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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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daß die Körper im luftleeren Raume eben so elastisch sind, als in freyer Luft.

Descartes (Princip. philos. P. IV.) hat zwar das Wort Elasticität nicht, spricht aber an zwo verschiednen Stellen von der Federkraft der Luft und der festen Körper, und erklärt beyde aus verschiednen Gründen. Das Vermögen der Luft, sich auszubreiten (vim resiliendi aeris compressi), leireter (prop 47.) von derinnern Bewegung her, die er den Theilen der Luft, so wie den Theilen aller flüßigen Materien, zuschreibt. Bey zusammengedrückter Luft, meinter, behalte das Lufttheilchen den kleinen sphärischen Raum, in dem es seine Bewegung mache, nicht frey, sondern werde von den benachbarten Lufttheilchen gestoßen und aus seiner Stelle getrieben, und so vereinigten sich diese Stöße dahin, das Ganze wieder auszudehnen, und der innern Bewegung freyen Platz zu machen. Von elastischen festen Körpern, die bey ihm rigida heißen, handlet er (prop. 132.) bey Gelegenheit des Glases, und erklärt ihre Elasticität seinem System gemäß aus der Bewegung der subtilen Materie durch ihre Zwischenräume. Diese Materie, sagt er, hat die Zwischenräume der Körper gebildet, und ihnen also eine Gestalt gegeben, die ihr den Durchgang verstattet; durch das Beugen wird diese Gestalt verändert, daher stößt nun die subtile Materie gegen die Seitenwände der Gänge, und sucht die vorige Gestalt wiederherzustellen. Wenn z. B. im schlaffen Bogen die Gänge rund sind, so werden sie im gespannten elliptisch, die Theilchen der subtilen Materie stoßen also an der kleinen Axe der Ellipse gegen die Seiten, und suchen die Kreisgestalt wiederherzustellen. Aus dem vereinten Bestreben so vieler Theilchen entsteht eine starke Kraft. Bleibt aber der Bogen lange Zeit gespannt, so schleifen sich die Theilchen der subtilen Materie die Gänge so aus, wie sie sie nöthig haben stoßen nicht mehr an, und die Kraft zurückzuschnellen geht verlohren.

Was die Elasticität der festen Körper betrift,so haben die meisten Physiker des vorigen Jahrhunderes dieselbe durch eine die Körper durchströmende flüßige Materie erklärt,


daß die Koͤrper im luftleeren Raume eben ſo elaſtiſch ſind, als in freyer Luft.

Descartes (Princip. philoſ. P. IV.) hat zwar das Wort Elaſticitaͤt nicht, ſpricht aber an zwo verſchiednen Stellen von der Federkraft der Luft und der feſten Koͤrper, und erklaͤrt beyde aus verſchiednen Gruͤnden. Das Vermoͤgen der Luft, ſich auszubreiten (vim reſiliendi aëris compreſſi), leireter (prop 47.) von derinnern Bewegung her, die er den Theilen der Luft, ſo wie den Theilen aller fluͤßigen Materien, zuſchreibt. Bey zuſammengedruͤckter Luft, meinter, behalte das Lufttheilchen den kleinen ſphaͤriſchen Raum, in dem es ſeine Bewegung mache, nicht frey, ſondern werde von den benachbarten Lufttheilchen geſtoßen und aus ſeiner Stelle getrieben, und ſo vereinigten ſich dieſe Stoͤße dahin, das Ganze wieder auszudehnen, und der innern Bewegung freyen Platz zu machen. Von elaſtiſchen feſten Koͤrpern, die bey ihm rigida heißen, handlet er (prop. 132.) bey Gelegenheit des Glaſes, und erklaͤrt ihre Elaſticitaͤt ſeinem Syſtem gemaͤß aus der Bewegung der ſubtilen Materie durch ihre Zwiſchenraͤume. Dieſe Materie, ſagt er, hat die Zwiſchenraͤume der Koͤrper gebildet, und ihnen alſo eine Geſtalt gegeben, die ihr den Durchgang verſtattet; durch das Beugen wird dieſe Geſtalt veraͤndert, daher ſtoͤßt nun die ſubtile Materie gegen die Seitenwaͤnde der Gaͤnge, und ſucht die vorige Geſtalt wiederherzuſtellen. Wenn z. B. im ſchlaffen Bogen die Gaͤnge rund ſind, ſo werden ſie im geſpannten elliptiſch, die Theilchen der ſubtilen Materie ſtoßen alſo an der kleinen Axe der Ellipſe gegen die Seiten, und ſuchen die Kreisgeſtalt wiederherzuſtellen. Aus dem vereinten Beſtreben ſo vieler Theilchen entſteht eine ſtarke Kraft. Bleibt aber der Bogen lange Zeit geſpannt, ſo ſchleifen ſich die Theilchen der ſubtilen Materie die Gaͤnge ſo aus, wie ſie ſie noͤthig haben ſtoßen nicht mehr an, und die Kraft zuruͤckzuſchnellen geht verlohren.

