die sie bald für den Aether, bald für das Elementarfeuer rc. ausgegeben haben. Einige ließen jedes Theilchen dieser Materie sich um seine Axe drehen, andere, wie Malebranche, mehrere Theilchen einen Wirbel um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt bilden, und dadurch eine Schwungkraft erhalten, welche den Wirbel, wenn er durch die veränderte Gestalt des festen Körpers abgeplattet oder in ein Oval verwandelt ward, antrieb, seine vorige Gestalt wieder anzunehmen; noch andere schrieben der subtilen Materie oder dem Aether selbst Elasticität zu, und glaubten, er treibe, durch seine eigne Wiederherstellung in den vorigen Raum, die Theile des gespannten Körpers in ihre vorige Lage zurück. Dies letztere heißt, Elasticität des Aethers annehmen, um Elasticität der Körper daraus zu erklären, und läst immer die Frage übrig, was die Ursache der Elasticität des Aethers sey.
Musschenbroeck(Introd. ad philos. nat. To. I. §. 767.) setzt allen Erklärungen der Elasticität, die ein durchströmendes flüßiges Wesen annehmen, das entgegen, daß ein solches Flüßiges doch nur nach einer Richtung durchströmen werde. Wird nun ein Körper so gebogen. daß die Gänge da enger werden, wo die subtile Materie ausströmen soll, so läst sich denken, daß sie gegen die Wände drückt, und dem Körper Federkraft giebt. Jetzt beuge man ihn aber nach der andern Seite, so werden die Gänge da weiter, wo die flüßige Materie ausgeht, und hier ist nicht mehr einzusehen, wie sie einen Druck gegen die Seitenwände ausüben und dadurch Federkraft bewirken soll. Dennoch zeigt eine elastische Stange Federkraft, man mag sie nach der einen oder nach der andern Seite beugen, und überhaupt nach allen möglichen Richtungen. Aber eine Bewegung der subtilen Materie nach allen möglichen Richtungen zugleich läst sich gar nicht denken.
Andere haben zu einer zurückstoßenden Kraft zwischen den Theilchen der Körper selbst ihre Zuflucht genommen. Wenn man einen elastischen Körper zusammendrückt, sagen sie, so werden seine Zwischenräume enger, und seine Theilchen kommen näher an einander, so datz immer eines
die ſie bald fuͤr den Aether, bald fuͤr das Elementarfeuer rc. ausgegeben haben. Einige ließen jedes Theilchen dieſer Materie ſich um ſeine Axe drehen, andere, wie Malebranche, mehrere Theilchen einen Wirbel um einen gemeinſchaftlichen Mittelpunkt bilden, und dadurch eine Schwungkraft erhalten, welche den Wirbel, wenn er durch die veraͤnderte Geſtalt des feſten Koͤrpers abgeplattet oder in ein Oval verwandelt ward, antrieb, ſeine vorige Geſtalt wieder anzunehmen; noch andere ſchrieben der ſubtilen Materie oder dem Aether ſelbſt Elaſticitaͤt zu, und glaubten, er treibe, durch ſeine eigne Wiederherſtellung in den vorigen Raum, die Theile des geſpannten Koͤrpers in ihre vorige Lage zuruͤck. Dies letztere heißt, Elaſticitaͤt des Aethers annehmen, um Elaſticitaͤt der Koͤrper daraus zu erklaͤren, und laͤſt immer die Frage uͤbrig, was die Urſache der Elaſticitaͤt des Aethers ſey.
