Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Gesichtsschwächen (Dysopiae), wobey das Auge nur in einer gewissen Stärke des Lichts, oder in einer gewissen Entfernung und Lage deutlich sieht, sind das Tag- und Nachtsehen, die Kurz- und Weitsichtigkeit, das Schiefsehen und Schielen. Das Tags<*>hen (Hemeralopia, Visus diurnus Boerh.) ist der Fehler derjenigen Augen, welche nur beym hellsten Sonnenlichte deutlich sehen, in der Dämmerung aber nichts unterscheiden können. Sauvages (Nosologia methodiea, Amst. 1768. 4 maj. To. I. p. 732.) führt an, diese Krankheit sey um Montpellier epidemisch gewesen, und leitet sie von einer Erschlaffung der Gesichtswerkzeuge durch die feuchte und neblichte Herbstluft ab. Einen ähnlichen Fall führt Nicolai (Abhdl. von den Fehlern des Gesichts, Berlin, 1754. 8. S. 156.) an. Wenn dieser Fehler angebohren ist, wie bey einem jungen Menschen in England (Lowthorp Philos. Trans. abridged. Vol. I. p. 38. u. Sauvages, p. 734.). scheint er von einer allzugeringen Empfindlichkeit der Netzhaut herzurühren. Die Augen der Hühner haben von Natur diese Beschaffenheit. Dagegen wird durch eine allzugroße Empfindlichkeit der Netzhaut und des Augensterns, bisweilen auch durch Entzündung und krampfhafte Zufälle der Augen, oder durch Erweiterung der Pupille bey langanhaltender Dunkelheit das Nachtsehen (Nyctalopia, Visus nocturnus, Vue de hibou, de chat etc.) veranlasset. Thümmig (Versuch einer gründlichen Erläuterung der merkwürdigsten Begebenheiten in der Natur Halle, 8. S. 254.) führt das
Geſichtsſchwaͤchen (Dysopiae), wobey das Auge nur in einer gewiſſen Staͤrke des Lichts, oder in einer gewiſſen Entfernung und Lage deutlich ſieht, ſind das Tag- und Nachtſehen, die Kurz- und Weitſichtigkeit, das Schiefſehen und Schielen. Das Tagſ<*>hen (Hemeralopia, Viſus diurnus Boerh.) iſt der Fehler derjenigen Augen, welche nur beym hellſten Sonnenlichte deutlich ſehen, in der Daͤmmerung aber nichts unterſcheiden koͤnnen. Sauvages (Noſologia methodiea, Amſt. 1768. 4 maj. To. I. p. 732.) fuͤhrt an, dieſe Krankheit ſey um Montpellier epidemiſch geweſen, und leitet ſie von einer Erſchlaffung der Geſichtswerkzeuge durch die feuchte und neblichte Herbſtluft ab. Einen aͤhnlichen Fall fuͤhrt Nicolai (Abhdl. von den Fehlern des Geſichts, Berlin, 1754. 8. S. 156.) an. Wenn dieſer Fehler angebohren iſt, wie bey einem jungen Menſchen in England (Lowthorp Philoſ. Trans. abridged. Vol. I. p. 38. u. Sauvages, p. 734.). ſcheint er von einer allzugeringen Empfindlichkeit der Netzhaut herzuruͤhren. Die Augen der Huͤhner haben von Natur dieſe Beſchaffenheit. Dagegen wird durch eine allzugroße Empfindlichkeit der Netzhaut und des Augenſterns, bisweilen auch durch Entzuͤndung und krampfhafte Zufaͤlle der Augen, oder durch Erweiterung der Pupille bey langanhaltender Dunkelheit das Nachtſehen (Nyctalopia, Viſus nocturnus, Vue de hibou, de chat etc.) veranlaſſet. Thuͤmmig (Verſuch einer gruͤndlichen Erlaͤuterung der merkwuͤrdigſten Begebenheiten in der Natur Halle, 8. S. 254.) fuͤhrt das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0483" xml:id="P.2.477" n="477"/><lb/> ohne einen in die Augen fallenden Fehler des Auges, wobey die Pupille meiſtentheils erweitert iſt, und die Kraft ſich zuſammenzuziehen, verlohren hat, heißt der <hi rendition="#b">ſchwarze Stahr</hi> <hi rendition="#aq">(Amauroſis, Gutta ſerena).</hi> Dieſe mehrentheils unheilbare Krankheit beſteht in einer Laͤhmung des Sehnervens und Unempfindlichkeit der Netzhaut, und kan aus Anhaͤufungen und Stockungen der Saͤfte im Gehirn, aus einer angebohrnen oder durch Krankheit veranlaßten Schwaͤche, aus Krampf oder endlich aus Giften, welche innerlich oder aͤußerlich an den Koͤrper gebracht werden, entſtehen.</p> </div> <div n="2"> <head>Geſichtsſchwaͤchen</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">(Dysopiae),</hi> wobey das Auge nur in einer gewiſſen Staͤrke des Lichts, oder in einer gewiſſen Entfernung und Lage deutlich ſieht, ſind das Tag- und Nachtſehen, die Kurz- und Weitſichtigkeit, das Schiefſehen und Schielen.