nach seiner Meynung aus dem elektrisirten Körper aus, zu gleicher Zeit aber strömt eben so viel davon aus den benachbarten Körpern, ja selbst aus der anliegenden Luft, in den Körper hinein. Bey starker Elektricität entzünden sich diese Ströme durch den Stoß ihrer Stralen, und werden leuchtend. Die Zwischenräume, aus welchen die Materie ausgeht, sind nicht so zahlreich, als die, wodurch sie eindringt. Die ausströmende Materie bildet Büschel von divergirenden Stralen, welche, wenn sie auch in einiger Distanz nicht mehr sichtbar sind, dennoch immer weiter fortgehen. Diese Materie durchdringt die Leiter sehr leicht, die Nicht-leiter schwer oder gar nicht, wenn sie nicht gerieben oder erwärmt werden. Sie ist überall verbreitet, und wahrscheinlich einerley mit dem Elementarfeuer, nur daß sie sich bisweilen mit einigen feinen Theilen der Körper verbindet.
Aus diesen Sätzen erklärt nun Nollet das Anziehen und Zurückstoßen leichter Körper auf folgende Art. Die Ausflüsse geschehen aus wenigen Punkten und büschelförmig, die Zuflüsse nach allen Punkten. Ein leichter kleiner Körper wird also in einiger Distanz von den zufließenden Strömen ergriffen und stärker fortgeführt, als ihn die durch die Divergenz geschwächten Stralen der Ausflüsse wegtreiben. So fliegt er bis an den elektrisirten Körper, wo die ausfließenden Büschel näher beysammen sind, und ihn also zurückstoßen. Während dieser Zeit wird er selbst durch Mittheilung elektrisirt, d. h. es entsteht Ausfluß aus seinen eignen Poren, und Einströmen in dieselben. Unter diesen Umständen kan er nicht wieder angezogen werden, weil seine Ausflüsse den Ausflüssen des andern Körpers entgegengesetzt sind. Verliert er aber seine Elektricität durch die Berührung mit andern Körpern, so kehrt er wieder in seinen anfänglichen Zustand zurück, und wird aufs neue angezogen.
Zwischen den beyden verschiednen Elektricitäten des Glases und Harzes scheint Nollet weiter keinen Unterschied anzunehmen, als daß jene stärker, diese schwächer sey.
nach ſeiner Meynung aus dem elektriſirten Koͤrper aus, zu gleicher Zeit aber ſtroͤmt eben ſo viel davon aus den benachbarten Koͤrpern, ja ſelbſt aus der anliegenden Luft, in den Koͤrper hinein. Bey ſtarker Elektricitaͤt entzuͤnden ſich dieſe Stroͤme durch den Stoß ihrer Stralen, und werden leuchtend. Die Zwiſchenraͤume, aus welchen die Materie ausgeht, ſind nicht ſo zahlreich, als die, wodurch ſie eindringt. Die ausſtroͤmende Materie bildet Buͤſchel von divergirenden Stralen, welche, wenn ſie auch in einiger Diſtanz nicht mehr ſichtbar ſind, dennoch immer weiter fortgehen. Dieſe Materie durchdringt die Leiter ſehr leicht, die Nicht-leiter ſchwer oder gar nicht, wenn ſie nicht gerieben oder erwaͤrmt werden. Sie iſt uͤberall verbreitet, und wahrſcheinlich einerley mit dem Elementarfeuer, nur daß ſie ſich bisweilen mit einigen feinen Theilen der Koͤrper verbindet.
Aus dieſen Saͤtzen erklaͤrt nun Nollet das Anziehen und Zuruͤckſtoßen leichter Koͤrper auf folgende Art. Die Ausfluͤſſe geſchehen aus wenigen Punkten und buͤſchelfoͤrmig, die Zufluͤſſe nach allen Punkten. Ein leichter kleiner Koͤrper wird alſo in einiger Diſtanz von den zufließenden Stroͤmen ergriffen und ſtaͤrker fortgefuͤhrt, als ihn die durch die Divergenz geſchwaͤchten Stralen der Ausfluͤſſe wegtreiben. So fliegt er bis an den elektriſirten Koͤrper, wo die ausfließenden Buͤſchel naͤher beyſammen ſind, und ihn alſo zuruͤckſtoßen. Waͤhrend dieſer Zeit wird er ſelbſt durch Mittheilung elektriſirt, d. h. es entſteht Ausfluß aus ſeinen eignen Poren, und Einſtroͤmen in dieſelben. Unter dieſen Umſtaͤnden kan er nicht wieder angezogen werden, weil ſeine Ausfluͤſſe den Ausfluͤſſen des andern Koͤrpers entgegengeſetzt ſind. Verliert er aber ſeine Elektricitaͤt durch die Beruͤhrung mit andern Koͤrpern, ſo kehrt er wieder in ſeinen anfaͤnglichen Zuſtand zuruͤck, und wird aufs neue angezogen.
Zwiſchen den beyden verſchiednen Elektricitaͤten des Glaſes und Harzes ſcheint Nollet weiter keinen Unterſchied anzunehmen, als daß jene ſtaͤrker, dieſe ſchwaͤcher ſey.
