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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Erde an. Selbst Macquer sagt noch, daß man diese vier Stoffe als einfache Körper betrachten müsse, weil sie in allen Operationen der Chymie als solche wirkten, und die Erfahrung uns nicht belehre, daß sie zusammengesetzt seyen. In der That gehören auch ganz reine Erde und ganz reines Wasser gewiß zu den für uns und für die chymische Kunst unzerleglichen Grundstoffen. Auch dürfte nicht leicht Jemand das reine Elementarfeuer, wenn er anders von dem Daseyn desselben überzeugt ist, aus der Zahl der einfachen Grundstoffe ausschließen. Was aber die Luft betrist, so haben neuere Entdeckungen den Begrif, den man sich ehedem von ihr machte, sehr verändert. Man muß jetzt den Namen Luft, oder wenn man lieber will, Gas, als eine allgemeine Benennung vieler sehr wesentlich verschiedener Stoffe ansehen, welche nichts weiter, als Flüssigkeit, Elasticität und die Eigenschaft, durch die Kälte nicht verdichtet zu werden, mit einander gemein haben; die atmosphärische Luft, die man sonst zu den Elementen rechnete, ist keinesweges einfach, und wenn es eine einfache Elementarluft giebt, so ist uns doch von ihr und ihren Eigenschaften bis hieher noch sehr wenig bekannt.

Außerdem giebt es aber noch mehrere theils durch Erfahrungen bekannte, theils hypothetisch angenommene Stoffe, die für uns eben so unzerleglich und einfach, als die erwähnten aristotelischen Elemente, sind. Dahin gehören das Phlogiston, welches die Chymiker schon längst unter mancherley Namen als ein Element betrachtet haben, die Salze, die Lichtmaterie, die elektrische, magnetische Materie, der Aether u.s.f.; alles Stoffe, deren inneres Wesen noch nicht ergründet ist, unter denen aber mehrere auf den Namen der Elemente gewiß eben so viel Ansprüche, als Feuer, Wasser und Erde, machen können.

Ueberhaupt wird jeder Kenner der Naturlehre und Chymie gestehen, daß man die Lust, etwas von den Elementen zu sagen, immer mehr verliert, je weiter man in der Kenntniß dieser Wissenschaften fortschreitet. "Wenn "wir aufrichtig seyn wollen, sagt Herr Leonhardi bey "diesem Artikel im Macquer, so müssen wir gestehen,


Erde an. Selbſt Macquer ſagt noch, daß man dieſe vier Stoffe als einfache Koͤrper betrachten muͤſſe, weil ſie in allen Operationen der Chymie als ſolche wirkten, und die Erfahrung uns nicht belehre, daß ſie zuſammengeſetzt ſeyen. In der That gehoͤren auch ganz reine Erde und ganz reines Waſſer gewiß zu den fuͤr uns und fuͤr die chymiſche Kunſt unzerleglichen Grundſtoffen. Auch duͤrfte nicht leicht Jemand das reine Elementarfeuer, wenn er anders von dem Daſeyn deſſelben uͤberzeugt iſt, aus der Zahl der einfachen Grundſtoffe ausſchließen. Was aber die Luft betriſt, ſo haben neuere Entdeckungen den Begrif, den man ſich ehedem von ihr machte, ſehr veraͤndert. Man muß jetzt den Namen Luft, oder wenn man lieber will, Gas, als eine allgemeine Benennung vieler ſehr weſentlich verſchiedener Stoffe anſehen, welche nichts weiter, als Fluͤſſigkeit, Elaſticitaͤt und die Eigenſchaft, durch die Kaͤlte nicht verdichtet zu werden, mit einander gemein haben; die atmoſphaͤriſche Luft, die man ſonſt zu den Elementen rechnete, iſt keinesweges einfach, und wenn es eine einfache Elementarluft giebt, ſo iſt uns doch von ihr und ihren Eigenſchaften bis hieher noch ſehr wenig bekannt.