</p> <p>Das <hi rendition="#b">Tagſ<*>hen</hi> <hi rendition="#aq">(Hemeralopia, Viſus diurnus <hi rendition="#i">Boerh.</hi>)</hi> iſt der Fehler derjenigen Augen, welche nur beym hellſten Sonnenlichte deutlich ſehen, in der Daͤmmerung aber nichts unterſcheiden koͤnnen. <hi rendition="#b">Sauvages</hi> <hi rendition="#aq">(Noſologia methodiea, Amſt. 1768. 4 maj. To. I. p. 732.)</hi> fuͤhrt an, dieſe Krankheit ſey um Montpellier epidemiſch geweſen, und leitet ſie von einer Erſchlaffung der Geſichtswerkzeuge durch die feuchte und neblichte Herbſtluft ab. Einen aͤhnlichen Fall fuͤhrt <hi rendition="#b">Nicolai</hi> (Abhdl. von den Fehlern des Geſichts, Berlin, 1754. 8. S. 156.) an. Wenn dieſer Fehler angebohren iſt, wie bey einem jungen Menſchen in England <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Lowthorp</hi> Philoſ. Trans. abridged. Vol. I. p. 38. u. <hi rendition="#i">Sauvages,</hi> p. 734.).</hi> ſcheint er von einer allzugeringen Empfindlichkeit der Netzhaut herzuruͤhren. Die Augen der Huͤhner haben von Natur dieſe Beſchaffenheit.</p> <p>Dagegen wird durch eine allzugroße Empfindlichkeit der Netzhaut und des Augenſterns, bisweilen auch durch Entzuͤndung und krampfhafte Zufaͤlle der Augen, oder durch Erweiterung der Pupille bey langanhaltender Dunkelheit das <hi rendition="#b">Nachtſehen</hi> <hi rendition="#aq">(Nyctalopia, Viſus nocturnus, <hi rendition="#i">Vue de hibou, de chat etc.</hi>)</hi> veranlaſſet. <hi rendition="#b">Thuͤmmig</hi> (Verſuch einer gruͤndlichen Erlaͤuterung der merkwuͤrdigſten Begebenheiten in der Natur Halle, 8. S. 254.) fuͤhrt das<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [477/0483]
ohne einen in die Augen fallenden Fehler des Auges, wobey die Pupille meiſtentheils erweitert iſt, und die Kraft ſich zuſammenzuziehen, verlohren hat, heißt der ſchwarze Stahr (Amauroſis, Gutta ſerena). Dieſe mehrentheils unheilbare Krankheit beſteht in einer Laͤhmung des Sehnervens und Unempfindlichkeit der Netzhaut, und kan aus Anhaͤufungen und Stockungen der Saͤfte im Gehirn, aus einer angebohrnen oder durch Krankheit veranlaßten Schwaͤche, aus Krampf oder endlich aus Giften, welche innerlich oder aͤußerlich an den Koͤrper gebracht werden, entſtehen.
Geſichtsſchwaͤchen
(Dysopiae), wobey das Auge nur in einer gewiſſen Staͤrke des Lichts, oder in einer gewiſſen Entfernung und Lage deutlich ſieht, ſind das Tag- und Nachtſehen, die Kurz- und Weitſichtigkeit, das Schiefſehen und Schielen.
Das Tagſ<*>hen (Hemeralopia, Viſus diurnus Boerh.) iſt der Fehler derjenigen Augen, welche nur beym hellſten Sonnenlichte deutlich ſehen, in der Daͤmmerung aber nichts unterſcheiden koͤnnen. Sauvages (Noſologia methodiea, Amſt. 1768. 4 maj. To. I. p. 732.) fuͤhrt an, dieſe Krankheit ſey um Montpellier epidemiſch geweſen, und leitet ſie von einer Erſchlaffung der Geſichtswerkzeuge durch die feuchte und neblichte Herbſtluft ab. Einen aͤhnlichen Fall fuͤhrt Nicolai (Abhdl. von den Fehlern des Geſichts, Berlin, 1754. 8. S. 156.) an. Wenn dieſer Fehler angebohren iſt, wie bey einem jungen Menſchen in England (Lowthorp Philoſ. Trans. abridged. Vol. I. p. 38. u. Sauvages, p. 734.). ſcheint er von einer allzugeringen Empfindlichkeit der Netzhaut herzuruͤhren. Die Augen der Huͤhner haben von Natur dieſe Beſchaffenheit.
Dagegen wird durch eine allzugroße Empfindlichkeit der Netzhaut und des Augenſterns, bisweilen auch durch Entzuͤndung und krampfhafte Zufaͤlle der Augen, oder durch Erweiterung der Pupille bey langanhaltender Dunkelheit das Nachtſehen (Nyctalopia, Viſus nocturnus, Vue de hibou, de chat etc.) veranlaſſet. Thuͤmmig (Verſuch einer gruͤndlichen Erlaͤuterung der merkwuͤrdigſten Begebenheiten in der Natur Halle, 8. S. 254.) fuͤhrt das
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