Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Flüchtig, Volatile, Volatil.

Ein Körper heißt flüchtig, wenn er sich durch die Wirkung des Feuers in Dämpfe oder Gasarten verwandeln und davon treiben läßt. Das Flüchtige ist also dem Feuerbeständigen oder Fixen entgegengesetzt, s. Feuerbeständig.

Die Flüchtigkeit entspringt von der Ausdehnbarkeit oder Auflöslichkeit der Körper durch das Feuer, und ihr Grad ist nach der Beschaffenheit der Substanzen sehr verschieden. Vielleicht giebt es in der Natur keine Materie, welche nicht flüchtig wäre; nur sind es viele nicht bey den gewöhnlichen oder uns bekannten Graden des Feuers, oder sie sind nicht so flüchtig, als andere mit ihnen verbundne. Daher drücken die Worte: flüchtig und feuerbeständig eigentlich blos relative Begriffe aus, und beziehen sich auf die Grade des Feuers oder auf Vergleichung mit andern Körpern.

Vielleicht hängt auch die Flüchtigkeit zum Theil von dem die Körper umgebenden Mittel ab. Dieses ist doch mehrentheils die Luft. Wenn nun diese auf die durchs Feuer ausgedehnten oder aufgelösten Theile eines Körpers eine anziehende Kraft äußert, so werden sie verflüchtiget; so lange dies nicht geschieht, sind oder scheinen sie wenigstens feuerbeständig. Die flüchtigen Theile bleiben in der Luft, und sind entweder als Dünste mit ihr verbunden, oder als Rauch sichtbar, oder als Gas mit der atmosphärischen Luft gemischt. Wird die Luft mit den beyden erstern Arten übersättiget, so entsteht ein Niederschlag, wie bey der Destillation und Sublimation, wodurch wir die verflüchtigten Substanzen wieder gewinnen.

Macquer chym. Wörterb. Art. Flüchtigkeit.

Flüsse, Ströme, Flumina, Fluvii, Amnes, Fleuves, Rivieres.

So heißen die größern fließenden Gewässer, welche aus der Vereinigung der Bäche entspringen, und durch ihre Verbindungen mit einander immer zunehmen, bis sich endlich ihr Wasser ins Meer ergießt. Die schnellern und reißender fließenden pflegt man insbesondere Ströme zu nennen; wiewohl unter diesem Namen oft


Fluͤchtig, Volatile, Volatil.

Ein Koͤrper heißt fluͤchtig, wenn er ſich durch die Wirkung des Feuers in Daͤmpfe oder Gasarten verwandeln und davon treiben laͤßt. Das Fluͤchtige iſt alſo dem Feuerbeſtaͤndigen oder Fixen entgegengeſetzt, ſ. Feuerbeſtaͤndig.

Die Fluͤchtigkeit entſpringt von der Ausdehnbarkeit oder Aufloͤslichkeit der Koͤrper durch das Feuer, und ihr Grad iſt nach der Beſchaffenheit der Subſtanzen ſehr verſchieden. Vielleicht giebt es in der Natur keine Materie, welche nicht fluͤchtig waͤre; nur ſind es viele nicht bey den gewoͤhnlichen oder uns bekannten Graden des Feuers, oder ſie ſind nicht ſo fluͤchtig, als andere mit ihnen verbundne. Daher druͤcken die Worte: fluͤchtig und feuerbeſtaͤndig eigentlich blos relative Begriffe aus, und beziehen ſich auf die Grade des Feuers oder auf Vergleichung mit andern Koͤrpern.

Vielleicht haͤngt auch die Fluͤchtigkeit zum Theil von dem die Koͤrper umgebenden Mittel ab. Dieſes iſt doch mehrentheils die Luft. Wenn nun dieſe auf die durchs Feuer ausgedehnten oder aufgeloͤſten Theile eines Koͤrpers eine anziehende Kraft aͤußert, ſo werden ſie verfluͤchtiget; ſo lange dies nicht geſchieht, ſind oder ſcheinen ſie wenigſtens feuerbeſtaͤndig. Die fluͤchtigen Theile bleiben in der Luft, und ſind entweder als Duͤnſte mit ihr verbunden, oder als Rauch ſichtbar, oder als Gas mit der atmoſphaͤriſchen Luft gemiſcht. Wird die Luft mit den beyden erſtern Arten uͤberſaͤttiget, ſo entſteht ein Niederſchlag, wie bey der Deſtillation und Sublimation, wodurch wir die verfluͤchtigten Subſtanzen wieder gewinnen.

