Phänomene und Wirkungen der Wärme hervorzubringen, d. h. sie zu erhitzen, zu schmelzen, in Dämpfe zu verwandeln, zu entzünden und zu verbrennen. Dergleichen Mittel sind die Flamme brennender Körper, die glühenden Kohlen u. dgl. Da man nun in der Naturlehre sehr oft genöthiget ist, den Erscheinungen der Wärme eine Ursache beyzulegen, ob man gleich, aufrichtig zu gestehen, von dieser Ursache sehr wenig Gewisses weiß, so braucht man für dieselbe ebenfalls den Namen Feuer, den man aber in dieser Bedeutung von dem, was im gemeinen Leben Feuer genannt wird, oder von dem Küchenfeuer und der Flamme, sehr sorgfältig unterscheiden muß. Demnach ist Feuer dasjenige, was in einem Körper Wärme hervorbringt, die unbekannte Ursache der Wärme.
Da doch die meisten Naturforscher diese Ursache ganz oder zum Theil von einer eignen Substanz herleiten, welche durch die ganze Körperwelt verbreitet seyn, und eine sehr starke Wirkung auf andere Substanzen äußern soll, so habe ich kein Bedenken getragen, die Namen Feuerwesen, Elementarfeuer rc. welche sie dieser Substanz beylegen, hier als gleichbedeutend mit dem Worte Feuer selbst anzuführen.
Zwar haben auch andere Naturforscher von nicht geringem Ansehen das Feuer blos für einen Zustand der Körper, oder für eine nach gewissen Modificationen erfolgende Bewegung ihrer feinsten Theile halten wollen, ohne ein besonderes Feuerwesen oder Elementarfeuer anzunehmen. In diese Classe gehören der Kanzler Bacon (De forma Calidi in Opp. Amst. 1653. 12.) und Descartes, welcher das Feuer für eine Bewegung des ersten Elements oder der subtilen Materie erklärt, wodurch die Theile der Körper mit fortgerissen werden. Selbst Newton scheint in seinen der Optik beygefügten Fragen diese Meynung zu begünstigen, und das Feuer blos für denjenigen Zustand der Körper zu halten, in welchem sie durch eine heftige schwingende Bewegung die in ihnen befindliche Lichtmaterie aussenden. s. Flamme. Auch die Herren Marivetz und Gouffier, Verfasser der in einem sehr weitläuftigen Plane angefangenen
Phaͤnomene und Wirkungen der Waͤrme hervorzubringen, d. h. ſie zu erhitzen, zu ſchmelzen, in Daͤmpfe zu verwandeln, zu entzuͤnden und zu verbrennen. Dergleichen Mittel ſind die Flamme brennender Koͤrper, die gluͤhenden Kohlen u. dgl. Da man nun in der Naturlehre ſehr oft genoͤthiget iſt, den Erſcheinungen der Waͤrme eine Urſache beyzulegen, ob man gleich, aufrichtig zu geſtehen, von dieſer Urſache ſehr wenig Gewiſſes weiß, ſo braucht man fuͤr dieſelbe ebenfalls den Namen Feuer, den man aber in dieſer Bedeutung von dem, was im gemeinen Leben Feuer genannt wird, oder von dem Kuͤchenfeuer und der Flamme, ſehr ſorgfaͤltig unterſcheiden muß. Demnach iſt Feuer dasjenige, was in einem Koͤrper Waͤrme hervorbringt, die unbekannte Urſache der Waͤrme.
Da doch die meiſten Naturforſcher dieſe Urſache ganz oder zum Theil von einer eignen Subſtanz herleiten, welche durch die ganze Koͤrperwelt verbreitet ſeyn, und eine ſehr ſtarke Wirkung auf andere Subſtanzen aͤußern ſoll, ſo habe ich kein Bedenken getragen, die Namen Feuerweſen, Elementarfeuer rc. welche ſie dieſer Subſtanz beylegen, hier als gleichbedeutend mit dem Worte Feuer ſelbſt anzufuͤhren.