Außerdem giebt es aber noch mehrere theils durch Erfahrungen bekannte, theils hypothetiſch angenommene Stoffe, die fuͤr uns eben ſo unzerleglich und einfach, als die erwaͤhnten ariſtoteliſchen Elemente, ſind. Dahin gehoͤren das Phlogiſton, welches die Chymiker ſchon laͤngſt unter mancherley Namen als ein Element betrachtet haben, die Salze, die Lichtmaterie, die elektriſche, magnetiſche Materie, der Aether u.ſ.f.; alles Stoffe, deren inneres Weſen noch nicht ergruͤndet iſt, unter denen aber mehrere auf den Namen der Elemente gewiß eben ſo viel Anſpruͤche, als Feuer, Waſſer und Erde, machen koͤnnen.

Ueberhaupt wird jeder Kenner der Naturlehre und Chymie geſtehen, daß man die Luſt, etwas von den Elementen zu ſagen, immer mehr verliert, je weiter man in der Kenntniß dieſer Wiſſenſchaften fortſchreitet. ”Wenn ”wir aufrichtig ſeyn wollen, ſagt Herr Leonhardi bey ”dieſem Artikel im Macquer, ſo muͤſſen wir geſtehen,

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[833/0847] Erde an. Selbſt Macquer ſagt noch, daß man dieſe vier Stoffe als einfache Koͤrper betrachten muͤſſe, weil ſie in allen Operationen der Chymie als ſolche wirkten, und die Erfahrung uns nicht belehre, daß ſie zuſammengeſetzt ſeyen. In der That gehoͤren auch ganz reine Erde und ganz reines Waſſer gewiß zu den fuͤr uns und fuͤr die chymiſche Kunſt unzerleglichen Grundſtoffen. Auch duͤrfte nicht leicht Jemand das reine Elementarfeuer, wenn er anders von dem Daſeyn deſſelben uͤberzeugt iſt, aus der Zahl der einfachen Grundſtoffe ausſchließen. Was aber die Luft betriſt, ſo haben neuere Entdeckungen den Begrif, den man ſich ehedem von ihr machte, ſehr veraͤndert. Man muß jetzt den Namen Luft, oder wenn man lieber will, Gas, als eine allgemeine Benennung vieler ſehr weſentlich verſchiedener Stoffe anſehen, welche nichts weiter, als Fluͤſſigkeit, Elaſticitaͤt und die Eigenſchaft, durch die Kaͤlte nicht verdichtet zu werden, mit einander gemein haben; die atmoſphaͤriſche Luft, die man ſonſt zu den Elementen rechnete, iſt keinesweges einfach, und wenn es eine einfache Elementarluft giebt, ſo iſt uns doch von ihr und ihren Eigenſchaften bis hieher noch ſehr wenig bekannt. Außerdem giebt es aber noch mehrere theils durch Erfahrungen bekannte, theils hypothetiſch angenommene Stoffe, die fuͤr uns eben ſo unzerleglich und einfach, als die erwaͤhnten ariſtoteliſchen Elemente, ſind. Dahin gehoͤren das Phlogiſton, welches die Chymiker ſchon laͤngſt unter mancherley Namen als ein Element betrachtet haben, die Salze, die Lichtmaterie, die elektriſche, magnetiſche Materie, der Aether u.ſ.f.; alles Stoffe, deren inneres Weſen noch nicht ergruͤndet iſt, unter denen aber mehrere auf den Namen der Elemente gewiß eben ſo viel Anſpruͤche, als Feuer, Waſſer und Erde, machen koͤnnen. Ueberhaupt wird jeder Kenner der Naturlehre und Chymie geſtehen, daß man die Luſt, etwas von den Elementen zu ſagen, immer mehr verliert, je weiter man in der Kenntniß dieſer Wiſſenſchaften fortſchreitet. ”Wenn ”wir aufrichtig ſeyn wollen, ſagt Herr Leonhardi bey ”dieſem Artikel im Macquer, ſo muͤſſen wir geſtehen,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/847>, abgerufen am 22.11.2024.