erhalten. Die Theilchen werden den Deckel höher heben, wenn man das Gewicht, womit er beschwert ist, vermindert; wenn man es aber vermehrt, wird der Deckel sinken und die Theilchen in einen engern Raum zusammendrücken. Hiebey wird sich die Federkraft aus einer doppelten Ursache vermehren, einmal weil die Anzahl der Theilchen in Betrachtung des nunmehr kleinern Raums größer wird, das anderemal, weil jedes Theilchen nun öfter an den Deckel stößt. Aus diesen Grundsätzen beweiset er durch die Rechnung, daß sich die Räume, welche eine elastische flüßige Materie, die sich ohne Ende zusammendrücken läst, einnimmt, umgekehrt wie die zusammendrückenden Kräfte, verhalten müssen--ein Gesetz, welches, mit den nöthigen Einschränkungen genommen, durch die Erfahrung bestätigt wird. Er nimmt an, die Wärme vermehre die Geschwindigkeit der Theilchen, und findet, daß sich die Federkraft, wie das Quadrat dieser Geschwindigkeit, verhalten müsse, weil bey vermehrter Geschwindigkeit die Anzahl der Schläge und die Stärke derselben in gleichem Verhältnisse wachsen müssen. Je mehr sich ferner Theilchen in einem gleichen Raume befinden, desto größer muß auch die Summe der Vermehrung der Geschwindigkeiten seyn, also muß das Wachsthum der Federkraft der Luft bey gleichen Vermehrungen der Wärme den Dichten der Luft proportional seyn. Auch diesen Satz findet er mit der Erfahrung übereinstimmend.
Johann Bernoulli(Addition au Discours sur lex loix de la communication du mouvement, in Op. To. III. p. 81.) sieht die Elasticität der Körper überhaupt als eine Folge von der Bewegung einer sehr zarten in den innersten Zwischenräumen der Körper eingeschlossenen flüssigen Materie an. Wenn diese Bewegung kreisförmig ist, so entsteht daher eine Schwungkraft. Euler(Tentamen explicationis phaenomenorum aeris, in Comm. Petrop. T. II. p. 374. sqq.) stellt sich dem gemäß vor, die Luft bestehe aus einer unzählbaren Menge hohler Kügelchen, worinn die erwähnte subtile Materie eingeschlossen sey. Je schneller nun in einem solchen Kügelchen die Materie an
erhalten. Die Theilchen werden den Deckel hoͤher heben, wenn man das Gewicht, womit er beſchwert iſt, vermindert; wenn man es aber vermehrt, wird der Deckel ſinken und die Theilchen in einen engern Raum zuſammendruͤcken. Hiebey wird ſich die Federkraft aus einer doppelten Urſache vermehren, einmal weil die Anzahl der Theilchen in Betrachtung des nunmehr kleinern Raums groͤßer wird, das anderemal, weil jedes Theilchen nun oͤfter an den Deckel ſtoͤßt. Aus dieſen Grundſaͤtzen beweiſet er durch die Rechnung, daß ſich die Raͤume, welche eine elaſtiſche fluͤßige Materie, die ſich ohne Ende zuſammendruͤcken laͤſt, einnimmt, umgekehrt wie die zuſammendruͤckenden Kraͤfte, verhalten muͤſſen—ein Geſetz, welches, mit den noͤthigen Einſchraͤnkungen genommen, durch die Erfahrung beſtaͤtigt wird. Er nimmt an, die Waͤrme vermehre die Geſchwindigkeit der Theilchen, und findet, daß ſich die Federkraft, wie das Quadrat dieſer Geſchwindigkeit, verhalten muͤſſe, weil bey vermehrter Geſchwindigkeit die Anzahl der Schlaͤge und die Staͤrke derſelben in gleichem Verhaͤltniſſe wachſen muͤſſen. Je mehr ſich ferner Theilchen in einem gleichen Raume befinden, deſto groͤßer muß auch die Summe der Vermehrung der Geſchwindigkeiten ſeyn, alſo muß das Wachsthum der Federkraft der Luft bey gleichen Vermehrungen der Waͤrme den Dichten der Luft proportional ſeyn. Auch dieſen Satz findet er mit der Erfahrung uͤbereinſtimmend.