Zwar haben auch andere Naturforſcher von nicht geringem Anſehen das Feuer blos fuͤr einen Zuſtand der Koͤrper, oder fuͤr eine nach gewiſſen Modificationen erfolgende Bewegung ihrer feinſten Theile halten wollen, ohne ein beſonderes Feuerweſen oder Elementarfeuer anzunehmen. In dieſe Claſſe gehoͤren der Kanzler Bacon (De forma Calidi in Opp. Amſt. 1653. 12.) und Descartes, welcher das Feuer fuͤr eine Bewegung des erſten Elements oder der ſubtilen Materie erklaͤrt, wodurch die Theile der Koͤrper mit fortgeriſſen werden. Selbſt Newton ſcheint in ſeinen der Optik beygefuͤgten Fragen dieſe Meynung zu beguͤnſtigen, und das Feuer blos fuͤr denjenigen Zuſtand der Koͤrper zu halten, in welchem ſie durch eine heftige ſchwingende Bewegung die in ihnen befindliche Lichtmaterie ausſenden. ſ. Flamme. Auch die Herren Marivetz und Gouffier, Verfaſſer der in einem ſehr weitlaͤuftigen Plane angefangenen
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Phaͤnomene und Wirkungen der Waͤrme hervorzubringen, d. h. ſie zu erhitzen, zu ſchmelzen, in Daͤmpfe zu verwandeln, zu entzuͤnden und zu verbrennen. Dergleichen Mittel ſind die Flamme brennender Koͤrper, die gluͤhenden Kohlen u. dgl. Da man nun in der Naturlehre ſehr oft genoͤthiget iſt, den Erſcheinungen der Waͤrme eine Urſache beyzulegen, ob man gleich, aufrichtig zu geſtehen, von dieſer Urſache ſehr wenig Gewiſſes weiß, ſo braucht man fuͤr dieſelbe ebenfalls den Namen Feuer, den man aber in dieſer Bedeutung von dem, was im gemeinen Leben Feuer genannt wird, oder von dem Kuͤchenfeuer und der Flamme, ſehr ſorgfaͤltig unterſcheiden muß. Demnach iſt Feuer dasjenige, was in einem Koͤrper Waͤrme hervorbringt, die unbekannte Urſache der Waͤrme.
Da doch die meiſten Naturforſcher dieſe Urſache ganz oder zum Theil von einer eignen Subſtanz herleiten, welche durch die ganze Koͤrperwelt verbreitet ſeyn, und eine ſehr ſtarke Wirkung auf andere Subſtanzen aͤußern ſoll, ſo habe ich kein Bedenken getragen, die Namen Feuerweſen, Elementarfeuer rc. welche ſie dieſer Subſtanz beylegen, hier als gleichbedeutend mit dem Worte Feuer ſelbſt anzufuͤhren.
Zwar haben auch andere Naturforſcher von nicht geringem Anſehen das Feuer blos fuͤr einen Zuſtand der Koͤrper, oder fuͤr eine nach gewiſſen Modificationen erfolgende Bewegung ihrer feinſten Theile halten wollen, ohne ein beſonderes Feuerweſen oder Elementarfeuer anzunehmen. In dieſe Claſſe gehoͤren der Kanzler Bacon (De forma Calidi in Opp. Amſt. 1653. 12.) und Descartes, welcher das Feuer fuͤr eine Bewegung des erſten Elements oder der ſubtilen Materie erklaͤrt, wodurch die Theile der Koͤrper mit fortgeriſſen werden. Selbſt Newton ſcheint in ſeinen der Optik beygefuͤgten Fragen dieſe Meynung zu beguͤnſtigen, und das Feuer blos fuͤr denjenigen Zuſtand der Koͤrper zu halten, in welchem ſie durch eine heftige ſchwingende Bewegung die in ihnen befindliche Lichtmaterie ausſenden. ſ. Flamme. Auch die Herren Marivetz und Gouffier, Verfaſſer der in einem ſehr weitlaͤuftigen Plane angefangenen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/214>, abgerufen am 24.11.2024.
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