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nach ſeiner Meynung aus dem elektriſirten Koͤrper aus, zu gleicher Zeit aber ſtroͤmt eben ſo viel davon aus den benachbarten Koͤrpern, ja ſelbſt aus der anliegenden Luft, in den Koͤrper hinein. Bey ſtarker Elektricitaͤt entzuͤnden ſich dieſe Stroͤme durch den Stoß ihrer Stralen, und werden leuchtend. Die Zwiſchenraͤume, aus welchen die Materie ausgeht, ſind nicht ſo zahlreich, als die, wodurch ſie eindringt. Die ausſtroͤmende Materie bildet Buͤſchel von divergirenden Stralen, welche, wenn ſie auch in einiger Diſtanz nicht mehr ſichtbar ſind, dennoch immer weiter fortgehen. Dieſe Materie durchdringt die Leiter ſehr leicht, die Nicht-leiter ſchwer oder gar nicht, wenn ſie nicht gerieben oder erwaͤrmt werden. Sie iſt uͤberall verbreitet, und wahrſcheinlich einerley mit dem Elementarfeuer, nur daß ſie ſich bisweilen mit einigen feinen Theilen der Koͤrper verbindet.</p><p>Aus dieſen Saͤtzen erklaͤrt nun <hirendition="#b">Nollet</hi> das Anziehen und Zuruͤckſtoßen leichter Koͤrper auf folgende Art. Die Ausfluͤſſe geſchehen aus wenigen Punkten und buͤſchelfoͤrmig, die Zufluͤſſe nach allen Punkten. Ein leichter kleiner Koͤrper wird alſo in einiger Diſtanz von den zufließenden Stroͤmen ergriffen und ſtaͤrker fortgefuͤhrt, als ihn die durch die Divergenz geſchwaͤchten Stralen der Ausfluͤſſe wegtreiben. So fliegt er bis an den elektriſirten Koͤrper, wo die ausfließenden Buͤſchel naͤher beyſammen ſind, und ihn alſo zuruͤckſtoßen. Waͤhrend dieſer Zeit wird er ſelbſt durch Mittheilung elektriſirt, d. h. es entſteht Ausfluß aus ſeinen eignen Poren, und Einſtroͤmen in dieſelben. Unter dieſen Umſtaͤnden kan er nicht wieder angezogen werden, weil ſeine Ausfluͤſſe den Ausfluͤſſen des andern Koͤrpers entgegengeſetzt ſind. Verliert er aber ſeine Elektricitaͤt durch die Beruͤhrung mit andern Koͤrpern, ſo kehrt er wieder in ſeinen anfaͤnglichen Zuſtand zuruͤck, und wird aufs neue angezogen.</p><p>Zwiſchen den beyden verſchiednen Elektricitaͤten des Glaſes und Harzes ſcheint <hirendition="#b">Nollet</hi> weiter keinen Unterſchied anzunehmen, als daß jene ſtaͤrker, dieſe ſchwaͤcher ſey.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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nach ſeiner Meynung aus dem elektriſirten Koͤrper aus, zu gleicher Zeit aber ſtroͤmt eben ſo viel davon aus den benachbarten Koͤrpern, ja ſelbſt aus der anliegenden Luft, in den Koͤrper hinein. Bey ſtarker Elektricitaͤt entzuͤnden ſich dieſe Stroͤme durch den Stoß ihrer Stralen, und werden leuchtend. Die Zwiſchenraͤume, aus welchen die Materie ausgeht, ſind nicht ſo zahlreich, als die, wodurch ſie eindringt. Die ausſtroͤmende Materie bildet Buͤſchel von divergirenden Stralen, welche, wenn ſie auch in einiger Diſtanz nicht mehr ſichtbar ſind, dennoch immer weiter fortgehen. Dieſe Materie durchdringt die Leiter ſehr leicht, die Nicht-leiter ſchwer oder gar nicht, wenn ſie nicht gerieben oder erwaͤrmt werden. Sie iſt uͤberall verbreitet, und wahrſcheinlich einerley mit dem Elementarfeuer, nur daß ſie ſich bisweilen mit einigen feinen Theilen der Koͤrper verbindet.
Aus dieſen Saͤtzen erklaͤrt nun Nollet das Anziehen und Zuruͤckſtoßen leichter Koͤrper auf folgende Art. Die Ausfluͤſſe geſchehen aus wenigen Punkten und buͤſchelfoͤrmig, die Zufluͤſſe nach allen Punkten. Ein leichter kleiner Koͤrper wird alſo in einiger Diſtanz von den zufließenden Stroͤmen ergriffen und ſtaͤrker fortgefuͤhrt, als ihn die durch die Divergenz geſchwaͤchten Stralen der Ausfluͤſſe wegtreiben. So fliegt er bis an den elektriſirten Koͤrper, wo die ausfließenden Buͤſchel naͤher beyſammen ſind, und ihn alſo zuruͤckſtoßen. Waͤhrend dieſer Zeit wird er ſelbſt durch Mittheilung elektriſirt, d. h. es entſteht Ausfluß aus ſeinen eignen Poren, und Einſtroͤmen in dieſelben. Unter dieſen Umſtaͤnden kan er nicht wieder angezogen werden, weil ſeine Ausfluͤſſe den Ausfluͤſſen des andern Koͤrpers entgegengeſetzt ſind. Verliert er aber ſeine Elektricitaͤt durch die Beruͤhrung mit andern Koͤrpern, ſo kehrt er wieder in ſeinen anfaͤnglichen Zuſtand zuruͤck, und wird aufs neue angezogen.
Zwiſchen den beyden verſchiednen Elektricitaͤten des Glaſes und Harzes ſcheint Nollet weiter keinen Unterſchied anzunehmen, als daß jene ſtaͤrker, dieſe ſchwaͤcher ſey.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/771>, abgerufen am 24.11.2024.
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