Muſſchenbroeck(Introd. ad philoſ. nat. To. I. §. 767.) ſetzt allen Erklaͤrungen der Elaſticitaͤt, die ein durchſtroͤmendes fluͤßiges Weſen annehmen, das entgegen, daß ein ſolches Fluͤßiges doch nur nach einer Richtung durchſtroͤmen werde. Wird nun ein Koͤrper ſo gebogen. daß die Gaͤnge da enger werden, wo die ſubtile Materie ausſtroͤmen ſoll, ſo laͤſt ſich denken, daß ſie gegen die Waͤnde druͤckt, und dem Koͤrper Federkraft giebt. Jetzt beuge man ihn aber nach der andern Seite, ſo werden die Gaͤnge da weiter, wo die fluͤßige Materie ausgeht, und hier iſt nicht mehr einzuſehen, wie ſie einen Druck gegen die Seitenwaͤnde ausuͤben und dadurch Federkraft bewirken ſoll. Dennoch zeigt eine elaſtiſche Stange Federkraft, man mag ſie nach der einen oder nach der andern Seite beugen, und uͤberhaupt nach allen moͤglichen Richtungen. Aber eine Bewegung der ſubtilen Materie nach allen moͤglichen Richtungen zugleich laͤſt ſich gar nicht denken.
Andere haben zu einer zuruͤckſtoßenden Kraft zwiſchen den Theilchen der Koͤrper ſelbſt ihre Zuflucht genommen. Wenn man einen elaſtiſchen Koͤrper zuſammendruͤckt, ſagen ſie, ſo werden ſeine Zwiſchenraͤume enger, und ſeine Theilchen kommen naͤher an einander, ſo datz immer eines
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die ſie bald fuͤr den Aether, bald fuͤr das Elementarfeuer rc. ausgegeben haben. Einige ließen jedes Theilchen dieſer Materie ſich um ſeine Axe drehen, andere, wie Malebranche, mehrere Theilchen einen Wirbel um einen gemeinſchaftlichen Mittelpunkt bilden, und dadurch eine Schwungkraft erhalten, welche den Wirbel, wenn er durch die veraͤnderte Geſtalt des feſten Koͤrpers abgeplattet oder in ein Oval verwandelt ward, antrieb, ſeine vorige Geſtalt wieder anzunehmen; noch andere ſchrieben der ſubtilen Materie oder dem Aether ſelbſt Elaſticitaͤt zu, und glaubten, er treibe, durch ſeine eigne Wiederherſtellung in den vorigen Raum, die Theile des geſpannten Koͤrpers in ihre vorige Lage zuruͤck. Dies letztere heißt, Elaſticitaͤt des Aethers annehmen, um Elaſticitaͤt der Koͤrper daraus zu erklaͤren, und laͤſt immer die Frage uͤbrig, was die Urſache der Elaſticitaͤt des Aethers ſey.
Muſſchenbroeck (Introd. ad philoſ. nat. To. I. §. 767.) ſetzt allen Erklaͤrungen der Elaſticitaͤt, die ein durchſtroͤmendes fluͤßiges Weſen annehmen, das entgegen, daß ein ſolches Fluͤßiges doch nur nach einer Richtung durchſtroͤmen werde. Wird nun ein Koͤrper ſo gebogen. daß die Gaͤnge da enger werden, wo die ſubtile Materie ausſtroͤmen ſoll, ſo laͤſt ſich denken, daß ſie gegen die Waͤnde druͤckt, und dem Koͤrper Federkraft giebt. Jetzt beuge man ihn aber nach der andern Seite, ſo werden die Gaͤnge da weiter, wo die fluͤßige Materie ausgeht, und hier iſt nicht mehr einzuſehen, wie ſie einen Druck gegen die Seitenwaͤnde ausuͤben und dadurch Federkraft bewirken ſoll. Dennoch zeigt eine elaſtiſche Stange Federkraft, man mag ſie nach der einen oder nach der andern Seite beugen, und uͤberhaupt nach allen moͤglichen Richtungen. Aber eine Bewegung der ſubtilen Materie nach allen moͤglichen Richtungen zugleich laͤſt ſich gar nicht denken.
Andere haben zu einer zuruͤckſtoßenden Kraft zwiſchen den Theilchen der Koͤrper ſelbſt ihre Zuflucht genommen. Wenn man einen elaſtiſchen Koͤrper zuſammendruͤckt, ſagen ſie, ſo werden ſeine Zwiſchenraͤume enger, und ſeine Theilchen kommen naͤher an einander, ſo datz immer eines
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/714>, abgerufen am 22.11.2024.
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