Macquer chym. Woͤrterb. Art. Fluͤchtigkeit.

Fluͤſſe, Stroͤme, Flumina, Fluvii, Amnes, Fleuves, Rivieres.

So heißen die groͤßern fließenden Gewaͤſſer, welche aus der Vereinigung der Baͤche entſpringen, und durch ihre Verbindungen mit einander immer zunehmen, bis ſich endlich ihr Waſſer ins Meer ergießt. Die ſchnellern und reißender fließenden pflegt man insbeſondere Stroͤme zu nennen; wiewohl unter dieſem Namen oft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p>
              <pb facs="#f0323" xml:id="P.2.317" n="317"/><lb/>
            </p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>Flu&#x0364;chtig, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Volatile</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Volatil</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>Ein Ko&#x0364;rper heißt flu&#x0364;chtig, wenn er &#x017F;ich durch die Wirkung des Feuers in Da&#x0364;mpfe oder Gasarten verwandeln und davon treiben la&#x0364;ßt. Das Flu&#x0364;chtige i&#x017F;t al&#x017F;o dem Feuerbe&#x017F;ta&#x0364;ndigen oder Fixen entgegenge&#x017F;etzt, <hi rendition="#b">&#x017F;. Feuerbe&#x017F;ta&#x0364;ndig.</hi></p>
            <p>Die Flu&#x0364;chtigkeit ent&#x017F;pringt von der Ausdehnbarkeit oder Auflo&#x0364;slichkeit der Ko&#x0364;rper durch das Feuer, und ihr Grad i&#x017F;t nach der Be&#x017F;chaffenheit der Sub&#x017F;tanzen &#x017F;ehr ver&#x017F;chieden. Vielleicht giebt es in der Natur keine Materie, welche nicht flu&#x0364;chtig wa&#x0364;re; nur &#x017F;ind es viele nicht bey den gewo&#x0364;hnlichen oder uns bekannten Graden des Feuers, oder &#x017F;ie &#x017F;ind nicht &#x017F;o flu&#x0364;chtig, als andere mit ihnen verbundne. Daher dru&#x0364;cken die Worte: <hi rendition="#b">flu&#x0364;chtig</hi> und <hi rendition="#b">feuerbe&#x017F;ta&#x0364;ndig</hi> eigentlich blos relative Begriffe aus, und beziehen &#x017F;ich auf die Grade des Feuers oder auf Vergleichung mit andern Ko&#x0364;rpern.</p>
            <p>Vielleicht ha&#x0364;ngt auch die Flu&#x0364;chtigkeit zum Theil von dem die Ko&#x0364;rper umgebenden Mittel ab. Die&#x017F;es i&#x017F;t doch mehrentheils die Luft. Wenn nun die&#x017F;e auf die durchs Feuer ausgedehnten oder aufgelo&#x0364;&#x017F;ten Theile eines Ko&#x0364;rpers eine anziehende Kraft a&#x0364;ußert, &#x017F;o werden &#x017F;ie verflu&#x0364;chtiget; &#x017F;o lange dies nicht ge&#x017F;chieht, &#x017F;ind oder &#x017F;cheinen &#x017F;ie wenig&#x017F;tens feuerbe&#x017F;ta&#x0364;ndig. Die flu&#x0364;chtigen Theile bleiben in der Luft, und &#x017F;ind entweder als Du&#x0364;n&#x017F;te mit ihr verbunden, oder als Rauch &#x017F;ichtbar, oder als Gas mit der atmo&#x017F;pha&#x0364;ri&#x017F;chen Luft gemi&#x017F;cht. Wird die Luft mit den beyden er&#x017F;tern Arten u&#x0364;ber&#x017F;a&#x0364;ttiget, &#x017F;o ent&#x017F;teht ein Nieder&#x017F;chlag, wie bey der De&#x017F;tillation und Sublimation, wodurch wir die verflu&#x0364;chtigten Sub&#x017F;tanzen wieder gewinnen.</p>
