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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Franklin hatte inzwischen eben dasselbe bemerkt. Wenn zwo Personen auf Wachs standen, deren eine die Röhre rieb, die andere den Funken daraus zog, so waren beyde elektrisirt, und gaben sich unter einander selbst einen stärkern Funken, als wenn jede von einer dritten berührt ward Er schloß daraus, daß eine von beyden das hergebe, was die andere erhalte, und daß also vor dem hergestellten Gleichgewichte die eine mehr, die andere weniger, gehabt habe. Dies gab ihm Anlaß, die Elektricität der einen die positive, die der andern die negative zu nennen, und darüber folgende Sätze anzunehmen.

1. Durch die ganze Körperwelt ist eine einzige feine Materie verbreitet, welche den Grund aller elektrischen Erscheinungen enthält.

2. Die Theile dieser Materie stoßen sich ab; werden aber von den Theilen der Körper angezogen.

3. Jeder Theil eines Körpers kan eine gewisse Menge dieser Materie in sich nehmen, ohne daß sie sich auf seiner Oberfläche anhäufen darf. Hat er gerade diese Menge, so ist er nicht elektrisirt.

4. Hat er mehr, als diese ihm natürliche Menge, so ist er positiv; hat er weniger, so ist er negativ elektrisirt.

5. Alle elektrische Erscheinungen entstehen durch Uebergang oder durch proportionirte Vertheilung dieser Materie.

Hieraus erklären sich nun zuerst das Anziehen und Zurückstoßen. Sind zween Körper beyde positiv, so werden sich ihre elektrischen Materien stärker zurückstoßen, als eine jede von ihnen von den Theilen des andern Körpers angezogen wird; daher scheinen sich die Körper zu fliehen. Ist der eine positiv, der andere negativ, so wird der Ueberfluß des positiven von den Theilen des andern stärker angezogen, als er die wenige elektrische Materie desselben abstoßen kan, daher gehen die Körper zusammen. Sind beyde negativ, so stoßen die Theile der in der Luft befindlichen elektrischen Materie sich selbst stärker zurück, und werden von den Theilen der Körper stärker


Franklin hatte inzwiſchen eben daſſelbe bemerkt. Wenn zwo Perſonen auf Wachs ſtanden, deren eine die Roͤhre rieb, die andere den Funken daraus zog, ſo waren beyde elektriſirt, und gaben ſich unter einander ſelbſt einen ſtaͤrkern Funken, als wenn jede von einer dritten beruͤhrt ward Er ſchloß daraus, daß eine von beyden das hergebe, was die andere erhalte, und daß alſo vor dem hergeſtellten Gleichgewichte die eine mehr, die andere weniger, gehabt habe. Dies gab ihm Anlaß, die Elektricitaͤt der einen die poſitive, die der andern die negative zu nennen, und daruͤber folgende Saͤtze anzunehmen.

1. Durch die ganze Koͤrperwelt iſt eine einzige feine Materie verbreitet, welche den Grund aller elektriſchen Erſcheinungen enthaͤlt.

2. Die Theile dieſer Materie ſtoßen ſich ab; werden aber von den Theilen der Koͤrper angezogen.

3. Jeder Theil eines Koͤrpers kan eine gewiſſe Menge dieſer Materie in ſich nehmen, ohne daß ſie ſich auf ſeiner Oberflaͤche anhaͤufen darf. Hat er gerade dieſe Menge, ſo iſt er nicht elektriſirt.

4. Hat er mehr, als dieſe ihm natuͤrliche Menge, ſo iſt er poſitiv; hat er weniger, ſo iſt er negativ elektriſirt.

5. Alle elektriſche Erſcheinungen entſtehen durch Uebergang oder durch proportionirte Vertheilung dieſer Materie.

Hieraus erklaͤren ſich nun zuerſt das Anziehen und Zuruͤckſtoßen. Sind zween Koͤrper beyde poſitiv, ſo werden ſich ihre elektriſchen Materien ſtaͤrker zuruͤckſtoßen, als eine jede von ihnen von den Theilen des andern Koͤrpers angezogen wird; daher ſcheinen ſich die Koͤrper zu fliehen. Iſt der eine poſitiv, der andere negativ, ſo wird der Ueberfluß des poſitiven von den Theilen des andern ſtaͤrker angezogen, als er die wenige elektriſche Materie deſſelben abſtoßen kan, daher gehen die Koͤrper zuſammen. Sind beyde negativ, ſo ſtoßen die Theile der in der Luft befindlichen elektriſchen Materie ſich ſelbſt ſtaͤrker zuruͤck, und werden von den Theilen der Koͤrper ſtaͤrker

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[759/0773] Franklin hatte inzwiſchen eben daſſelbe bemerkt. Wenn zwo Perſonen auf Wachs ſtanden, deren eine die Roͤhre rieb, die andere den Funken daraus zog, ſo waren beyde elektriſirt, und gaben ſich unter einander ſelbſt einen ſtaͤrkern Funken, als wenn jede von einer dritten beruͤhrt ward Er ſchloß daraus, daß eine von beyden das hergebe, was die andere erhalte, und daß alſo vor dem hergeſtellten Gleichgewichte die eine mehr, die andere weniger, gehabt habe. Dies gab ihm Anlaß, die Elektricitaͤt der einen die poſitive, die der andern die negative zu nennen, und daruͤber folgende Saͤtze anzunehmen. 1. Durch die ganze Koͤrperwelt iſt eine einzige feine Materie verbreitet, welche den Grund aller elektriſchen Erſcheinungen enthaͤlt. 2. Die Theile dieſer Materie ſtoßen ſich ab; werden aber von den Theilen der Koͤrper angezogen. 3. Jeder Theil eines Koͤrpers kan eine gewiſſe Menge dieſer Materie in ſich nehmen, ohne daß ſie ſich auf ſeiner Oberflaͤche anhaͤufen darf. Hat er gerade dieſe Menge, ſo iſt er nicht elektriſirt. 4. Hat er mehr, als dieſe ihm natuͤrliche Menge, ſo iſt er poſitiv; hat er weniger, ſo iſt er negativ elektriſirt. 5. Alle elektriſche Erſcheinungen entſtehen durch Uebergang oder durch proportionirte Vertheilung dieſer Materie. Hieraus erklaͤren ſich nun zuerſt das Anziehen und Zuruͤckſtoßen. Sind zween Koͤrper beyde poſitiv, ſo werden ſich ihre elektriſchen Materien ſtaͤrker zuruͤckſtoßen, als eine jede von ihnen von den Theilen des andern Koͤrpers angezogen wird; daher ſcheinen ſich die Koͤrper zu fliehen. Iſt der eine poſitiv, der andere negativ, ſo wird der Ueberfluß des poſitiven von den Theilen des andern ſtaͤrker angezogen, als er die wenige elektriſche Materie deſſelben abſtoßen kan, daher gehen die Koͤrper zuſammen. Sind beyde negativ, ſo ſtoßen die Theile der in der Luft befindlichen elektriſchen Materie ſich ſelbſt ſtaͤrker zuruͤck, und werden von den Theilen der Koͤrper ſtaͤrker

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/773>, abgerufen am 24.11.2024.