Was die Elaſticitaͤt der feſten Koͤrper betrift,ſo haben die meiſten Phyſiker des vorigen Jahrhunderes dieſelbe durch eine die Koͤrper durchſtroͤmende fluͤßige Materie erklaͤrt,

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[699/0713] daß die Koͤrper im luftleeren Raume eben ſo elaſtiſch ſind, als in freyer Luft. Descartes (Princip. philoſ. P. IV.) hat zwar das Wort Elaſticitaͤt nicht, ſpricht aber an zwo verſchiednen Stellen von der Federkraft der Luft und der feſten Koͤrper, und erklaͤrt beyde aus verſchiednen Gruͤnden. Das Vermoͤgen der Luft, ſich auszubreiten (vim reſiliendi aëris compreſſi), leireter (prop 47.) von derinnern Bewegung her, die er den Theilen der Luft, ſo wie den Theilen aller fluͤßigen Materien, zuſchreibt. Bey zuſammengedruͤckter Luft, meinter, behalte das Lufttheilchen den kleinen ſphaͤriſchen Raum, in dem es ſeine Bewegung mache, nicht frey, ſondern werde von den benachbarten Lufttheilchen geſtoßen und aus ſeiner Stelle getrieben, und ſo vereinigten ſich dieſe Stoͤße dahin, das Ganze wieder auszudehnen, und der innern Bewegung freyen Platz zu machen. Von elaſtiſchen feſten Koͤrpern, die bey ihm rigida heißen, handlet er (prop. 132.) bey Gelegenheit des Glaſes, und erklaͤrt ihre Elaſticitaͤt ſeinem Syſtem gemaͤß aus der Bewegung der ſubtilen Materie durch ihre Zwiſchenraͤume. Dieſe Materie, ſagt er, hat die Zwiſchenraͤume der Koͤrper gebildet, und ihnen alſo eine Geſtalt gegeben, die ihr den Durchgang verſtattet; durch das Beugen wird dieſe Geſtalt veraͤndert, daher ſtoͤßt nun die ſubtile Materie gegen die Seitenwaͤnde der Gaͤnge, und ſucht die vorige Geſtalt wiederherzuſtellen. Wenn z. B. im ſchlaffen Bogen die Gaͤnge rund ſind, ſo werden ſie im geſpannten elliptiſch, die Theilchen der ſubtilen Materie ſtoßen alſo an der kleinen Axe der Ellipſe gegen die Seiten, und ſuchen die Kreisgeſtalt wiederherzuſtellen. Aus dem vereinten Beſtreben ſo vieler Theilchen entſteht eine ſtarke Kraft. Bleibt aber der Bogen lange Zeit geſpannt, ſo ſchleifen ſich die Theilchen der ſubtilen Materie die Gaͤnge ſo aus, wie ſie ſie noͤthig haben ſtoßen nicht mehr an, und die Kraft zuruͤckzuſchnellen geht verlohren. Was die Elaſticitaͤt der feſten Koͤrper betrift,ſo haben die meiſten Phyſiker des vorigen Jahrhunderes dieſelbe durch eine die Koͤrper durchſtroͤmende fluͤßige Materie erklaͤrt,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/713>, abgerufen am 22.11.2024.