            <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> chym. Wo&#x0364;rterb. Art. <hi rendition="#b">Flu&#x0364;chtigkeit.</hi></p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Stro&#x0364;me, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Flumina, Fluvii, Amnes</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Fleuves, Rivieres</hi></foreign></name>.</head><lb/>
            <p>So heißen die gro&#x0364;ßern fließenden Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, welche aus der Vereinigung der Ba&#x0364;che ent&#x017F;pringen, und durch ihre Verbindungen mit einander immer zunehmen, bis &#x017F;ich endlich ihr Wa&#x017F;&#x017F;er ins Meer ergießt. Die &#x017F;chnellern und reißender fließenden pflegt man insbe&#x017F;ondere <hi rendition="#b">Stro&#x0364;me</hi> zu nennen; wiewohl unter die&#x017F;em Namen oft<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0323] Fluͤchtig, Volatile, Volatil. Ein Koͤrper heißt fluͤchtig, wenn er ſich durch die Wirkung des Feuers in Daͤmpfe oder Gasarten verwandeln und davon treiben laͤßt. Das Fluͤchtige iſt alſo dem Feuerbeſtaͤndigen oder Fixen entgegengeſetzt, ſ. Feuerbeſtaͤndig. Die Fluͤchtigkeit entſpringt von der Ausdehnbarkeit oder Aufloͤslichkeit der Koͤrper durch das Feuer, und ihr Grad iſt nach der Beſchaffenheit der Subſtanzen ſehr verſchieden. Vielleicht giebt es in der Natur keine Materie, welche nicht fluͤchtig waͤre; nur ſind es viele nicht bey den gewoͤhnlichen oder uns bekannten Graden des Feuers, oder ſie ſind nicht ſo fluͤchtig, als andere mit ihnen verbundne. Daher druͤcken die Worte: fluͤchtig und feuerbeſtaͤndig eigentlich blos relative Begriffe aus, und beziehen ſich auf die Grade des Feuers oder auf Vergleichung mit andern Koͤrpern. Vielleicht haͤngt auch die Fluͤchtigkeit zum Theil von dem die Koͤrper umgebenden Mittel ab. Dieſes iſt doch mehrentheils die Luft. Wenn nun dieſe auf die durchs Feuer ausgedehnten oder aufgeloͤſten Theile eines Koͤrpers eine anziehende Kraft aͤußert, ſo werden ſie verfluͤchtiget; ſo lange dies nicht geſchieht, ſind oder ſcheinen ſie wenigſtens feuerbeſtaͤndig. Die fluͤchtigen Theile bleiben in der Luft, und ſind entweder als Duͤnſte mit ihr verbunden, oder als Rauch ſichtbar, oder als Gas mit der atmoſphaͤriſchen Luft gemiſcht. Wird die Luft mit den beyden erſtern Arten uͤberſaͤttiget, ſo entſteht ein Niederſchlag, wie bey der Deſtillation und Sublimation, wodurch wir die verfluͤchtigten Subſtanzen wieder gewinnen. Macquer chym. Woͤrterb. Art. Fluͤchtigkeit. Fluͤſſe, Stroͤme, Flumina, Fluvii, Amnes, Fleuves, Rivieres. So heißen die groͤßern fließenden Gewaͤſſer, welche aus der Vereinigung der Baͤche entſpringen, und durch ihre Verbindungen mit einander immer zunehmen, bis ſich endlich ihr Waſſer ins Meer ergießt. Die ſchnellern und reißender fließenden pflegt man insbeſondere Stroͤme zu nennen; wiewohl unter dieſem Namen oft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/323
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/323>, abgerufen am 22.11.2024.