich auf die künstliche Himmelskugel gehören, s. Erdkugel, künstliche. Elasticität, Schnellkraft, Federkraft, Spannkraft, Elasticitas, Elater, Contentio, Palintonia, Elasticite, Ressort. Die Eigenschaft der Körper, sich, wenn man siein eine andre Gestalt gebracht, od. in einen engern Raum zusammengedrückt hat, von selbst wieder in die vorige Gestalt oder in den vorigen Raum zu begeben, wenn das, was auf sie wirkte, nachläst. Wenn man z. B. einen Bogen mit Hülfe der daran befindlichen Sehne spannt, d. i. ihm eine mehr gekrümmte Gestalt giebt, so nimmt er, sobald die spannende Kraft nachläst, oder die Sehne zerschnitten wird, seine vorige Gestalt wieder an. Läst man eine elfenbeinerne Kugel auf eine Marmorplatte fallen, so wird sie durch das Anstoßen zusammengedrückt, und erhält auf einen Augenblick eine plattere Gestalt, sobald
Auf die kuͤnſtliche Erdkugel gehoͤrt wohl eigentlich die Ekliptik gar nicht. Deun jeder Punkt von ihr dreht ſich aller 24 Stunden uͤber mehrere Orte der Erdkugel hinweg, die Theile der Erdflaͤche haben alſo keine beſtimmte Lage gegen ſie. Wenn man inzwiſchen einen Anfangspunkt des Aequators nach Willkuͤhr angenommen hat, ſo laͤſt ſich unter dem gehoͤrigen Winkel von 23 1/2 Grad ein Kreis dadurch auf der Erdflaͤche beſchreiben, der eine Stellung bekoͤmmt, wie ſie die Ekliptik alle Tage einmal in einem gewiſſen Augenblicke haben muß, und dies giebt die Bequemlichkeit, daß man auf der kuͤnſtlichen Erdkugel gewiſſe Aufgaben aufloͤſen kan, die eigentlich auf die kuͤnſtliche Himmelskugel gehoͤren, ſ. Erdkugel, kuͤnſtliche. Elaſticitaͤt, Schnellkraft, Federkraft, Spannkraft, Elaſticitas, Elater, Contentio, Palintonia, Elaſticité, Reſſort. Die Eigenſchaft der Koͤrper, ſich, wenn man ſiein eine andre Geſtalt gebracht, od. in einen engern Raum zuſammengedruͤckt hat, von ſelbſt wieder in die vorige Geſtalt oder in den vorigen Raum zu begeben, wenn das, was auf ſie wirkte, nachlaͤſt. Wenn man z. B. einen Bogen mit Huͤlfe der daran befindlichen Sehne ſpannt, d. i. ihm eine mehr gekruͤmmte Geſtalt giebt, ſo nimmt er, ſobald die ſpannende Kraft nachlaͤſt, oder die Sehne zerſchnitten wird, ſeine vorige Geſtalt wieder an. Laͤſt man eine elfenbeinerne Kugel auf eine Marmorplatte fallen, ſo wird ſie durch das Anſtoßen zuſammengedruͤckt, und erhaͤlt auf einen Augenblick eine plattere Geſtalt, ſobald <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0709" xml:id="P.1.695" n="695"/><lb/> Ekliptik die Ebne, in welcher die Bahn der Erde um die Sonne liegt. Nemlich, was uns Sonnenbahn ſchien, iſt in der That Erdbahn. Die Planeten und der Mond laufen in andern Ebnen, die aber nur unter ſehr geringen Winkeln gegen die Ebne der Ekliptik geneigt ſind; daher ſich dieſe Koͤrper auch dem Scheine nach nur wenig von der Ekliptik entfernen koͤnnen. Die Ebne der Ekliptik iſt fuͤr die theoriſche Aſtronomie ſehr wichtig, weil man die Bahnen aller andern Planeten auf ſie projiciret, und die Berechnungen darnach einrichtet.</p> <p>Auf die kuͤnſtliche Erdkugel gehoͤrt wohl eigentlich die Ekliptik gar nicht. Deun jeder Punkt von ihr dreht ſich aller 24 Stunden uͤber mehrere Orte der Erdkugel hinweg, die Theile der Erdflaͤche haben alſo keine beſtimmte Lage gegen ſie. Wenn man inzwiſchen einen Anfangspunkt des Aequators nach Willkuͤhr angenommen hat, ſo laͤſt ſich unter dem gehoͤrigen Winkel von 23 1/2 Grad ein Kreis dadurch auf der Erdflaͤche beſchreiben, der eine Stellung bekoͤmmt, wie ſie die Ekliptik alle Tage einmal in einem gewiſſen Augenblicke haben muß, und dies giebt die Bequemlichkeit, daß man auf der kuͤnſtlichen Erdkugel gewiſſe Aufgaben aufloͤſen kan, die eigentlich auf die kuͤnſtliche Himmelskugel gehoͤren, <hi rendition="#b">ſ. Erdkugel, kuͤnſtliche.