Johann Bernoulli(Addition au Diſcours ſur lex loix de la communication du mouvement, in Op. To. III. p. 81.) ſieht die Elaſticitaͤt der Koͤrper uͤberhaupt als eine Folge von der Bewegung einer ſehr zarten in den innerſten Zwiſchenraͤumen der Koͤrper eingeſchloſſenen fluͤſſigen Materie an. Wenn dieſe Bewegung kreisfoͤrmig iſt, ſo entſteht daher eine Schwungkraft. Euler(Tentamen explicationis phaenomenorum aëris, in Comm. Petrop. T. II. p. 374. ſqq.) ſtellt ſich dem gemaͤß vor, die Luft beſtehe aus einer unzaͤhlbaren Menge hohler Kuͤgelchen, worinn die erwaͤhnte ſubtile Materie eingeſchloſſen ſey. Je ſchneller nun in einem ſolchen Kuͤgelchen die Materie an
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erhalten. Die Theilchen werden den Deckel hoͤher heben, wenn man das Gewicht, womit er beſchwert iſt, vermindert; wenn man es aber vermehrt, wird der Deckel ſinken und die Theilchen in einen engern Raum zuſammendruͤcken. Hiebey wird ſich die Federkraft aus einer doppelten Urſache vermehren, einmal weil die Anzahl der Theilchen in Betrachtung des nunmehr kleinern Raums groͤßer wird, das anderemal, weil jedes Theilchen nun oͤfter an den Deckel ſtoͤßt. Aus dieſen Grundſaͤtzen beweiſet er durch die Rechnung, daß ſich die Raͤume, welche eine elaſtiſche fluͤßige Materie, die ſich ohne Ende zuſammendruͤcken laͤſt, einnimmt, umgekehrt wie die zuſammendruͤckenden Kraͤfte, verhalten muͤſſen—ein Geſetz, welches, mit den noͤthigen Einſchraͤnkungen genommen, durch die Erfahrung beſtaͤtigt wird. Er nimmt an, die Waͤrme vermehre die Geſchwindigkeit der Theilchen, und findet, daß ſich die Federkraft, wie das Quadrat dieſer Geſchwindigkeit, verhalten muͤſſe, weil bey vermehrter Geſchwindigkeit die Anzahl der Schlaͤge und die Staͤrke derſelben in gleichem Verhaͤltniſſe wachſen muͤſſen. Je mehr ſich ferner Theilchen in einem gleichen Raume befinden, deſto groͤßer muß auch die Summe der Vermehrung der Geſchwindigkeiten ſeyn, alſo muß das Wachsthum der Federkraft der Luft bey gleichen Vermehrungen der Waͤrme den Dichten der Luft proportional ſeyn. Auch dieſen Satz findet er mit der Erfahrung uͤbereinſtimmend.</p><p><hirendition="#b">Johann Bernoulli</hi><hirendition="#aq">(Addition au Diſcours ſur lex loix de la communication du mouvement, in Op. To. III. p. 81.)</hi>ſieht die Elaſticitaͤt der Koͤrper uͤberhaupt als eine Folge von der Bewegung einer ſehr zarten in den innerſten Zwiſchenraͤumen der Koͤrper eingeſchloſſenen fluͤſſigen Materie an. Wenn dieſe Bewegung kreisfoͤrmig iſt, ſo entſteht daher eine Schwungkraft. <hirendition="#b">Euler</hi><hirendition="#aq">(Tentamen explicationis phaenomenorum aëris, in Comm. Petrop. T. II. p. 374. ſqq.)</hi>ſtellt ſich dem gemaͤß vor, die Luft beſtehe aus einer unzaͤhlbaren Menge hohler Kuͤgelchen, worinn die erwaͤhnte ſubtile Materie eingeſchloſſen ſey. Je ſchneller nun in einem ſolchen Kuͤgelchen die Materie an<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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erhalten. Die Theilchen werden den Deckel hoͤher heben, wenn man das Gewicht, womit er beſchwert iſt, vermindert; wenn man es aber vermehrt, wird der Deckel ſinken und die Theilchen in einen engern Raum zuſammendruͤcken. Hiebey wird ſich die Federkraft aus einer doppelten Urſache vermehren, einmal weil die Anzahl der Theilchen in Betrachtung des nunmehr kleinern Raums groͤßer wird, das anderemal, weil jedes Theilchen nun oͤfter an den Deckel ſtoͤßt. Aus dieſen Grundſaͤtzen beweiſet er durch die Rechnung, daß ſich die Raͤume, welche eine elaſtiſche fluͤßige Materie, die ſich ohne Ende zuſammendruͤcken laͤſt, einnimmt, umgekehrt wie die zuſammendruͤckenden Kraͤfte, verhalten muͤſſen—ein Geſetz, welches, mit den noͤthigen Einſchraͤnkungen genommen, durch die Erfahrung beſtaͤtigt wird. Er nimmt an, die Waͤrme vermehre die Geſchwindigkeit der Theilchen, und findet, daß ſich die Federkraft, wie das Quadrat dieſer Geſchwindigkeit, verhalten muͤſſe, weil bey vermehrter Geſchwindigkeit die Anzahl der Schlaͤge und die Staͤrke derſelben in gleichem Verhaͤltniſſe wachſen muͤſſen. Je mehr ſich ferner Theilchen in einem gleichen Raume befinden, deſto groͤßer muß auch die Summe der Vermehrung der Geſchwindigkeiten ſeyn, alſo muß das Wachsthum der Federkraft der Luft bey gleichen Vermehrungen der Waͤrme den Dichten der Luft proportional ſeyn. Auch dieſen Satz findet er mit der Erfahrung uͤbereinſtimmend.
Johann Bernoulli (Addition au Diſcours ſur lex loix de la communication du mouvement, in Op. To. III. p. 81.) ſieht die Elaſticitaͤt der Koͤrper uͤberhaupt als eine Folge von der Bewegung einer ſehr zarten in den innerſten Zwiſchenraͤumen der Koͤrper eingeſchloſſenen fluͤſſigen Materie an. Wenn dieſe Bewegung kreisfoͤrmig iſt, ſo entſteht daher eine Schwungkraft. Euler (Tentamen explicationis phaenomenorum aëris, in Comm. Petrop. T. II. p. 374. ſqq.) ſtellt ſich dem gemaͤß vor, die Luft beſtehe aus einer unzaͤhlbaren Menge hohler Kuͤgelchen, worinn die erwaͤhnte ſubtile Materie eingeſchloſſen ſey. Je ſchneller nun in einem ſolchen Kuͤgelchen die Materie an
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/716>, abgerufen am 22.11.2024.
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