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Elaſticitaͤt, Schnellkraft, Federkraft, Spannkraft,</hi><hi rendition="#aq">Elaſticitas, Elater, Contentio, Palintonia, <hi rendition="#i">Elaſticité, Reſſort.</hi></hi> Die Eigenſchaft der Koͤrper, ſich, wenn man ſiein eine andre Geſtalt gebracht, od. in einen engern Raum zuſammengedruͤckt hat, von ſelbſt wieder in die vorige Geſtalt oder in den vorigen Raum zu begeben, wenn das, was auf ſie wirkte, nachlaͤſt. Wenn man z. B. einen Bogen mit Huͤlfe der daran befindlichen Sehne ſpannt, d. i. ihm eine mehr gekruͤmmte Geſtalt giebt, ſo nimmt er, ſobald die ſpannende Kraft nachlaͤſt, oder die Sehne zerſchnitten wird, ſeine vorige Geſtalt wieder an. Laͤſt man eine elfenbeinerne Kugel auf eine Marmorplatte fallen, ſo wird ſie durch das Anſtoßen zuſammengedruͤckt, und erhaͤlt auf einen Augenblick eine plattere Geſtalt, ſobald<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [695/0709]
Ekliptik die Ebne, in welcher die Bahn der Erde um die Sonne liegt. Nemlich, was uns Sonnenbahn ſchien, iſt in der That Erdbahn. Die Planeten und der Mond laufen in andern Ebnen, die aber nur unter ſehr geringen Winkeln gegen die Ebne der Ekliptik geneigt ſind; daher ſich dieſe Koͤrper auch dem Scheine nach nur wenig von der Ekliptik entfernen koͤnnen. Die Ebne der Ekliptik iſt fuͤr die theoriſche Aſtronomie ſehr wichtig, weil man die Bahnen aller andern Planeten auf ſie projiciret, und die Berechnungen darnach einrichtet.
Auf die kuͤnſtliche Erdkugel gehoͤrt wohl eigentlich die Ekliptik gar nicht. Deun jeder Punkt von ihr dreht ſich aller 24 Stunden uͤber mehrere Orte der Erdkugel hinweg, die Theile der Erdflaͤche haben alſo keine beſtimmte Lage gegen ſie. Wenn man inzwiſchen einen Anfangspunkt des Aequators nach Willkuͤhr angenommen hat, ſo laͤſt ſich unter dem gehoͤrigen Winkel von 23 1/2 Grad ein Kreis dadurch auf der Erdflaͤche beſchreiben, der eine Stellung bekoͤmmt, wie ſie die Ekliptik alle Tage einmal in einem gewiſſen Augenblicke haben muß, und dies giebt die Bequemlichkeit, daß man auf der kuͤnſtlichen Erdkugel gewiſſe Aufgaben aufloͤſen kan, die eigentlich auf die kuͤnſtliche Himmelskugel gehoͤren, ſ. Erdkugel, kuͤnſtliche.
Elaſticitaͤt, Schnellkraft, Federkraft, Spannkraft, Elaſticitas, Elater, Contentio, Palintonia, Elaſticité, Reſſort. Die Eigenſchaft der Koͤrper, ſich, wenn man ſiein eine andre Geſtalt gebracht, od. in einen engern Raum zuſammengedruͤckt hat, von ſelbſt wieder in die vorige Geſtalt oder in den vorigen Raum zu begeben, wenn das, was auf ſie wirkte, nachlaͤſt. Wenn man z. B. einen Bogen mit Huͤlfe der daran befindlichen Sehne ſpannt, d. i. ihm eine mehr gekruͤmmte Geſtalt giebt, ſo nimmt er, ſobald die ſpannende Kraft nachlaͤſt, oder die Sehne zerſchnitten wird, ſeine vorige Geſtalt wieder an. Laͤſt man eine elfenbeinerne Kugel auf eine Marmorplatte fallen, ſo wird ſie durch das Anſtoßen zuſammengedruͤckt, und erhaͤlt auf einen Augenblick eine plattere Geſtalt, ſobald
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |